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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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eine einzige Laterne, die ihnen durch den Mund der offenen Tür eine Zunge aus einladendem Gelb entgegenstreckte. Ohne Zögern traten sie ein.
    Der Seher saß im Schneidersitz auf einer Matte; ein Buch lag aufgeschlagen in seinem Schoß. Er betrachtete es durch eine Brille mit ausnehmend dicken Gläsern und kratzte dabei müßig nach seinen Läusen.
    Es dauerte einige Zeit, bis er seine Besucher bemerkte. Nico stand mit schwindender Geduld da und sehnte sich danach, dass Asch sich räusperte und ihre Gegenwart ankündigte.
    Als der Seher endlich aufblickte, lächelte er und legte das Buch sorgfältig auf einen Stapel aus anderen Bänden neben sich. Dann bedeutete er seinen Besuchern, Platz zu nehmen.
    Asch begann zu reden. Der ältere Mann nickte, hörte aufmerksam zu und tauschte gelegentlich eine Frage gegen eine Antwort. Ihre Worte waren leise und voller Respekt vor der schweigenden Nacht um sie herum. Der alte Seher schien sich durch diese späte Heimsuchung nicht gestört zu fühlen; im Gegenteil machte es den Eindruck, dass er diese Gesellschaft willkommen hieß. Es war, als habe er heute Nacht den Besuch eines Rō̄schun erwartet.
    Als er und Asch ihr Gespräch beendet hatten, holte
der Seher eine lackierte Kiste aus Federholz aus einer Ecke der Hütte und stellte sie neben sich auf den Boden. Mit zitternden Fingern holte er etliche Gegenstände aus der Kiste, und Nico beäugte sie eingehend, als sie auf der Matte ausgebreitet wurden.
    Auf einem Rechteck aus schwarzem Schiefer lag ein Klumpen Kreide. Daneben befand sich ein Bündel, das aus getrockneten Schilfrohren zu bestehen schien, die allesamt etwa einen Fuß lang waren. Sie blieben für eine Weile unberührt, während sich der Seher mit einer Reihe von bewussten Atemzügen sammelte. Dann verkündete er durch ein kurzes Händeklatschen, dass er bereit war, weiterzumachen.
    Seine Hände bewegten sich schnell für einen Mann seines Alters. Er warf das Schilfbündel auf die Matte, fuhr rasch mit der Hand darüber und teilte die Rohre in zwei Haufen. Er nahm den rechten auf, warf mit ungeheuer schnellen Bewegungen Rohr für Rohr von einer Hand in die andere und hielt jedes Mal inne, wenn er nur noch vier oder weniger in der rechten Hand hatte. Dabei nahm er das Rohr oder, wenn es noch mehrere waren, die Rohre zwischen zwei Finger und begann den gesamten Prozess aufs Neue, natürlich abzüglich derer, die er schon ausgesondert hatte.
    Als alle fünf Finger Schilfrohre zwischen sich hielten, zählte er sie. Die Zahl schien in irgendeiner Hinsicht bedeutungsvoll zu sein. Er schrieb mit der Kreide ein Zeichen – nur einen einzigen Strich – auf die Schiefertafel, warf die Rohre zu Boden und begann von neuem.
    Es war ein langwieriger Prozess, während dem der Seher
gelegentlich eine weitere Kreidelinie und manchmal auch einen Querstrich auf die Schiefertafel zeichnete, die allmählich zu einer Reihe wurden. Nico verlor sein Zeitgefühl, und ihm fielen schon hin und wieder die Augen zu, als der Seher endlich zum Ziel gekommen zu sein schien. Insgesamt waren nun sechs Linien auf der Tafel zu sehen.
    Der alte Mann kniff die Augen zusammen und betrachtete das Ergebnis, während er etwas in sich hineinmurmelte.
    » Ken-yoma no-schid «, sagte er zu Asch. Der Rō̄schun nickte ernsthaft.
    Der Seher redete weiter und umriss das, was er sah. Als er innehielt und wieder die Schiefertafel anschaute, bat Nico Asch flüsternd um eine Übersetzung.
    Asch war verärgert über diese Unterbrechung, aber ein Blick in Nicos müde Augen schien ihn zu besänftigen, und so gab er eine kurze Erklärung.
    »Ich habe ihn gefragt, wie es uns bei dieser Vendetta ergehen wird. Er hat mir etwas von Donner und Schock erzählt – ein schockierendes Ereignis wird den Handlungsablauf bestimmen. Sei jetzt still, es kommt der wesentliche Teil.«
    »Nach dem Schock werdet ihr zwei Pfade vor euch sehen«, sagte der Seher plötzlich in akzentfreier Handelssprache und sah Nico an, bevor er sich wieder dem eindringlichen Blick Aschs stellte.
    »Wenn ihr den einen Pfad einschlagt, werdet ihr versagen, obwohl euch dafür keine Schuld trifft und noch viel zu tun bleibt … auf dem anderen Pfad werdet ihr
am Ende siegen, aber große Schuld auf euch laden, und nichts wird euch helfen.«
    Asch dachte über diese Weissagung nach und räusperte sich. »Ist das alles?«
    Der Seher lächelte freundlich, gab aber keine Antwort.
    Kurz darauf verließen sie ihn, nachdem sie sich verneigt hatten und zur Tür

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