Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
ausgewichen war. »Und er schmeckt faulig.«
»Selbst der Himmel ist hier verschmutzt. Das kommt von der vielen Kohle, die sie verbrennen. Wenn es nicht Fäulnis regnet, ist die Stadt für gewöhnlich von stinkendem Nebel bedeckt. Baals Nebel nennen sie ihn in Erinnerung an einen alten König, der für seine Blähungen berühmt war. Ich habe gehört, dass man sich nach einer gewissen Zeit daran gewöhnt.«
Nico bezweifelte das. Eine Stunde lief er hinter dem alten Mann her und sah sich eingehend in der fremden Stadt um, während er mit immer größeren Bemühungen das Knurren seines leeren Magens zu überhören versuchte, denn sie hatten das Frühstück verpasst.
Schließlich hielten sie vor einem Hostelio an, einem gedrungenen Bauwerk aus müden grauen Ziegeln, dessen Fenster matt vor Ruß waren und deren Farbe von den morschen Rahmen abblätterte. Das Haus besaß ein übergroßes Schild, das etwa dreißig Fuß über der Straße
hing. »Hostalio el Paradisio« stand in der Handelssprache darauf; darüber war ein Bett gemalt.
Das würde genügen, verkündete Asch. In diesem Stadtteil war jedes derartige Haus genauso gut oder schlecht wie die anderen.
Sie gingen nach drinnen und gaben am Empfang falsche Namen an, während der Regen aus ihren Kleidern auf den gefliesten Boden tropfte. Der Portier schaute kaum von seiner Zeitung auf, als Asch sich in das Gästebuch eintrug. Er unterbrach seine Lektüre nur, um die folgenden Sätze aufzusagen: »Noch Zimmer frei im vierten Stock. Versucht es dort. Kein Besuch nach neun Uhr. Kochen in den Zimmern nicht erlaubt. Feuer strengstens verboten, auch Kerzen. Oh«, fügte er hinzu, als er endlich aufschaute, »und auch das Entsorgen von Abfall durch das Fenster. Dafür gibt es in jedem Stockwerk einen Abtritt. Das ist ein respektables Haus, und so soll es auch bleiben, verstanden?«
»Dann will ich ihm den Respekt erweisen, den es verdient«, bemerkte Asch und ballte die Faust, bis das Regenwasser daraus auf das offene Gästebuch tropfte und das Papier mit grauen Flussflecken verunzierte. Der Portier schloss das Buch hastig, damit es keinen weiteren Schaden nahm, und verkündete das Ende ihrer Geschäftsverhandlungen mit einem lauten Schniefen. Er kehrte zur Lektüre seiner Zeitung zurück, während Asch und Nico ihr Gepäck nach oben trugen. Jedoch beobachtete der Portier sie aus den Augenwinkeln heraus.
Die Schwierigkeit, ein leeres Zimmer zu ergattern, bestand darin, eine Tür zu finden, in der noch ein Schlüssel
steckte. Schließlich entdeckten sie eines im vierten Stock, wie es ihnen gesagt worden war. Nico war als Erster an der Tür, packte den Schlüssel und wollte ihn drehen. Er bewegte sich nicht.
»Geh beiseite«, befahl Asch.
Das Schlüsselloch war nicht unmittelbar auf der Tür befestigt, sondern steckte in einem festen Metallkästchen, das wiederum an den Rahmen geschraubt war. Bevor der Schlüssel funktionieren konnte, musste Asch eine Münze in den Schlitz des Kästchens stecken. Wie sich herausstellte, war dazu ein ganzer Silberwunder notwendig, denn die kleineren Viertlermünzen fielen einfach unten wieder heraus.
Nico verfolgte mit den Ohren das Rasseln des schweren Silberwunders; es klang, als würde er geradewegs durch die Wand fallen. Dann klickte etwas in dem Kästchen, der Schlüssel drehte sich in Aschs Hand, und er zog ihn heraus und drückte die Tür auf.
Das Zimmer sprach dieser Bezeichnung Hohn, denn es herrschte kaum genug Platz, um sich hinzulegen. Es enthielt zwei Betten, die von der Wand heruntergeklappt werden konnten, eines über dem anderen. Im Augenblick befanden sie sich senkrecht an der Wand. Asch warf eine Münze in einen weiteren Schlitz, der am Gestell eines der Betten befestigt war, und schwang es nach unten. Er setzte sich schwer und hielt seinen Lederbeutel im Schoß. Er seufzte; es klang ganz nach dem alten Mann, der er war.
Nico schloss die Tür, ging mit wenigen Schritten zum Fenster gegenüber und stellte sein Gepäck auf den fleckigen
Boden darunter. Im Zimmer roch es nach Teerholz, altem Schweiß und Feuchtigkeit, und es musste dringend gelüftet werden. Er versuchte die Läden vor dem winzigen Fenster zu öffnen, aber sie ließen sich nicht bewegen.
»Nico«, unterbrach Asch ihn und übergab ihm mürrisch einen Viertler. Nico bemerkte den Geldschlitz am Fensterrahmen. Ungläubig warf er die Münze hinein und hörte ein verborgenes Klicken, als das Geldstück seinen Weg nahm. Schließlich konnte er die Läden
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