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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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können. Einen Moment lang hatte er geglaubt, er erleide einen Herzanfall, doch es war schnell vorübergegangen. Aber zum ersten Mal in seinem Leben war Oschō̄ inmitten seiner Untergebenen nicht in der Lage gewesen, die Führung zu ergreifen.
    Nur Asch und schließlich Baracha hatten dafür gesorgt, dass er nicht das Gesicht verlor. Sie hatten es auf sich genommen, die Vendetta zu bestätigen, damit Oschō̄ in sein Zimmer zurückkehren und die Tür fest hinter sich schließlich konnte, um auf seine eigene, persönliche Art zu trauern.
    Als Oschō̄ nun vor dem Fenster stand, sah er vor sich das Bild des lachenden Baso, während eine Blitzgabel den Himmel über seinem Kopf spaltete. Oschō̄ lächelte angesichts dieser Erinnerung. Seit vielen Jahren hatte er nicht mehr daran gedacht.
    Es war eine Erinnerung an den zweiten Tag ihrer Flucht aus dem alten Land nach der letzten Niederlage der Volksarmee bei der Schlacht von Hung. Oschō̄ war der einzige General gewesen, der dieser verhängnisvollen Falle entkommen war. Nach einigen Rückzugsgefechten war es ihm und den versprengten Überresten seines Kommandos gelungen, sich zu den übrig gebliebenen Schiffen der Flotte durchzuschlagen, die dreißig Laq die Küste hinauf geankert hatten. Ohne ausreichende
Vorräte und in vollkommenem Chaos waren sie auf die Seidenwinde zugesegelt, da sie gewusst hatten, dass ihr Heimatland nun für sie verloren und das Exil die einzige Hoffnung war. Es war nur noch eine schwache Hoffnung gewesen, als die Flotte der Lehensherren in Sicht gekommen war.
    Sie hatten ihnen nicht davonfahren können, und so waren Oschō̄s Schiffe zwischen der felsigen Küste im Westen und einer höchst gefährlichen Sturmfront, die aus südlicher Richtung vom offenen Meer herbeidrang, gefangen gewesen. Und hinter ihnen waren die Schiffe des Feindes näher gekommen, die ihnen zahlenmäßig mindestens um das Dreifache überlegen gewesen waren.
    Die verzweifelten Flüchtlinge entschieden sich, in den aufziehenden Sturm hineinzusegeln.
    Damals war Baso noch beinahe ein Kind gewesen, kaum älter als sechzehn Jahre, und hatte stolz seine zerbeulte, zu große Rüstung getragen, während die meisten anderen Überlebenden der besiegten Volksarmee sie aus Angst vor dem Ertrinken bereits abgelegt hatten. In diesen dunklen Stunden auf See schien alles verloren. Gebete an die Ahnen fielen von zitternden Lippen. Unter kreischenden Windstößen brachen Masten und wurde Takelage zerfetzt; Wellen überspülten Decks und brachten Schiffe zum Kentern. Niemand erwartete, mit dem Leben davonzukommen. Sogar Oschō̄ glaubte, dass sie alle dem Tod nahe waren – wenn nicht durch die Hand des Feindes, dann durch den wilden Sturm. Aber er hatte seine Ängste für sich behalten, als er der Flotte
befohlen hatte, weiter voranzusegeln, und für seine Männer hatte er den Tapferen gespielt, auch wenn er in der Tiefe seines Herzens genauso hoffnungslos war wie alle anderen.
    Aber als er gesehen hatte, wie Baso laut auflachte, als das Schiff unter seinen Füßen schlingerte und der Himmel über ihm tobte, und wie lebendig er im Wahnsinn dieses Augenblicks gewesen war, ohne jede Furcht oder Sorge um Vergangenheit und Zukunft oder auch nur um das Hier und Jetzt … Dieser Anblick hatte Oschō̄ ein wenig aufgerichtet und ihm zu einem Zeitpunkt Mut gemacht, zu dem er ihn am dringendsten benötigte.
    Und nun war Baso nicht mehr, wie so viele andere; nur sehr wenige von Oschō̄s ursprünglichen Gefährten waren übrig geblieben. Kosch, Schiki, Ch’eng, Schin der Seher, Asch … er konnte diejenigen, die aus dem alten Land stammten, an einer Hand abzählen. Diese wenigen Männer waren alles, was Oschō̄ noch mit der fernen Vergangenheit und mit seinem Heimatland verband. Es hatte den Anschein, dass er mit jedem weiteren Todesfall unter ihnen verwundbarer wurde und ängstlicher über die Frage nachdachte, wer wohl der Nächste sein mochte.
    Er wusste, dass es Asch sein würde. Asch würde als Nächster gehen, und sein früherer Lehrjunge würde der bitterste Verlust von allen sein.
    Asch war noch immer irgendwo da draußen, zweifellos in Q’os und mitten in der Vendetta – und das in seinem Alter, bei Dao! Oschō̄ hätte ihn niemals gehen lassen dürfen. Nicht in seinem Zustand. Aber vor lauter
Kummer war es Oschō̄ nicht in den Sinn gekommen, Asch von seiner Entscheidung abzubringen. Er hatte erst später daran gedacht, nachdem Asch bereits abgereist war und Oschō̄ begriffen hatte,

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