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Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander

Titel: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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dasaß und ihm
bei der Arbeit zusah. In gewisser Weise war Nicos Erschöpfung nun ein Segen für ihn; seine Gedanken waren so schwerfällig, dass das, was er sah, ihm keinerlei Übelkeit verursachte.
    Schließlich nickte Asch und seufzte: »Das genügt.«
    Nico schnitt den Faden mit einem Messer ab und wickelte den Verband so gut, wie es ihm möglich war, um den Arm. Dann zog er dem alten Mann die Schuhe aus, half ihm dabei, die Füße aufs Bett zu legen und sorgte dafür, dass der Kopf bequem auf dem Kissen ruhte.
    Asch schloss die Augen. Sein Atem wurde flacher.
    Nico dachte daran, wie dieser alte Mann halbblind zwischen den Regulatoren umhergetanzt war und sein Schwert geschwungen hatte, als wäre es federleicht, und all die Legenden, die ihn umgaben, wurden plötzlich Wirklichkeit.
    »Ich glaube, ich habe heute Nacht einen Menschen getötet«, sagte Nico, während er sich über die ruhig daliegende Gestalt seines Meisters beugte.
    Asch neigte den Kopf ein ganz klein wenig und sah ihn an. »Und wie fühlst du dich jetzt, nachdem du es getan hast?«
    »Wie ein Verbrecher. Als ob ich etwas genommen hätte, zu dem ich kein Recht hatte. Als ob ich jemand anderes geworden wäre – jemand, der verderbt ist.«
    »Gut. Möge es immer so sein. Sorgen musst du dir nur machen, wenn sich nach der Tat dein Blut abgekühlt hat und du gar nichts fühlst.«
    Aber genau das war es, wonach Nico sich sehnte – nichts zu fühlen. Wie konnte er nach dem, was er getan
hatte, je wieder nach Hause zu seiner Mutter gehen und ihr in die Augen sehen?
    »Vielleicht hatte er Kinder«, sagte Nico. »Einen Sohn wie mich.«
    Asch schloss die Augen und legte den Kopf wieder mitten auf das Kissen.
    »Du hast es gut gemacht«, krächzte der Farlander.
    Nico hörte diese Worte kaum noch. Er behielt seine Stiefel an, während er die härteste Kletterei seines Lebens hinter sich brachte – die auf das obere Bett. Kaum hatte er sich auf der dünnen Matratze ausgestreckt, als sich ihm sein Körper entzog. Er fiel in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
    Beide lagen wie tot da, jeder bedeckt mit einem Überzug aus Schweiß und getrocknetem Blut, und sie bemerkten nicht den Kampf in dem Zimmer über ihnen und auch nicht das endlose Klappern von Münzen hinter den anderen Wänden.

    Es war still in den dunklen Straßen, die das Opernhaus umgaben. Das große Gebäude lag in Lautlosigkeit gehüllt, die heutige Vorstellung war zu Ende. Die Besucher waren schon lange entweder nach Hause gegangen oder hatten sich anderen nächtlichen Vergnügungen hingegeben.
    Der Karren schaukelte auf den Rädern, als ein weiterer Leichnam auf ihn geworfen wurde. Die Reinigungsschwadron arbeitete schweigend; nur hin und wieder
ertönte ein erschöpftes Ächzen hinter den Tüchern, die sie sich um die Gesichter gebunden hatten, oder ein Fluch als Antwort auf die stinkenden Ausflüsse der Leichen, zwischen denen sie umherschritten. Zwei Gestalten standen ein wenig abseits von dieser Szenerie; es waren ein Mann und eine Frau. Der Mann paffte einen Hazii-Stab, und die Frau lehnte gegen eine Mauer und hatte sich eng in ihren Mantel eingewickelt.
    »Er kommt doch noch«, verkündete der Mann.
    Ein weiterer Karren, der von einem Zel gezogen wurde, bog rumpelnd in die Straße ein; es war ein mächtiger hölzerner Kasten auf Rädern. Sein Fahrer trieb das Zel so leise wie möglich an und zog an den Zügeln, als er die beiden Gestalten erreicht hatte.
    »Du hast dir viel Zeit gelassen«, tadelte ihn die Frau und stieß sich von der Wand ab.
    Der Fahrer zuckte die Achseln. »Wie lange?«, fragte er, bevor er abstieg.
    »Eine Stunde – nicht länger.«
    Der Fahrer schnalzte mit der Zunge und schlenderte zum hinteren Teil des Karrens. Er riss die Türen auf, und zwei Bluthunde starrten ihn aus einem Drahtkäfig an. Sie wedelten heftig mit den Schwänzen.
    »Kommt, meine Lieben«, sagte er zu ihnen. »Es ist Zeit, dass ihr euch euer Abendessen verdient.«
    Nachdem er den Käfig geöffnet hatte, befestigte er dicke Leinen an ihren Halsbändern und erlaubte ihnen dann, vom Wagen zu springen.
    Die Hunde zerrten heftig an ihm und wollten unbedingt mit der Jagd beginnen. Sie blieben still, keuchten
nur mit offenen Mäulern, so wie es ihnen beigebracht worden war. »Die Blutspur führt in diese Richtung«, sagte die Frau hilfsbereit und hob den Arm.
    Aber die Hunde hatten die Witterung bereits aufgenommen und eilten hinter dem Geruch her, während ihr Führer sie kaum im Zaum zu halten vermochte.

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