Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
überquerten sie so schnell und so dicht am Boden wie möglich. Schreie auf beiden Seiten zeigten die Opfer des irrtümlichen Beschusses durch die eigenen Leute an.
Vor ihnen: ein Gebäude, gedrungen und noch hässlicher als die anderen. Keine Tür im Eingang, der schwarz war wie die Nacht. Sie stürzten hindurch in einen stinkenden Raum ohne Licht; Funken flogen und Steinsplitter regneten von den Rändern des Türdurchgangs hinter ihnen herab.
Sie taumelten tiefer ins Innere. Die nur schwach erahnbaren Wände waren mit Schmierereien bedeckt. Es handelte sich um eine öffentliche Bedürfnisanstalt mit einer Reihe von Abortlöchern vor der einen Wand.
Asch lief zum hinteren Teil des kleinen Gebäudes, in
dem ganz oben einige dreckige, schmale Fenster steckten. Eines davon schlug er mit dem Griff seines Schwertes ein und säuberte die ausgezackten Ränder.
»Wir müssen uns aufteilen, Junge. Allein bin ich viel schneller. Wenn du dich versteckst, kann ich sie von dir ablenken.«
Nico schaute sich rasch um. » Verstecken? Wo?«
Asch warf einen Blick auf die Reihe der Löcher in der Holzbank, die von Flecken zweifelhafter Herkunft gesprenkelt war. Der alte Mann zog an ihr, bis er das Sitzbrett aus der Verankerung gelöst hatte. Nico würgte unter dem Gestank genauso wie Asch.
Als sich sein Meister zu ihm umdrehte, wich Nico entsetzt vor dem Ausdruck in Aschs Gesicht zurück. Er wusste, was der alte Farlander vorhatte und schüttelte entschlossen den Kopf.
»Willst du hier sterben?«
»Dann lasst mich nicht allein. Wir laufen zusammen weg. «
»Wir sitzen in der Falle, Nico. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit zumindest du aus dieser Sache wieder herauskommst. Hinein mit dir. «
»Nein, niemals.«
» Bitte , Nico. Hör doch, sie kommen.«
Es stimmte. Er hörte Schritte auf der Straße draußen.
»Sofort! «, befahl Asch, und Nico spürte, wie sein Körper völlig gegen seinen Willen in die Öffnung der Latrine kletterte.
Ein harter Stoß half nach, und er landete auf dem Rücken in einem durchweichten, stinkenden Haufen, der
die Beschaffenheit von Schlamm hatte und Nico in sich einzusaugen drohte. Er würgte abermals und übergab sich.
» Still! «, flüsterte Asch über ihm, während er die Sitzbank wieder an Ort und Stelle legte.
Nico hielt sich die Hand vor den Mund, würgte wieder und zitterte in der Finsternis. » Geh zum Hafen, sobald die Luft rein ist«, befahl ihm Asch durch eines der Löcher. »Dort steht die Statue eines ihrer Generäle – du kannst sie nicht übersehen. Vor ihr treffen wir uns bei Sonnenaufgang. Falls ich nicht da sein sollte, Nico, musst du die Stadt verlassen. Geh nach Hause zu deiner Mutter. Lebe noch lange und denke manchmal an mich. «
Der alte Farlander warf ihm eine Börse mit Münzen zu. Sie klapperte dumpf auf die Fäulnis neben Nico.
»Lebwohl, mein Junge.«
»Meister Asch! «
Aber Asch war schon weg. Nico hörte, wie er durch das Fenster kletterte, dann erklangen Schritte am Eingang. Jemand schrie, und Asch wurde verfolgt.
Einige blieben zurück. Lampenlicht flackerte durch die Löcher über Nicos Kopf; Schatten glitten vorbei, und das Scharren schwerer Stiefel und gebrüllte Kommandos waren zu hören, die in dem Gestank dicht über ihm ertönten. Nico schloss die Augen und versuchte zu atmen, ohne dabei würgen zu müssen. Er strengte sich an, nicht daran zu denken, was sie mit ihm machen würden, wenn sie ihn entdeckten.
Licht fiel gegen seine geschlossenen Lider, aber als er
endlich den Mut gefasst hatte, nach oben zu schauen, verblasste es bereits.
Die Jagd ging weiter. In dem Raum über ihm wurde es dunkel und still.
Er wartete. In der Ferne hörte er weitere Rufe. Einen Schrei. Leute brüllten.
Nico verlor jedes Zeitgefühl. Er fand heraus, dass er den Kot auf seiner Haut am wenigsten spürte, wenn er sich nicht bewegte. Er lag in vollkommener Reglosigkeit da und versuchte zu atmen, ohne dass sich sein Brustkorb hob oder senkte.
Er fragte sich, wie es Asch ging und war sich trotz der gewaltigen Falle, die ihnen gestellt worden war, ziemlich sicher, dass sein Meister einen Ausweg finden würde. Das zumindest schenkte Nico ein wenig Hoffnung.
Hunde bellten. Erneut Stimmen. Nicos Herz blieb mitten im Schlag stehen, als Schritte zum Eingang der Latrine zurückkehrten.
»Da drin haben sie schon gesucht«, ertönte die Stimme einer Frau.
»Diese Idioten? Sie können vielleicht mit ihren Schwertern herumfuchteln, aber ich glaube nicht, dass sie
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