Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Ein öliger Glanz spielte über die Klinge: meeresblau, weizengelb und braun wie feuchte Erde, während sich kurz unter dem Griff das Gaslicht wie eine Miniatursonne spiegelte. Nico sah die Maske des Mannes und deren viele Öffnungen, hinter denen die Schwärze lag – mit Ausnahme der weißen Augen, die nun auf den alten Farlander gerichtet waren, der unbewaffnet und überrumpelt auf dem Boden hockte.
Dann lief die Zeit wieder normal ab, und es herrschte Chaos. Ein Brüllen erfüllte Nicos Ohren und schockierte
seine Sinne noch mehr. Er erkannte, dass Asch die Quelle dieses Brüllens war – Asch, der noch immer auf dem Boden saß und das einzig Mögliche tat, als der erste Akolyt mit seinem Schwert auf ihn zusprang.
Es war ein Urschrei und glich nichts, was Nico je gehört hatte. Er hätte niemals geglaubt, dass so etwas aus einer menschlichen Kehle kommen konnte. Der Schrei war mit einer solch ungeheuren Kraft ausgestoßen worden, dass Aschs Angreifer einen Augenblick lang verblüfft war und seine Waffe fallen ließ, als ob sie glühend heiß wäre.
Das reichte für Asch aus, zur Seite zu springen und das einzige Möbelstück im Raum zu ergreifen. Es war ein Stuhl. Er schwang ihn mit voller Kraft gegen das Gesicht des Akolyten. Knochen splitterten hinter der Maske, und der Mann taumelte rückwärts gegen diejenigen, die in den Raum hineindrängten. Der Farlander stürzte auf ihn zu und schob mit seinem Schwung alle zurück durch die Tür. Irgendwie schaffte er es, sie zuzuwerfen. Er drückte mit dem Rücken dagegen und hielt sie geschlossen.
»Nico … «, sagte er mit einer Gelassenheit, die Nico mehr ängstigte als beruhigte. »Wirf mir eine Münze zu, Junge, aber schnell.« Er deutete mit dem Kopf auf das Waschbecken, das nun außerhalb seiner Reichweite war und in dem das Wechselgeld für die vielen Münzschlitze des Zimmers lag.
Nico kletterte von seinem Bett, während Asch weiterhin angestrengt gegen die Tür drückte, die heftig erzitterte und ihn aus dem Weg zu schieben drohte. »Beeil dich«, zischte Asch.
Nico griff in das Becken. Er tastete nach einer Münze, sah keine und befürchtete plötzlich, dass er die letzte bereits aufgebraucht hatte – aber nein, schließlich fanden seine Finger das, was seine Augen nicht gefunden hatten, und er hob sie auf und warf sie Asch zu.
Asch fing sie mit der Hand auf, drehte sie mit derselben Bewegung um und warf sie in den Schlitz am Türrahmen. Er drehte den Schlüssel und entspannte sich ein klein wenig, als der Bolzen in den Rahmen fuhr. Noch immer wurde auf das bebende Holz eingehämmert, und Asch drückte sich weiterhin dagegen, denn er traute dem Schloss offensichtlich nicht.
Nico machte einen Schritt auf ihn zu, drehte sich um und ging stattdessen zum Fenster. Dort blieb er gelähmt vor Unentschlossenheit stehen.
Asch warf ihm einen finsteren Blick zu, gerade als eine Axtklinge neben dem Kopf des alten Mannes durchhieb und ein Regen aus hellen Splittern niederging. »Das Fenster, Junge. Das Fenster!«
Nico brauchte keine zweite Aufforderung. Es war der einzige Ausweg. Er drückte gegen die Läden, aber sie ließen sich nicht öffnen und widerstanden all seinen Bemühungen. Sie brauchten noch eine Münze.
Fluchend fischte Nico im Becken nach einer weiteren, aber diesmal wusste er genau, dass er alle aufgebraucht hatte.
Er drehte sich verzweifelt nach Asch um, rang die Hände, war zu sehr in Panik, um noch folgerichtig denken zu können.
»Die Börse! «, schrie Asch. » Da! Auf dem Bett! «
Als Nico in der Börse herumwühlte, fand er unter den Münzen einen Viertler, trug ihn zum Münzschlitz am Fenster und versuchte ihn mit zitternden Fingern einzufüttern. Dabei ließ er die Münze fallen und musste ihr nachjagen, als sie quer durch den Raum bis vor Aschs Füße rollte.
Asch rief etwas, das Nico nicht verstand. Er hob rasch die Münze auf und kehrte mit ihr zum Fensterrahmen zurück. Diesmal zielte er besser, und der Viertler rasselte durch den Schlitz. Nico zwang die Läden auf und holte tief und heftig Luft. Draußen war es dunkel, und es herrschte dichter Nebel. Er steckte den Kopf hinaus und schaute auf die Gasse, die vier Stockwerke unter ihm verlief. Er sah keine Möglichkeit hinunterzuklettern; es gab weder Feuerleitern noch Regenrinnen.
»Wir sitzen in der Falle!«, rief er und zog den Kopf wieder ins Zimmer, gerade als etwas gegen den Rahmen schmetterte. Er starrte auf das zerbrochene Ende eines Pfeils, der soeben vom Fensterbrett
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