Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
gute Beobachter sind.«
Stiefel scharrten abermals über ihm. Eine Lampe flackerte und warf Schatten.
»Wo ist Stano? Hast du ihn gesehen?« Die Stimme der Frau klang besorgt.
»Ja. Der Rō̄schun hat ihn im Nebel abgestochen. Pech.«
»Tot?«
» Sah so aus. «
Das schien der Frau nicht zu gefallen. »Wenn wir diese Bastarde erwischen, will ich den ersten Schlag haben.«
»Herzlich gern.«
Nun befand sich die Stimme unmittelbar über ihm. Der Schein der Lampe drang durch das Loch. Nico zuckte vor ihm zurück.
Ein Gesicht erschien. Sein Blick begegnete dem von Nico.
Plötzlich leuchteten Zähne hell auf.
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
Warten bei Mokabi
Auch bei Anbruch der Morgendämmerung hatte sich der Nebel noch nicht zerstreut.
Er überzog die Straßen wie eine Schicht aus dunstigem Schnee und verdeckte alles in ihm und außerhalb von ihm auch dann noch, als die Sonne aufging, die nur ein vages Schimmern ohne jede Wärme war. Für all jene Unglücklichen, die zu dieser frühen Stunde schon auf den Beinen sein mussten, war das Tageslicht nichts als ein schwaches Glimmen, das die Morgenkälte noch verstärkte. Fußgänger stießen unbeholfen auf dem Bürgersteig zusammen. Karren schrammten an anderen Karren vorbei, während die Maultiere aus Nervosität nacheinander schnappten. Der Nebel stank; er klebte in der Kehle und stach in den Augen. Er bedeckte jede Oberfläche mit Feuchtigkeit, so dass es sogar von den herunterhängenden Flaggen des Bezirks feucht tropfte.
Asch eilte die Straße entlang. Sein Mantel war durchnässt, genau wie die Kleidung darunter. Er trug nach wie vor sein Schwert, hielt es aber verborgen. Getrocknetes
Blut fleckte seine Hand dort, wo es aus der wieder aufgeplatzten Wunde gequollen war. Der alte Farlander hinkte leicht.
Vor ihm ragte das Standbild aus dem Nebel: ein gewaltiger Stachel, der sich in das Düster erhob. Kämpfende Gestalten waren überall um ihn herum verteilt; ihre Todesqualen waren kunstvoll in Bronze gegossen. Asch blieb darunter stehen. General Mokabi stand in dreifacher Lebensgröße am Fuß des Stachels und schaute in die Ferne. Sein Gesichtsausdruck war der eines Siegers, auch wenn an den Runzeln der Erschöpfung abzulesen war, dass es sich um einen hart errungenen Sieg handelte. Er hatte die Arme in die Hüften gestemmt und den Kopf leicht zurückgelegt, als ob er die Bewunderung der anderen bei seiner größten Leistung genieße.
Nico war nirgendwo zu sehen.
Asch stieß einen Seufzer aus und setzte sich schwer auf die Brüstung, die das Monument umgab. Er zuckte zusammen, als er das Gewicht von seinen Füßen nahm.
Die Dämmerung wurde zum frühen Morgen. Er zog den Mantel enger um sich, auch wenn die feuchte Wolle kaum Wärme spendete. Er regte sich nicht mehr. Nach einer Weile schien er zu einem Teil des Monuments geworden zu sein, so dass niemand den Wartenden in dem stärker werdenden Verkehr bemerkte.
Allmählich ging es auf Mittag zu. Noch immer kein Anzeichen von Nico.
Der alte Farlander stand auf und ging lange um die Basis des Monuments herum, damit wieder ein wenig Wärme in seine Beine zurückkehrte. Dabei spähte er
immer wieder in den alles umhüllenden Nebel. In der Ferne schlug eine Uhr die volle Stunde.
Am frühen Nachmittag setzte sich Asch wieder und hielt sein Schwert auf dem Schoß. Das war höchst riskant, denn es war verboten, in der Stadt offen eine Waffe zu tragen. Er trommelte mit dem Daumen auf die Lederscheide und starrte unter seiner Kapuze hervor. Ein leichter Wind wehte vom Meer her, das irgendwo rechts von ihm lag. Herbstblätter raschelten trocken über den Boden, abgeworfen von Bäumen, die er nicht sehen konnte. Der Nebel trieb umher, schaffte freie Räume in seinem Inneren, wollte sich aber nicht heben.
Die Uhr schlug erneut. Langsam stand Asch auf. » Nico! «, rief er.
Seine Stimme klang gedämpft und verlor sich im alles einhüllenden Nebel
Um seine Fußknöchel wirbelten die toten Blätter. Der alte Mann senkte den Kopf.
» Sag mir genau und in allen Einzelheiten, was passiert ist.«
Es war Baracha, der diese Worte ausgesprochen hatte, und allmählich verlor er die Geduld mit seinem Kameraden.
Asch saß eine Weile schweigend da.
Die Steinblöcke, auf denen sie alle hockten, waren glitschig von der Feuchtigkeit und wirkten wie schwarzer, vulkanischer Fels. Hier und da hatten sich in den
kleinen Vertiefungen in der Oberfläche winzige Tümpel aus brackigem Wasser gebildet, die das Zwielicht widerspiegelten und
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