Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Klinge.
»Gift«, sagte er. »Beeil dich, Junge. Ein Gegenmittel.«
Aléas riss sich zusammen. Jetzt war nicht die Zeit für einen Nervenzusammenbruch.
Er griff nach dem Medizinbeutel an seiner Hüfte. »Welches?«
»Alle. «
Aléas nahm vier Phiolen mit Gegengiften heraus und träufelte von allen etwas zwischen Aschs Lippen.
Der Steigekasten kam klappernd zum Stillstand. Baracha
packte hastig die Griffe der neuen Schiebetüren und hielt sie geschlossen. Aber niemand versuchte sie zu öffnen.
Aléas rieb sich das entzündete Auge. Er hob die Wasserflasche, die er bei sich trug, legte den Kopf zurück und spülte sich das Auge aus. Er blinzelte und wiederholte den Vorgang. Es schien zu wirken. Dann nahm er einen großen Schluck zu sich.
»Binsenöl«, keuchte Asch vom Boden aus.
Aléas kniete nieder. Er nahm ein kleines Tontöpfchen aus dem Medizinbeutel, zog den Papierstöpsel heraus, strich sich ein wenig von der wächsernen Paste auf den Finger und verrieb sie auf Aschs Lippen.
Das Glitzern kehrte in die Augen des alten Mannes zurück. »Hilf mir auf die Beine«, befahl er.
»Ganz ruhig«, meinte Aléas. »Ihr seid vergiftet worden. «
»Ich weiß. Ich spüre es.«
Baracha lauschte an der Doppeltür. »Wie fühlst du dich?«, fragte er leise und drehte sich um. Asch schüttelte kurz den Kopf.
»Ich glaube, es ist zerriebener Heiligsamen«, sagte Aléas, während er sich das vergiftete Messer unter die Nase hielt.
»Sehr selten«, bemerkte Asch.
»Und schwierig zu behandeln. Wir müssen Euch purgieren, sobald wir hier raus sind. «
» Seid ihr zwei bereit?«, fragte Baracha.
Asch hob sein Schwert vom Boden auf. Er warf seine schwere Robe ab und säuberte damit zuerst den Griff
und dann die gebogene Klinge seiner Waffe. Er sah aus wie ein Bauer, der seine Sense reinigt.
Ein scharfer Schmerz überfiel den alten Mann, als er fertig war. Er beugte sich vor, griff sich an die Seite und atmete tief ein. Es kostete ihn offensichtliche Willenskraft, sich wieder aufzurichten.
Schließlich nickte er.
Baracha schob die Türen auf.
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
Eine Tötung
Kirkus fühlte sich elend. Er stand vor der schweren Tür des Gewölbes und hielt das Ohr gegen sie gepresst. Hinter ihr hörte er nichts als Stille.
Sie würden kommen, das wusste er, und dieses Wissen rief in ihm das Verlangen hervor, einfach wegzulaufen. Aber wohin? Er befand sich in der Spitze des Himmelsturms; der einzige Weg hinaus führte an den Männern vorbei, die ihn umzubringen versuchten.
Er konnte nur hoffen, dass die Tempelwachen sie aufhielten. Es würde ihnen gelingen, dessen war er sich sicher, denn sie waren seit ihrer Kindheit für ein solches Ereignis ausgebildet worden. Aber er fragte sich, wie es die Attentäter überhaupt so weit hatten schaffen können?
Kirkus stieß sich von der Tür ab und schritt zurück in die Sturmkammer. Er hielt ein Kurzschwert in der Hand und schwang es einmal, zweimal durch die Luft.
Kirkus sagte sich, dass er es nicht brauchen würde. Sie würden nie hier hereinkommen.
Manse, der alte Priester, stand abwartend im Mittelpunkt
des Raumes, hatte die Hände in den Ärmeln vergraben und hielt den Kopf geneigt. Eine stumme Dienerin kümmerte sich um das Feuer und warf dabei gelegentlich einen Blick auf Kirkus.
»Ihr beide, zur Tür«, befahl Kirkus. » Sagt mir, wenn irgendwas passiert.«
Er beachtete sie nicht weiter, als er an ihnen vorbeieilte. Er lief hin und her, blieb schließlich vor einem Glasfenster stehen und drückte die Stirn gegen seine Kühle. In dieser Höhe befand er sich über dem Nebel; der Turm erhob sich aus dem Wolkenmeer, und weitere Türme durchstachen es hier und da wie Inseln.
Sogar durch das dicke Glas hörte er einen Schrei, der aus einem der Fenster im nächsttieferen Stockwerk drang. Wieder bebte sein Magen.
Bisher hatte sich Kirkus in seinem Leben erst ein einziges Mal wirklich gefürchtet, und das war vor einigen Jahren während seiner ersten Reinigungszeremonie gewesen. Er war nach der Hälfte des Rituals, das eine Woche dauerte, zusammengebrochen und hatte sich nicht mehr dazu zwingen können, weiterzumachen.
Damals war seine Großmutter zu ihm gekommen und hatte ihm Wasser gegeben, während sie die faulige Masse aus seinem Gesicht gewaschen hatte. Schließlich hatte er nicht mehr gezittert, und seine Tränen waren versiegt. Er hatte sie angeschaut und noch immer Phantome gesehen. Er hatte gewusst, dass er kurz davor war, den Verstand zu verlieren.
Warum
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