Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
Heiligtum des Tempels des Wisperns, den größten überdachten Raum innerhalb des Turmkomplexes. Die Wände waren von derselben Farbe wie rohes Fleisch; ein Opferaltar aus reinem weißem Stein erhob sich am hinteren Ende in einem Teich auf gedämpftem Gaslicht.
Rosafarbene Marmorsäulen verliefen in zwei Reihen um das gesamte Heiligtum herum und erhoben sich zu dem nur undeutlich sichtbaren Deckengewölbe hoch über ihnen, das vollständig mit Malereien von Mhann bedeckt war – mit Bildern, die einen Teil des Chaos‘ widerspiegelten, das sich auf dem Boden unter ihnen ausbreitete.
Das Chaos war durch Panik verursacht – durch die Verzweiflung, mit der die Akolyten dem Strom der wahnsinnigen Ratten zu entgehen versuchten, die sich nun auf alles stürzten, was sich bewegte. Die Akolyten liefen auf dem Platz umher, als stünden sie in Flammen; ein jeder war umschmiegt von einer Masse aus zuckendem Fell. Einige rollten über den Boden und versuchten ihre Angreifer zu zerschmettern. Doch die drei Rō̄schun standen unbelästigt unter ihnen.
»Ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach ist«, scherzte Baracha. So etwas konnte nur ein Alhazii sagen, während ihm das Ohr lose am Kopf baumelte.
Die Ratten machten ihnen den Weg frei, so dass sie durch das Chaos waten konnten. An jeder Ecke des Tempelbezirks befand sich eine Wendeltreppe; drei von ihnen führten aufwärts. Die Nächste, die rechts von ihnen lag, bohrte sich jedoch in die Erde. Die Rō̄schun beugten sich über sie und spähten hinunter in die Dunkelheit.
» Sklavenquartiere «, verkündete Asch.
»Woher weißt du das?«
»Der Gestank.«
Die Rō̄schun eilten zum anderen Ende des Heiligtums und machten vor einem seichten Teich halt, der sich über die gesamte Länge des Raumes erstreckte und den Rest des Tempels vom Altar trennte. Sie berieten sich.
»Glaubst du, dass sich Kirkus noch in der Sturmkammer aufhält?«, fragte Baracha, als ein Akolyt an ihnen vorbeieilte und sich in das Wasser stürzte. Sie beachteten ihn nicht weiter.
»Uns bleibt nichts anderes übrig, als es anzunehmen. «
»Es sollte hier einen Steigekasten geben«, sagte Baracha. »All diese Türme haben einen. Seht ihr ihn irgendwo? «
»Da«, sagte Aléas und deutete auf eine Tür, die er in der Wand hinter dem Altar bemerkt hatte.
»Dann nehmen wir den Steigekasten«, sagte Baracha. »Wir schaffen es niemals, wenn wir uns den ganzen Weg bis zum oberen Stockwerk freikämpfen müssen.«
» Einverstanden. «
Asch bestieg die schmale Brücke, die sich über den Teich spannte. Sein Schwert steckte noch immer in der Scheide. Baracha watete durch das Wasser auf die andere Seite. Aléas wiederum nahm die Brücke.
Die Doppeltür des Steigekastens war schmal, aus Gusseisen und fest verschlossen. Nirgendwo war ein Loch für einen Schlüssel oder eine andere Öffnungsmöglichkeit zu erkennen. »Brechstange«, befahl Baracha, schnippte mit den Fingern und streckte die Hand aus.
Aléas tastete unter seiner Robe herum, bis Baracha das Kleidungsstück ungeduldig aufriss und die Rüstung darunter freilegte. Er riss die Brechstange an sich und machte sich sofort an die Arbeit.
Doch die Türflügel gaben nicht nach.
»Wir müssen sie sprengen«, brummte er und gab Aléas die Brechstange zurück. Asch stimmte zu, und sie nahmen das verbliebene Schwarzpulverfässchen, lehnten es gegen die Tür und durchtränkten die Lunte.
»In Deckung! «, rief Baracha, und sie suchten Schutz. Diesmal hielten sie sich die Ohren zu.
Als sich der Rauch zerstreute, war hinter den gesprengten Türflügeln ein Schacht sichtbar. Er erhob sich in die Schwärze, genau wie das Metallkabel, das straff an der Seite hing, und eine Eisenleiter daneben.
»Ich hatte auf eine Fahrt gehofft«, bemerkte Aléas trocken.
»Wir klettern«, brummte Baracha.
Aléas stieg als Letzter hoch und biss angestrengt die Zähne zusammen, während er sein Gewicht mit Händen und Füßen an der Leiter hochstemmte. Der Schacht wurde zum Teil von dem Licht erhellt, das unten durch die Öffnung fiel, doch in dem Zwielicht über ihm hatte er Asch bereits aus den Augen verloren, während Baracha wegen seines größeren Körpergewichts langsamer hinter Asch herkletterte. Der Schacht stank nach Schmiere und war voller Staub, so dass Aléas mehr als einmal anhalten und niesen musste.
Nach einer Weile war er gezwungen, eine Pause einzulegen und sich auszuruhen. In seiner Kehle rasselte es. Seine Lunge brannte. Er wischt sich die Nase mit
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