Farlander - Der Pfad des Kriegers - Buchanan, C: Farlander - Der Pfad des Kriegers - Farlander
den völlig Verblüfften zu Boden. Schmerz zuckte durch Aschs Kopf, und beinahe hätte der andere Wächter ihn mit einem Speerstoß erwischt. Asch duckte sich gerade noch rechtzeitig und spürte, wie die geschnitzte Knochenspitze über seine Schulter glitt. Ersticktes Ächzen war zu hören, dann das Schlagen von Fleisch gegen Fleisch, als Asch das Knie in die Weichteile seines Gegners rammte und ihm die Fingerknöchel in den Hals bohrte.
Asch schritt über die beiden am Boden liegenden Körper hinweg und kniff die Augen zusammen, als er sich in das Innere wagte.
Er stand in einem engen Gang. Vor ihm lag die Haupthalle, deren Eingang mit Häuten verhangen war. Dahinter schien alles ruhig zu sein. Nein, nicht ganz. Er hörte von dort ein Schnarchen.
Mein Schwert , dachte Asch.
Er schoss nach links durch eine andere Öffnung. Sie führte in einen kleinen, verräucherten Raum, der nur von einer kleinen Kohlenpfanne in der Ecke erhellt wurde. Das fettig glänzende Gezweig, das darin brannte, warf einen roten Schein, der den Raum nur in einem Umkreis von wenigen Fuß erhellte; dahinter lag Düsternis.
Neben der Kohlenpfanne stand ein Feldbett, auf dem ein Mann und eine Frau eng aneinandergeschmiegt
schliefen. Asch war nichts als ein finsterer Schatten, als er zur gegenüberliegenden Wand huschte, gegen die seine Ausrüstung lehnte. Alles war noch da.
Er durchstöberte seine Felle, bis er den kleinen Beutel mit den Dulceblättern gefunden hatte. Er nahm eines heraus, überlegte es sich anders, nahm noch zwei weitere und stopfte sich die braunen Blätter in den Mund zwischen Wange und Zähne.
Kurz sackte er gegen die Wand, kaute und schluckte den bitteren Geschmack herunter. Der Schmerz in seinem Kopf wich ein wenig.
Seine Felle beachtete er nicht weiter. Der Stahl glänzte auf, als er sein Schwert aus der Scheide zog. Das Paar schlief noch immer, als er zurück zum Eingang der Haupthalle schlich.
Licht ergoss sich aus einem Spalt unter den Vorhängen auf seine nackten Zehen. Mit geöffnetem Mund holte Asch tief Luft, stieß sie durch die Nase wieder aus und trat hinter den Vorhang. Noch immer war er so nackt wie die Klinge, die er in der Hand hielt.
Der König schlief auf seinem Thron am anderen Ende der Halle. Seine Männer lagen zusammengeklumpt vor ihm auf dem Boden, einige hielten ihre Frauen umarmt. Neben dem Eingang stützte sich ein Stammeskrieger im Halbschlaf auf seinen Speer.
Nun zitterte Asch nicht mehr. Er war in seinem Element, und er trug die Kälte beinahe wie einen Mantel. Er hatte keine Angst – Angst war für ihn nur noch eine ferne Erinnerung, so alt wie sein Schwert. Kurz bevor er zuschlug, schärften sich all seine Sinne. Er bemerkte
einen Eiszapfen an der Decke über einer Kohlenpfanne, in der es jedes Mal zischte, wenn ein Tropfen in die Flammen fiel; er nahm den durchdringenden Geruch von Fisch, Schweiß, brennendem Fett und von etwas anderem, Süßem wahr, das ihm den Magen umdrehte. Er spürte, wie seine Muskeln in steigender Vorfreude sangen.
Der Wächter hatte eine Bewegung bemerkt und regte sich, bis er ganz wach war. Der Stammeskrieger bemerkte gerade noch, wie Asch ihn mit blutigem Gesicht und gebleckten Zähnen ansprang. Die Klinge fuhr auf ihn zu. Sie durchschnitt die rauchige Luft und begegnete in der Brust des Mannes nur geringem Widerstand. Er keuchte einen Schrei aus, während er fiel.
Doch das genügte, um die anderen zu wecken.
Die Stammeskrieger griffen nach ihren Speeren und kämpften sich auf die Beine. Ohne den Befehl dazu erhalten zu haben, stürmten sie von allen Seiten auf Asch zu.
Er zersprengte sie, als ob sie Kinder wären. Er schlachtete jeden Krieger ab, der den Pfad seiner Klinge kreuzte, und war sich dabei seiner selbst völlig unbewusst. Er war das Schweigen inmitten des Aufruhrs, seine Bewegungen wurden ausschließlich von dem Instinkt angetrieben, vorwärtszukommen, und seine Hiebe und Stiche und Schwünge befanden sich im natürlichen Einklang mit seinen Schritten.
Noch bevor der letzte Stammeskrieger gefallen war, hatte Asch den Thron erreicht. Hinter ihm stieg ein Nebel aus den blutenden Leichnamen am Boden auf.
Der König saß zitternd vor Wut da und drückte die Hände gegen die Knochenarme des Stuhls, als ob er aufzustehen versuchte. Er war betrunken; der Gestank des Alkohols lag dick in seinem Atem. Sein Brustkorb hob sich, als ob er nach Luft ränge, und Speichel drang ihm aus den geöffneten Lippen, während er mit halbgeschlossenen Augen
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