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Farmer im All

Farmer im All

Titel: Farmer im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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folgendes: Während unsere Schwerkraft ein Drittel g betrug, war der Luftdruck höchstens ein Fünftel des terranischen Luftdrucks, und das paßte den Bienen nicht. Sie konnten kaum fliegen.
    Aber vielleicht waren die Bienen einfach konservativ.
    Ich glaube, ich war bis zum nächsten Winter glücklich. Vielleicht war ich aber auch nur zu müde und zu beschäftigt, um unglücklich zu sein.
    Anfangs erschien der Winter als eine willkommene Ruhepause. Wir holten Eis herein und kümmerten uns um die Haustiere, aber sonst war nicht viel zu tun. Ich war vollkommen erschöpft und launenhaft, aber ich merkte es nicht. Molly war meiner Meinung nach ebenfalls fertig. Aber sie fand sich geduldig mit ihrem Los ab. Sie war das Farmleben nicht gewöhnt und konnte nicht so rackern wie Mutti Schultz.
    Außerdem wünschte sie sich eine Wasserleitung und eine Toilette, aber das ging einfach nicht. Ich brachte ihr natürlich Wasser, auch wenn ich meist das Eis im See aufhacken mußte, doch das war nur eine Notlösung. Nicht, daß sich Molly beklagt hätte, das bestimmt nicht.
    Paps beklagte sich auch nicht, aber von seiner Nase liefen tiefe Furchen bis zu den Mundwinkeln, die auch der Bart nicht verdecken konnte. Unsere Hauptsorge war jedoch Peggy.
    Als wir sie auf die Farm herausbrachten, lebte sie erst einmal auf. Wir senkten allmählich den Druck in ihrem Raum, und sie betonte immer wieder, daß sie sich vollkommen gesund fühle. Wir führten sie auf Dr. Archibalds Rat hin sogar einmal ohne Bahre ins Freie, und sie bekam kein Nasenbluten, aber nach zehn Minuten kehrte sie freiwillig in ihr Zimmer zurück.
    Sie konnte sich einfach nicht umgewöhnen, das war es. Es handelte sich nicht nur um den Druck - es mußte noch etwas anderes mitspielen. Sie gehörte nicht hierher, und sie würde hier nicht gedeihen. Habt ihr schon mal eine Pflanze besessen, die an einem bestimmten Platz einfach die Blätter hängen ließ? Ähnlich war es mit Peggy.
    Sie gehörte zurück auf die Erde.
    Ich glaube, es ging uns nicht schlecht, aber es besteht ein großer Unterschied zwischen einem reichen Farmer wie Vater Schultz, der ganze Haufen von Kuhdünger besaß, Schinken im Eiskeller hängen hatte und sogar fließendes Wasser benützen konnte, und armen Farmern wie uns. Wir rangen um jeden Zoll neuen Boden und hatten bei der Kommission Schulden. Das bedrückte uns, und der Winter ließ uns viel Zeit zum Grübeln.
    Wir saßen an einem Donnerstag nach dem Essen alle in Peggys Zimmer. Die Dunkelphase hatte eben eingesetzt, und Paps mußte bald wieder in die Stadt. Wir begleiteten ihn oft ein Stück. Molly stopfte, und George spielte mit Peg Cribbage. Ich holte meine Quetsche heraus und schlug ein paar Töne an. Eine Zeitlang hörten alle fröhlich zu. Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte, aber nach einer Weile merkte ich, daß ich >Die grünen Hügel der Erde< spielte. Ich hatte es schon lange nicht mehr getan.
    Ich war an der Fortissimo-Stelle angelangt, wo es heißt: Und die Söhne der Erde zieh ’n aus, im wilden Düsengebraus — Ich mußte daran denken, daß Düsen heutzutage nicht mehr laut sind. Ich war immer noch bei diesem Problem, als der Schluß kam Laßt mich noch einmal die Erde seh ’n; der Stern meiner Eltern war wunderschön...
    Ich sah auf und merkte, daß Molly die Tränen über die Wangen liefen.
    Ich hätte mich ohrfeigen können. Ich legte das Akkordeon weg und stand auf. Paps sagte: »Was ist los, Bill?«
    Ich murmelte, daß ich nach Mabel sehen müßte.
    Ich ging ins Wohnzimmer, zog meine dicken Kleider an und ging tatsächlich nach draußen. Aber ich betrat den Stall nicht. Es hatte geschneit, und es war stockdunkel, obwohl die Sonne erst vor ein paar Stunden untergegangen war. Dichte Wolken standen am Himmel, so daß nicht einmal Jupiter zu sehen war.
    Dann lockerte sich die Wolkenschicht im Westen, und ich konnte im rötlichen Schimmer die Berge und den See erkennen. Die Berge waren mit Schnee verhüllt, und der See wirkte wie ein glattes, kaltes Laken. Die Felsblöcke hinter unseren Feldern warfen unheimliche Schatten. Es war ein Bild, das meiner Stimmung entsprach. Einen Moment lang mußte ich an das Fegefeuer denken.
    Ich überlegte mir, was ich hier suchte.
    Die Wolken im Westen trieben auseinander, und ich konnte einen einzelnen grünen Stern erkennen, tief unten am Horizont und leuchtend hell.
    Die Erde.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so dastand. Dann legte mir jemand die Hand auf die Schulter, und ich zuckte

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