Farmer im All
gewesen. Natürlich hatte ich auf der Erde Fenster gesehen, besonders bei Landhäusern, aber auf Ganymed gab es kein einziges Fenster, und mir war noch nie der Gedanke gekommen, daß sich das einmal ändern könnte.
»Vater Schultz möchte in seinem Haus Fenster einbauen«, sagte Paps ruhig. »Ich stelle es mir schön vor, wenn man im Zimmer sitzen und auf den See hinausblicken kann.«
»In einem echten Heim braucht man einen Kamin und Fenster«, erklärte Vater Schultz. »Jetzt, da es Glas gibt, werde ich mir Fenster machen.«
Paps nickte. »Unsere Rasse hatte früher immer Fenster. Erst in jüngster Zeit sperrte sie sich in diese häßlichen Wohnungen mit Klimaanlage und künstlichem Licht ein. Die Menschen brauchten keine Fenster mehr, weil sie in ihre dämlichen Fernsehapparate starrten.«
Es war eine verblüffende Idee, aber ich fand sie großartig. Ich wußte, daß in der Stadt Glas hergestellt wurde. George sagt, daß Glas eines der ältesten Materialien ist und eines, das sich leicht fabrizieren läßt. Aber ich hatte bei Glas immer an Schüsseln und Flaschen gedacht. Die Idee mit den Fenstern wäre mir niemals gekommen.
Ein Aussichtsfenster - ein hübscher Gedanke. Wir konnten eines im Süden einsetzen und den See betrachten, und eines im Norden, um auch die Berge vor Augen zu haben. Wenn ich dann nachts in meinem Bett lag, konnte ich Jupiter durch das Fenster erkennen.
Langsam, William, sagte ich mir vor, demnächst baust du gleich ein Glashaus. Nachdem Vater Schultz fort war, sprach ich mit George darüber. »Sieh mal, das mit den Fenstern ist ein guter Gedanke, besonders für Peggys Zimmer. Aber es geht um folgende Frage: Haben wir genügend Geld dafür?«
»Ich glaube schon«, erwiderte er.
»Ich meine, reicht das Geld, auch ohne daß du wieder in der Stadt arbeiten mußt? Du hast dich halb zu Tode geschuftet - und das ist wirklich nicht nötig. Die Farm ernährt uns jetzt.«
Er nickte. »Darüber wollte ich schon mit dir sprechen. Ich habe mich entschlossen, nicht mehr in der Stadt zu arbeiten. Nur den Unterricht am Samstag möchte ich weiterhin geben.«
»Muß das sein?«
»Es macht mir Spaß, Bill. Und mach dir keine Sorgen wegen der Fensterkosten. Wir bekommen das Glas umsonst. Ich habe nämlich bei der Planung der Glasfabrik mitgeholfen. Aber jetzt gehen wir wieder an die Arbeit. Um drei Uhr wird es regnen.«
Etwa drei Wochen später bildeten die Monde eine Linie. Das ist ein Ereignis, das praktisch nie vorkommt. Ganymed, Kallisto, Io und Europa - alle auf der gleichen Seite wie Jupiter. Sie kommen dieser Formation alle siebenhundertzwei Tage sehr nahe, aber meist schaffen sie es nicht. Sie müssen wissen, ihre Perioden sind alle verschieden, von weniger als zwei Tagen für Io bis zu guten vierzehn Tagen für Kallisto. Und die Brüche gehen nicht genau auf. Dazu kommt, daß ihre Bahnen verschiedene Exzentritäten haben und daß sie sich nicht in genau der gleichen Ebene befinden.
Wie gesagt, ein echtes Zusammentreffen aller Monde kommt äußerst selten vor.
Und diesmal war es auch noch ein Zusammentreffen mit der Sonne. Jupiter würde seine volle Phase haben. Mister Hooker, der Chefmeteorologe, verkündete, daß so ein Zusammentreffen in den nächsten zweihunderttausend Jahren nicht mehr erfolgen würde.
Sie können sich denken, daß wir alle gespannt waren. Die Spezialisten des Jupiter-Projekts waren ganz aus dem Häuschen und bastelten eigene Beobachtungsvorrichtungen.
Daß sich alles in der vollen Jupiterphase abspielte, bedeutete nicht nur, daß ein sechster Himmelskörper, nämlich die Sonne, bei dem Zusammentreffen eine Rolle spielte, sondern daß wir alles sehen würden. Die Schatten von Ganymed und Kallisto würden auf Jupiter fallen, wenn Io und Europa etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten.
Die volle Phase würde am Samstagmorgen um sechs Uhr beginnen. Wir standen alle um halb fünf auf und waren um fünf draußen. George und ich trugen Peggy in ihrer Plastikbahre ins Freie. Wir kamen gerade rechtzeitig.
Es war eine schöne, klare Sommernacht, und Jupiter brannte über uns wie ein orangeroter Ball. Io hatte eben den östlichen Rand Jupiters gestreift - >Kontakt machen< nannten es die Wissenschaftler. Europa befand sich bereits ein Stückchen weiter innen, und ich mußte scharf hinsehen, um ihn zu erkennen. Wenn ein Mond sich nicht gerade in voller Phase befindet, ist es leicht, ihn in seiner Umlaufbahn zu beobachten, aber bei voller Phase verschmilzt er leicht
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