Farmer im All
weil ihn das Projekt interessierte, sondern weil es dazu beitrug, unsere Schulden abzutragen. Während der Lichtphase schufteten wir gemeinsam auf der Farm.
Molly schien das Hausfrauenleben Spaß zu machen. Ich brachte ihr das Kochen bei, und sie war sehr gelehrig. Das Kochen auf Ganymed ist eine Kunst. Die meisten Sachen müssen unter Druck gekocht werden, denn Wasser siedet erst bei etwa hundertvierzig Grad. Die letzten Raffinessen ließ sich Molly von Mutti Schultz zeigen. Doch das kränkte mich nicht, denn Mutti Schultz ist auf kulinarischem Gebiet eine wahre Künstlerin.
Peg mußte natürlich in ihrer Druckkammer leben, aber wir hatten Hoffnung, daß sie sie bald verlassen konnte. Wir hatten den Druck schon auf acht Pfund gesenkt, halb Sauerstoff und halb Stickstoff, und wir aßen meist in ihrem Zimmer. Ich haßte die dicke Luft immer noch, aber ich sagte nichts, denn ein gemeinsames Essen ist in einer Familie viel wert. Nach einer Weile konnte ich sogar in ihr Zimmer gehen, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.
Peggy konnte ihr Zimmer auch verlassen. Wir hatten sie aus der Stadt mit einer Plastikbahre hierhergebracht - wieder etwas, das wir auf Kredit kaufen mußten! - Paps hatte sie mit einem Sauerstoffapparat versehen, der von einem alten Raumanzug stammte. Peggy konnte in ihrem Zimmer in die Tragbahre steigen und sie selbst verschließen. Dann ließen wir den Druck ihres Raumes ab und trugen sie nach draußen in die Sonne, wo sie die Berge und den See sehen konnte. Sie sah uns auch gern bei der Arbeit zu. Die farblose Plastikhülle ließ die ultravioletten Strahlen durch, und das tat ihr gut.
Sie war ein schmales kleines Ding, und selbst in der Bahre konnte man sie leicht umhertragen. Während der Lichtphase war sie die meiste Zeit im Freien.
Wir hatten mit einer Bruthenne, fünfzehn befruchteten Eiern und zwei Kaninchen begonnen. Ziemlich bald hatten wir unser eigenes Fleisch. Allerdings machten wir Peggy immer vor, daß die Hähnchen von den Schultzes wären, und ich glaube nicht, daß sie je hinter die Wahrheit kam. Anfangs ging ich täglich auf die Farm der Schultzes und holte frische Milch für Peggy, aber im Sommer hatte ich Gelegenheit, eine schöne zweijährige Kuh auf Pump zu kaufen. Der Preis war nicht zu hoch. Peggy nannte sie Mabel und ärgerte sich, daß sie nicht mit ihr spielen konnte.
Wir hatten dauernd zu tun. Ich hatte es immer noch nicht geschafft, meine Tests zu machen, und ich kam auch selten zu den Gruppenstunden. Es ging einfach nicht. Wir egten beispielsweise einen Teich an. Laguna Serenidad wurde zwar mit Plankton und Algen infiziert, aber man hatte noch keine Fische ausgesetzt, und es würde auch noch lange dauern, bis man eine Fischlizenz erhielt. So hielten wir unsere Fische auf die chinesische Art, nachdem unser Teich fertig war.
Und dann waren wir immerzu mit den Feldern beschäftigt. Mein Gras hatte die Erde ordentlich festgehalten, und kurz nach unserem Einzug schien der Boden für Würmer bereit zu sein. Paps wollte schon eine Bodenprobe in das städtische Labor schicken, um sich zu vergewissern, da kam Vater Schultz vorbei, nahm eine Handvoll der Erde auf, roch daran, kostete sie und sagte, wir sollten ruhig unsere Würmer aussetzen. Wir taten es, und sie gediehen. Hin und wieder begegneten uns einige ihrer Nachkommen auf den Feldern.
Man konnte an der Dichte des Grases sehen, wo wir Bakterienboden benutzt hatten. Die Streifen verbreiterten sich, aber nur langsam. Ich hatte viel Arbeit vor mir, bis sich die Streifen trafen, und dann dachte ich schon wieder daran, einen Quetscher zu mieten und die restlichen anderthalb Morgen herzurichten. Dieses Land konnten wir schon mit unserem eigenen Ackerboden durchsetzen. Danach wollten wir dinn noch ein paar Morgen von der Stampfmaschine aufbereiten lassen, doch das lag noch in weiter Ferne.
Wir pflanzten Karotten, Kopfsalat, Beete, Kohl, Spargel, Kartoffeln und Brokkoli. Zwischen den Reihen säten wir Mais. Ich hätte es gern mit einem Morgen Weizen versucht, aber das war bei so wenig Land sinnlos. Ganz in der Nähe des Hauses war ein besonderer Fleck, an dem wir Tomaten, Kürbis, Erbsen und Bohnen anpflanzten. Das waren die >Bienen<-Pflanzen, und Molly streifte die Pollen eigenhändig ab - eine mühselige Arbeit. Wir hofften, daß wir eines Tages einen Bienenstock besitzen würden, und die Entomologen der Ökologie-Mannschaft taten ihr Möglichstes, eine Bienenart zu züchten, die auf Ganymed gedieh. Es handelte sich nämlich um
Weitere Kostenlose Bücher