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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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der bei der Raketenexplosion durch die Luft geschleudert worden war, verletzt hatte, war er erst einmal für eine Weile untergetaucht.
    Die befreiten Menschen kamen nur zögernd Richthofens Befehl nach, und gingen dann auch noch nach ihrer eigenen Methode vor: Sie warfen die letzten neun Männer einfach in den Fluß, was die unter ihre Haut getriebenen Bambussplitter zwar zum Erlöschen brachte, die Schmerzen der Gefolterten jedoch nicht verminderte. Manche von ihnen paddelten noch hilflos einige Minuten lang im Wasser herum, bevor sie ertranken. Und das war seltsam, denn sie wären den an ihren Gedärmen fressenden Schmerzen am leichtesten dadurch entgangen, wenn sie sich nicht gegen den Tod gewehrt hätten. Jeder von ihnen wußte, daß der Fluß sie vierundzwanzig Stunden später wieder ausspucken und einem neuen Leben übergeben würde. Aber ihr Selbsterhaltungstrieb war so stark, daß sie alle Kräfte mobilisierten, den Kopf so lange wie möglich über dem Wasserspiegel zu halten.

11
    Auch jetzt konnten sie noch nicht mit dem Graben anfangen. Zunächst mußte eine Gesellschaftsform geschaffen werden, die über eine Judikative, eine Legislative und eine Exekutive verfügte. Man mußte eine Armee aufbauen. Desgleichen war es unerläßlich, das Staatsgebiet der neuen Gesellschaft kenntlich zu machen. Clemens und Blutaxt stritten eine Weile herum, ehe sie sich darauf einigten, daß ein Gebiet, das sich über drei Meilen erstreckte, für ihre Pläne genügte. Dort wurde eine Grenzlinie gezogen, die spanischen Reitern nicht unähnlich war: Ein zwanzig Fuß breiter Streifen aus angespitzten Bambusstäben, die man kurzerhand in den Boden rammte und der am Fuß der Berge begann und am Flußufer endete. Hütten wurden an der Grenze errichtet und mit Kriegern und Frauen bevölkert, die sie halten sollten.
    Als diese Arbeit beendet war, legte das Drachenschiff ab und fuhr flußaufwärts in jenes Gebiet, in dem das Feuersteinlager sein sollte, wenn man den Ausführungen des geheimnisvollen Fremden glauben konnte. Blutaxt blieb mit fünfzehn seiner Männer zurück und ließ das Schiff von einem seiner Stellvertreter, einem Mann namens Snorri Ragnarsson, kommandieren. Er sollte die im Feuersteingebiet lebenden Menschen dazu überreden, den Wikingern etwas von ihrem Reichtum abzutreten. Dafür sollten sie einen Anteil an dem zu erwartenden Eisen erhalten, sobald man es dem Boden entrissen hatte. Sollten die Leute sich weigern, auf seinen Vorschlag einzugehen, würde ihm nur noch die Drohung bleiben. Deswegen hatte Blutaxt auch darauf bestanden, daß Joe Miller an der Expedition teilnahm. Er spekulierte darauf, daß Joes mächtige Gestalt und seine grotesken Züge den Leuten einen gehörigen Schreck einjagen würden.
    Obwohl Sam, was diesen Punkt anging, mit Blutaxt einer Meinung war, gefiel es ihm gar nicht, von dem Titanthropen getrennt zu werden. Ebenso wenig wollte er an der Reise teilnehmen, weil er nicht sicher war, was Blutaxt während seiner Abwesenheit alles anstellen würde. Der Wikingerkönig war jähzornig und arrogant. Wenn er irgend jemanden bis aufs Blut reizte, war es nicht unwahrscheinlich, daß eine neue Revolution ihn und seine paar Männer in den Fluß fegte.
    Sam paffte eine Zigarre und ging nervös vor seiner Hütte auf und ab. Natürlich befand sich das Eisen dort, wo sie es vermuteten; möglicherweise sogar viel mehr, als er benötigte, um sich seinen großen Traum zu erfüllen – aber war es nicht schrecklich, wie viele Vorbereitungen man zu treffen hatte, nur um an es heranzukommen? Und jeder Schritt, den er zu tun beabsichtigte, war ihm verwehrt, weil er gleich mehrere Dutzend weitere Probleme aufwarf. Sam war so frustriert, daß er drauf und dran war, seine Zigarre durchzubeißen. Die Leute, die auf dem Feuerstein herumsaßen, mußten einfach durch eine Gestalt wie Joe daran erinnert werden, daß es Dinge gab, gegen die man sich besser nicht zur Wehr setzte. Wenn jemand sie zur Kooperation überreden konnte, war das Joe. Aber wenn der Titanthrop unterwegs war, konnte Blutaxt die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und Sam umbringen. Natürlich konnte er das nicht öffentlich tun, weil er Joe fürchtete, aber es stand ihm natürlich frei, einen Unfall zu arrangieren.
    Sam schwitzte und fluchte. Falls ich sterben sollte, werde ich irgendwo wieder aufwachen, und das könnte so weit von hier entfernt sein, daß ich tausend Jahre brauche, um mit einem Kanu wieder hierher zu gelangen, sagte er sich. Und in

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