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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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»Ich will tot umfallen! Was bin ich doch für ein Idiot! Da liegt das Zeug genau vor meiner Nase und ich sehe es nicht. Genau – das ist die Lösung!«
    Er kniff plötzlich die Augen zusammen und runzelte die Stirn. »Aber wie zum Teufel könnte man eine solche Energiemenge speichern? Ich habe zwar nicht viel Ahnung auf diesem Gebiet, aber ich vermute doch, daß dazu eine Batterie nötig ist, die so groß ist wie der Eiffelturm.«
    O’Brien schüttelte den Kopf. »Das habe ich bisher auch angenommen, aber dieser Bursche, von dem ich eben sprach – er ist ein Mulatte; zur einen Hälfte Holländer, zur anderen Zulu –, sagte, er brauchte nur das richtige Material, dann könne er einen Speicher bauen, der nicht größer sei als ein Würfel von zehn Kubikmetern. Dieser Würfel könne zehn Megakilowatt enthalten und sei in der Lage, in einer Sekunde ebenso ein Zehntel Volt abzugeben wie auch alles auf einmal; ganz nach Belieben. Er heißt übrigens Lobengula van Boom. Falls wir das Bauxit finden, könnten wir daraus Aluminiumdrähte machen, die als Wicklungen für Elektromotoren dienen könnten. Aluminium ist zwar nicht so effizient wie Kupfer, aber da wir nun mal kein Kupfer haben, müssen wir uns eben damit begnügen. Es wird auch so gehen.«
    Sam fühlte, wie seine Frustrationen schwanden. Er grinste, schnippte mit den Fingern und machte sogar einen kleinen Luftsprung. »Machen Sie sich sofort auf die Suche nach diesem van Boom! Ich muß unbedingt mit ihm sprechen.«
    Als er einen neuen Zug aus seiner Zigarre nahm, kam er sich vor, als würde er auf einem Wolkenteppich dahinschweben. Erneut sah er das große weiße Dampfschiff vor sich (ach nein, es würde ja von Elektromotoren angetrieben werden), wie es den Fluß hinauffuhr. Und Sam Clemens stand auf der Brücke und hatte eine Kapitänsmütze aus Drachenfischleder auf dem Kopf. Sam Clemens würde der Kapitän dieses herrlichen, einmaligen Schiffes sein, das sich anschickte, eine Millionen Kilometer lange Reise anzutreten. Nie hatte es ein solches Schiff gegeben; ebenso wenig wie einen solchen Fluß, und niemals eine vergleichbare Reise! Pfeifensignale ertönten, Glocken erklangen. Die Mannschaft bestand aus den kompetentesten Köpfen aller Zeitperioden, vom ehemaligen Mammutjäger Joe, der fast eine Million Jahre vor Christi das Licht der Welt erblickt hatte, bis zum feingliedrigen Spitzenwissenschaftler des späten zwanzigsten Jahrhunderts!
    Es war von Richthofen, der ihn schließlich wieder in die Realität zurückholte.
    »Ich kann es kaum noch erwarten, das Eisen auszugraben. Aber was ist mit Joe? Bist du schon zu einer Entscheidung gelangt?«
    Seufzend erwiderte Sam: »Ich kann mich einfach nicht entschließen. Ich bin so angespannt wie ein Artist, der zum ersten Mal über ein Seil balanciert. Nur ein falscher Schritt – und alles ist aus! Okay, okay, Joe soll ruhig gehen. Ich kann mir die Chance einfach nicht entgehen lassen. Aber ohne ihn werde ich so hilflos sein wie ein neugeborenes Kind – oder ein Bankier am Schwarzen Freitag. Ich gebe Blutaxt und Joe Bescheid, dann kannst du damit anfangen, deine Mannschaft zusammenzustellen. Wir sollten es mit einer Zeremonie einleiten. Jeder trinkt einen Schluck, und ich werde dann den ersten Spatenstich tun.«
    Ein paar Minuten später, als Sams Magen vom Bourbon erwärmt war, er sich eine Zigarre zwischen die Zähne klemmte und seine Ansprache beendet hatte, begann er zu graben. Die Bambusschaufel hatte zwar ein scharfes Blatt, aber der Grasboden war so zäh und dick, daß ihm nichts anders übrig blieb, als die Schaufel wie eine Machete einzusetzen. Schwitzend, fluchend und lauthals erklärend, daß sein ganzer Haß schon eh und je der körperlichen Arbeit gegolten hätte, machte Sam sich an die Arbeit und mähte das Gras ab. Als es ihm schließlich gelang, das Schaufelblatt in den Boden zu treiben, mußte er feststellen, daß es unmöglich war, sie mit Erde gefüllt wieder hochzuheben. Es würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als die Graswurzeln, die den Erdhaufen noch mit dem Boden verbanden, durchzuhacken.
    »Beim Großen Hornlöffel!« fluchte Sam und warf die Schaufel zu Boden. »Laßt diese Arbeit jemanden machen, der dazu die richtigen Muskeln hat. Ich bin nun mal ein geistiger Arbeiter!«
    Die Menge brach in brüllendes Gelächter aus, dann machte sie sich mit Bambusmessern und Feuersteinäxten selbst an die Arbeit. »Wenn das Eisen auch nur zehn Fuß unter der Erdoberfläche liegt«, ließ Sam

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