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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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der Zwischenzeit werden andere meine Mine ausbeuten und mein Schiff bauen! Es ist mein Schiff, meins! Nicht ihres!
    Lothar von Richthofen rannte plötzlich auf ihn zu. »Ich habe zwei von den Leuten gefunden, nach denen du suchst! Aber einer da von ist kein Mann! Stell dir das vor: Ein weiblicher Ingenieur!«
    Der Mann, John Wesley O’Brien, stammte aus dem mittleren zwanzigsten Jahrhundert und war Metallurge. Die Frau war ein Mischling, halb Mongolin, zur anderen Hälfte russisch, und hatte die meiste Zeit ihres Lebens in kleinen Minenstädten Sibiriens zugebracht.
    Sam begrüßte sie mit Handschlag und erzählte ihnen kurz, welche Arbeit im Moment auf sie zukam, und welche möglicherweise später.
    O’Brien sagte: »Wenn wir irgendwo Bauxit finden, müßte es schon möglich sein, ein Schiff, wie es Ihnen vorschwebt, auf Kiel zu legen.«
    Er war Feuer und Flamme, wie wohl jeder Mensch, der seinen irdischen Beruf weit hinter sich wähnt und nie auf den Gedanken gekommen wäre, seine Fähigkeiten noch einmal einsetzen zu können. Und es gab unzählige Leute, die ihm auf diese Weise glichen, die jede Gelegenheit ergriffen hätten, ihren alten Job wieder auszufüllen, und sei es auch nur deswegen, um die Zeit totzuschlagen. Da waren Ärzte, die allenfalls mal einen Bruch schienten; Drucker, die weder über Typen noch über Papier verfügten; Postboten, für die es keine Botschaften mehr zu übermitteln gab; Schmiede, die sich nach Pferden sehnten, die sie beschlagen konnten; Bauern ohne Land, das sie pflügen konnten; Hausfrauen, die keine Kinder hatten, die nicht zu kochen brauchten und deren Hausarbeit in fünfzehn Minuten zu erledigen war; Vertreter ohne Auslieferungslager; Priester, denen die Schäfchen davongelaufen waren, weil die Existenz dieser Welt ihre Prophezeiungen Lügen strafte; Schwarzbrenner, die nun, da die Gräle alles lieferten, keinen Fusel mehr brannten; Knopfdrücker ohne Druckknöpfe; Zuhälter und Huren, deren Existenz durch ein Heer erfolgreicher Amateure vernichtet worden war; Mechaniker ohne Autos, die sie reparieren konnten; Werbefritzen, denen man die Möglichkeit entzogen hatte, die Gehirne der Menschen mit ihrem schwachsinnigen Gefasel zu verdrehen; Dachdecker, die sich mit Bambus und Gras begnügen mußten, wenn sie zur Arbeit schritten; Cowboys ohne Pferde und Rinder; Maler ohne Farbe und Leinwand; pianolose Pianisten, eisenlose Eisenbahnarbeiter und Börsenjobber ohne Auftraggeber.
    »Allerdings«, fuhr O’Brien fort, »bestehen Sie darauf, ein Dampfschiff zu bauen – und das scheint mir nicht sehr realistisch gedacht zu sein. Sie würden dann fast jeden Tag einmal anlegen müssen, um Brennstoff an Bord zu nehmen, und das würde jede Reise ganz beträchtlich verzögern, selbst wenn die Leute, an deren Ufern das geschähe, sich freiwillig bereiterklärten, daß Sie ihre begrenzten Wälder abholzen. Des weiteren würden Ihnen Äxte, Kessel und andere Metallteile des Schiffes längst verschlissen sein, ehe Sie das Ende der Fahrt erlebten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man genügend Metall auf dem Schiff transportieren könnte, um Ersatzteile herzustellen, die auf jeden Fall dann und wann gebraucht werden. Nein – was wir brauchen, sind richtige Elektromotoren.
    In dieser Gegend lebt ein Mann, den ich kurz nach meiner Versetzung hierher traf. Ich weiß nicht, wo er steckt, aber er müßte in der Nähe sein. Ich werde versuchen, ihn aufzuspüren. Was elektrisches Zeug angeht, so vollbringt er wahre Wunderdinge. Er stammt aus dem späten zwanzigsten Jahrhundert, ist Elektroingenieur und weiß genau, wie man die Motoren, die Sie brauchen, konstruiert.«
    »Immer langsam mit den jungen Pferden«, warf Sam ein. »Woher sollten wir diese ungeheure Menge an Elektrizität nehmen, die man dafür brauchte? Liefe das nicht darauf hinaus, daß wir so etwas wie einen transportablen Niagarafall erfinden müßten?«
    O’Brien war ein untersetzter, aber agiler junger Mann mit struppigem, beinahe orangefarbenem Haar und einem Gesicht, das beinahe blasiert wirkte. Sein verschmitztes Lächeln war beinahe charmant. »Das können Sie an jeder Stelle des Flusses gratis kriegen«, meinte er.
    Er deutete auf die pilzförmige Oberfläche des nächstliegenden Gralsteins. »Diese Steine geben dreimal am Tag eine ungeheure elektrische Ladung ab. Was sollte uns daran hindern, sie anzuzapfen und zu speichern, um die Schiffsmotoren anzutreiben?«
    Sam starrte ihn eine Sekunde lang an und stieß dann hervor:

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