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Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Farmer, Philip José - Flusswelt 02

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dem Zeitstrom
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meine Brüder und Schwestern!
    Schämt euch! Schämt euch! Ihr habt getötet und gehaßt und Lust gespürt bei all diesem Blut und der Ekstase des Mordens! Warum habt ihr nicht eure Waffen gesenkt und eure Gegner mit Liebe empfangen? Warum ließet ihr sie nicht tun, was sie wollten? Auch wenn ihr dabei umgekommen wäret, hättet ihr den größten und schönsten Sieg davongetragen! Der Feind hätte eure Liebe gespürt – und sich beim nächsten Krieg daran erinnert. Und beim übernächsten Mal hätte er sich vielleicht schon gefragt: >Was tue ich da? Warum tue ich das? Welchen Nutzen hat es, was ich hier tue? Es bringt mir doch nichts ein< – und eure Liebe hätte sein steinernes Herz zum Erweichen gebracht und…«
    John, der jetzt hinter Göring auftauchte, versetzte dem Mann mit dem Griff seines Messers einen Schlag auf den Kopf. Göring taumelte, fiel auf das Gesicht und rührte sich nicht mehr.
    »Die richtige Antwort für einen Defätisten«, schrie König John. Er sah sich mit einem wilden Blick um und kreischte dann: »Wo sind meine Botschafter Trimalchio und Mordaunt?«
    Sam erwiderte: »Keiner von beiden würde so dumm sein und sich jetzt hier herumtreiben. Und du wirst sie niemals in die Finger bekommen, weil sie jetzt wissen, daß du von ihrem schändlichen Plan weißt, uns an Arthur zu verkaufen.«
    Obwohl Johns Schlag auf Görings Kopf bei der in Parolando garantierten Meinungsfreiheit ein Vergehen gewesen war, beabsichtigte Sam in diesem Augenblick nicht, gegen den Ex-König vorzugehen. Im Augenblick konnte es einen großen Fehler bedeuten, ihn festsetzen zu lassen. Ganz davon abgesehen, hätte nicht mehr viel gefehlt, und er hätte Göring selbst niedergeschlagen.
    Die immer noch weinende Livy erhob sich und ging fort. Sam folgte ihr zu einem Leichenberg, auf dessen Spitze Cyrano saß. Der Franzose hatte ein rundes Dutzend Wunden davongetragen, von denen allerdings keine ernsthaft zu sein schien. Sein Rapier war von der Spitze bis zum Griff mit Blut bedeckt. Er hatte sich wirklich wacker geschlagen.
    Als Livy sich an ihn klammerte, blickte Sam zur Seite. Sie hatte ihm nicht einmal dafür gedankt, daß er ihr das Leben gerettet hatte.
    Hinter ihm erklang ein Knirschen. Sam wandte sich um und sah, wie die Überreste seines Hauses ineinander stürzten.
    Obwohl er sich sehr erschöpft fühlte, wußte er, daß der Tag für ihn nur wenig Zeit zum Ausruhen bringen würde. Zunächst mußte festgestellt werden, inwiefern die Zerstörungen sie in ihrer Arbeit zurückgeworfen hatten. Dann mußte man die Toten einsammeln und in die Verwertungsfabrik bringen, da man ihr Fett benötigte, um daraus Glyzerin herzustellen. Diese Praxis war trotz ihrer Scheußlichkeit unumgänglich; und außerdem tat sie den Gefallenen nicht mehr weh: Ein jeder von ihnen würde binnen vierundzwanzig Stunden an anderer Stelle des Flußtales materialisieren und zu neuem Leben erwachen.
    Zusätzlich hatte sich die gesamte Bevölkerung dafür bereitzuhalten, die beschädigten Befestigungsanlagen wieder aufzurichten. Kundschafter und Kuriere mußten ausgesandt werden, um genau zu prüfen, wie es mit der militärischen Stärke Parolandos bestellt war. Es war nicht auszuschließen, daß die Neu-Britannier zusammen mit den Kleomenujo und den Ulmaks bald zu einem Vergeltungsschlag ausholten.
    Einer von Sams Hauptmännern berichtete, daß man Kleomenes, den Führer von Kleomenujo, tot am Flußufer aufgefunden habe. Ein Schrapnell hatte seinen Schädel durchdrungen und dem Leben des Spartaners, Halbruder des großen Leonidas, des Verteidigers des Thermopylen-Passes, ein Ende bereitet. Zumindest jedoch seinem Leben in dieser Gegend der Flußwelt.
    Sam beauftragte zwei Männer, sich sofort mit Booten aufzumachen und die beiden besiegten Nationen aufzusuchen. Sie sollten dort bekannt geben, daß Parolando keinesfalls einen Rachefeldzug plante, vorausgesetzt, die neuen Führer dieser Länder erklärten sich zu einer Freundschaftserklärung gegenüber dem Sieger bereit. John beschwerte sich darüber mit dem Argument, daß er, was dieses Thema anging, nicht konsultiert worden sei. Es kam zu einer heftigen, aber kurzen Auseinandersetzung. Schließlich gab Sam zu, daß John im Prinzip sicher recht habe; aber leider sei jetzt nicht die richtige Zeit, um gewisse Dinge gründlich auszudiskutieren. Daraufhin erwiderte John, daß Sam aufgrund der bestehenden Gesetze dazu verpflichtet sei, sich die nötige Zeit zu nehmen, da jede getroffene Entscheidung der

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