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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das dunkle Muster
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an die Eier faßte, um rauszukriegen, ob Sie ein Mann sind?« fragte Jill.
    »Ganz sicher geehrt, Schätzchen«, sagte Firebrass. Er brach in ein lautes Gelächter aus und tanzte so sichtlich erheitert herum, daß die anderen beiden ihn anstarrten, als glaubten sie, er habe den Verstand verloren.
    Cyrano erhob sich zunächst auf alle viere, dann stand er auf. Sein Gesicht war rot, und er schnaufte. Jill verspürte den Wunsch, sich aus dem Staub zu machen, als er nach seinem Rapier griff, aber sie blieb bewegungslos stehen und sagte mit fester Stimme: »Nehmen Sie sich immer in Gegenwart fremder Frauen solche Frechheiten raus?«
    Cyrano schien zu frösteln. Die Röte seines Gesichts verschwand, und aus seinem Schnaufen wurde ein Lächeln. Dann verbeugte er sich. »Nein, Madame. Ich bitte Sie wegen meines unmöglichen Verhaltens aufrichtig um Verzeihung. Normalerweise trinke ich schon deswegen nicht, weil ich nicht darauf erpicht bin, daß der Alkohol meinen Geist vernebelt. Aber heute Abend feierten wir den Jahrestag der Abfahrt unseres Flußbootes.«
    »Schon gut«, erwiderte Jill. »Aber sorgen Sie bitte dafür, daß so etwas nicht wieder vorkommt.«
    Trotz ihres Lächelns verfluchte sie sich, daß sie ausgerechnet mit dem Mann hatte in dieser Weise umspringen müssen, den sie aus tiefstem Herzen verehrte. Sie hatte zwar keine Schuld an diesem Vorfall, aber sie konnte trotzdem nicht erwarten, daß er ihr verzieh, wenn sie ihn vor den anderen aufs Kreuz gelegt hatte. Kein männliches Ego war in der Lage, eine solche Schmach hinzunehmen.

8
    Der Nebel lichtete sich. Es war bald nicht mehr nötig, das Feuer in Gang zu halten, um einander erkennen zu können. Unterhalb ihrer Hüftlinien bewegten sich die grauweißen Wirbel allerdings noch immer. Der Himmel erhellte sich, aber es würde noch einige Stunden dauern, bis die Sonne über den östlichen Bergen aufging. Die großen weißen Gasnebel, die ein Sechstel des Firmaments bedeckten, waren ebenso wie die kleineren Sterne bereits verblaßt. Aber immer noch leuchteten Tausende von Riesenfeuern am Himmel: Sie waren rot, grün, weiß und blau, obwohl auch sie – ebenso wie die hellen Nebel – allmählich an Intensität verloren.
    In westlicher Richtung erhoben sich etwa ein Dutzend Bauwerke aus den Nebeln. Jills Augen weiteten sich. Zum erstenmal sah sie das, von dem sie bisher nur durch Mundpropaganda und getrommelte Nachrichten wußte, mit eigenen Augen. Manche der Gebäude waren vier oder fünf Stockwerke hoch und aus Eisen- und Aluminiumplatten zusammengesetzt. Fabriken. Das größte Gebäude schien ganz aus Aluminium zu bestehen. Ein Hangar.
    »Der größte, den ich je gesehen habe«, murmelte sie.
    »Bisher haben Sie noch gar nichts gesehen«, sagte Firebrass. Er machte eine Pause und fuhr dann, offensichtlich etwas verwundert, fort: »Sie sind also extra hergekommen, um bei uns einzusteigen?«
    »Das sagte ich doch schon.«
    Er war Der Mann. Er konnte sie anheuern und auch wieder hinauswerfen. Aber sie war nie fähig gewesen, ihre Verärgerung über Dummheiten zu verbergen. Und wenn sich jemand wiederholte, war das Zeitverschwendung und mithin eine Dummheit. Da stand ein Mann vor ihr, der Spezialist war in Astrophysik und Elektronik. Und die Vereinigten Staaten hatten niemals Trottel in den Weltraum geschickt, wenn ihre Leute auch nicht gerade brillante Geister gewesen waren. Vielleicht lag es am Alkohol, daß er sich wie ein Dummkopf aufführte. Unter seiner Einwirkung reagierte jeder Mann so. Und jede Frau, beeilte sie sich zu erinnern. Sei fair.
    Firebrass stand nahe vor ihr und blies ihr seinen Whiskyatem ins Gesicht. Er war einen ganzen Kopf kleiner als sie, und seine breiten Schultern, die muskulösen Arme und sein ausladender Brustkorb stellten einen seltsamen Kontrast zu ihr dar. Seine Beine waren lang und dürr, seine großen Augen braun, und das Weiße in ihnen von roten Äderchen durchzogen. Firebrass besaß einen mächtigen Schädel, eine vorgewölbte Stirn, und das lockige Haar war so gekräuselt, daß er beinahe wie ein Exzentriker aussah. Er hatte eine bronzene Hautfarbe. Er schien Mulatte zu sein, aber die kaukasischen und onondaga-indianischen Gene wirkten durchaus dominant. Man konnte ihn für einen etwas dunkleren Südfranzosen oder Spanier halten.
    Er musterte sie von oben bis unten. Tat er das nur, um herauszufinden, ob sie auf sein provozierendes Verhalten genauso reagierte wie auf das Cyranos?
    Jill sagte: »Über was denken Sie jetzt nach?

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