Farmer, Philip Jose - Flusswelt 03
aufgeplatzter Haut. Aus seinen schrecklichen Wunden quoll schwarzrotes Blut, darunter sah man grauschwarze Knochen. Die einzige Helligkeit spendete nun das Feuer, das an seinem Gesicht, seiner Brust, seinem Bauch und seinem Penis fraß – der so steif war, als sei er mit einem ungeheuren Haßgefühl geladen –, und die krachenden Blitze, die von draußen kamen.
Schon war sie wieder auf den Beinen, rannte auf die Tür zu und wollte hinaus, in der Hoffnung, daß der Regen ihre brennenden Wunden kühlte. Irgendwie schaffte er es, eine Hand um ihre rechte Fessel zu legen. Jill rutschte aus, fiel schwer zu Boden und stieß die Luft aus. Dann war Jack wieder über ihr, drang in sie ein und gab seltsame, unartikulierte Geräusche von sich – war seine Zunge etwa auch verbrannt? Und die Flammen hüllten sie beide ein.
Jill raste auf einem entsetzlichen Schmerzensschrei durch die Schwärze auf ein weit entferntes Loch zu, das sich, je näher sie ihm kam, rapide vergrößerte und sie schließlich in sich aufnahm. Sie fiel in das Zentrum dieser Welt hinein, auf den Mittelpunkt aller Dinge zu.
17
Jacks Gesicht schwebte über ihr. Es war mit keinem Körper verbunden, sondern bewegte sich hin und her wie ein Ballon. Das rotgelockte Haar, sein hübsches, breites Gesicht, die strahlendblauen Augen, sein festes Kinn, die vollen Lippen, sein Lächeln…
»Jack!« murmelte sie. Das Gesicht verschwand, wurde zu einem anderen, das auch über einen Körper verfügte.
Auch dieses Gesicht war breit und gutaussehend, aber mit hohen Wangenknochen, schwarzen, leicht schräggestellten Augen und von schwarzem, glattem Haar gerahmt.
»Piscator!«
»Ich hörte Sie schreien.« Er beugte sich vor und nahm ihre Hände. »Können Sie aufstehen?«
»Ich glaube schon«, sagte sie zitternd. Mit seiner Hilfe war es kein Problem. Erst jetzt stellte Jill fest, daß das Gewitter aufgehört hatte. Es regnete auch nicht mehr, obwohl es von der Dachrinne herab noch immer tröpfelte. Die Tür war geöffnet, draußen herrschte Finsternis. Wolken bedeckten die Sterne. Nein, dort war die Silhouette eines Berges auszumachen. Die Wolken begannen aufzureißen. Jill sah hinter ihnen eine samtene Schwärze, in der langsam die leuchtenden Gasnebel und die gewaltigen Sternhaufen sichtbar wurden.
Gleichzeitig fiel ihr auf, daß sie nackt war. Sie sah an sich herab und stellte fest, daß ihre Brüste dermaßen gerötet waren, als seien sie zu nahe an einem Feuer gewesen. Noch während sie darauf starrte, wurden die Rötungen allmählich schwächer.
Piscator sagte: »Ich dachte zuerst, Sie hätten sich verbrannt, weil ihre Brüste und Ihre Schamgegend dermaßen gerötet und geschwollen waren. Aber ich habe von einem Feuer keine Spur entdecken können.«
»Das Feuer kam von innen«, sagte Jill. »Es war in mir. Traumgummi.«
Piscator zog die Augenbrauen hoch und sagte: »Ach so.«
Jill lachte.
Er führte sie zu ihrer Liege, auf die sie sich mit einem wohligen Seufzer fallen ließ. Die Hitze in ihrer Vagina begann nun abzuebben und machte einem wohligen Gefühl Platz. Piscator beschäftigte sich damit, sie zuzudecken, und brachte ihr einen Becher voll Regenwasser aus der Tonne, die vor der Hütte stand. Jill trank das Wasser, hielt den Becher mit einer Hand und stützte sich dabei mit der anderen ab.
»Danke«, sagte sie. »Ich hätte wirklich besser wissen müssen, wozu der Traumgummi führt. Ich hatte Depressionen, und wenn ich in derartige Stimmungen gerate, kommt dabei meistens etwas Ungewöhnliches heraus. Es war alles so ungeheuer real und schrecklich. Obwohl die ganze Vision schier unglaublich war, habe ich sie nicht einen Moment lang in Frage gestellt.«
»Die Chancisten benutzen Traumgummi in ihrer Therapie, aber niemals ohne Beaufsichtigung«, sagte Piscator. »Es scheint hin und wieder zu heilsamen Resultaten zu führen. Aber wir benutzen ihn lediglich während des Grundstadiums der Erziehung bei einigen Leuten.«
»Wir?«
»Al Ahl al-Hagg, die Jünger des Wirklichen. Die ihr Abendländler Sufis nennt.«
»Das dachte ich mir.«
»Das sollten Sie auch, nachdem wir uns darüber bereits einmal unterhalten haben.«
Jill schnappte nach Luft und fragte: »Wann soll das gewesen sein?«
»Heute morgen.«
»Es muß an dem Gummi liegen«, erwiderte Jill. »Ich bin fertig damit. Ich werde von diesem verdammten Zeug nichts mehr nehmen.«
Sie setzte sich auf und sagte: »Sie werden doch Firebrass nichts davon erzählen – oder?«
Piscator lächelte
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