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Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
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hatten nicht die Zeit, sie zu bestatten; die Krähen, Adler und Falken würden sich am Fleisch der Toten gütlich tun. Sollten sie hierher zurückkehren, würden sie es nur noch mit Knochen zu tun haben.
    Nach einem weiteren Schlummertrunk suchten alle außer Burton und Sternenlöffel getrennte Schlafzimmer auf. Die Chinesin kroch sofort ins Bett, sagte »Gute Nacht, Dick«, und war sofort eingeschlafen. Burton folgte ihr ein paar Minuten später und schlief gegen all seine Erwartungen ebenfalls augenblicklich ein. Er erwachte vier Stunden später; seine lebenslange Schlaflosigkeit ließ ihn so wenig los wie das Meer den Alten Mann. Die Frau lag auf der Seite, hatte ihm den Rücken zugewandt und schnarchte leise. Er stieg aus dem Bett, zog sich eine Robe über, ging in den Hauptraum und trank einen großen Becher Kaffee. Nachdem er einen Teil seiner Müdigkeit auf diese Art vertrieben hatte, setzte er sich hinter die Computerkonsole. Fünf Stunden später hatte er jedes ausdrückliche Verbot und jeden übergeordneten Befehl, der ihm einfiel, eingegeben, um sämtliche Bewohner ihrer Zimmerflucht zu schützen. Burton war sich jedoch sicher, daß es noch weitere Möglichkeiten gab. Er würde seine Gefährten bitten, das ihre zu der Liste beizutragen.
    »Ich hätte es schon längst tun sollen«, sagte er sich.
    Er faßte den Entschluß, nicht zu warten, bis die anderen zum Frühstück aufstanden. So müde, wie sie waren, schliefen sie vielleicht bis zum Mittag. Weil ihm im Augenblick nichts Besseres einfiel, suchte er die Gänge ab. Er fing in der Turmspitze mit dem Hangar an, dann arbeitete er sich zur ersten und anschließend zur zweiten Ebene hinab. Es ging schnell, weil ein Blick genügte, um ihn davon zu überzeugen, daß das kreisrunde Gebiet leer war. In den kleinen Welten existierte nur tierisches Leben.
    Burtons forschender Blick kontrollierte die sechzigste Etage, eilte durch die Gänge und spähte in die anliegenden Räume hinein. Er erreichte einen Gang an der Innenmauer, die eine Seite des Wathan-Schachts bildete. Hier war, wie er wußte, ein Punkt, von dem aus ein Beobachter die Oberfläche der Wathan-Masse sehen konnte.
    »Halt!« rief er.
    Er starrte auf die gekrümmte, transparente Schachtwand.
    Die wundervollen, hellen, bunten, auf- und abschwellenden, herumwirbelnden Entitäten, die man als Wathans bezeichnete, waren verschwunden. Der Schacht war leer und dunkel.

34
    Peter Frigate betrat den Raum als erster. Er blieb stehen, sah Burton an, dann den Strahler auf dem Tisch und die halb geöffnete Tür zum Gang. »Was ist passiert?«
    Li Po kam herein, als Burton gerade den Mund aufmachte, um Frigate eine Antwort zu geben. »Trink zuerst einen Kaffee, Pete«, sagte Burton.
    »Wie geht’s, Dick?« fragte der Chinese.
    »Ich war den Großteil der Nacht auf. Habe gearbeitet.«
    Li Po warf ebenfalls einen Blick auf die Waffe und die Tür. Er zog die Augenbrauen hoch, gab aber keinen Kommentar ab. »Du siehst schrecklich aus«, sagte Frigate, nachdem er sich Kaffee aus einer Kanne auf dem Tisch eingeschenkt hatte. »Die Ringe unter deinen Augen… Du siehst aus wie ein Waschbär nach einer Sauforgie. Was hast du angestellt?«
    »Ich fühle mich noch schrecklicher«, sagte Burton langsam. »Ich fühle mich… wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr wüßtet, daß das Ende der Welt nahe ist? Oder vielleicht sollte ich sagen, daß die Welt geendet hat - wenn man es ganz realistisch sieht.«
    Frigate trank den heißen Kaffee bis zum letzten Schluck aus, ohne zusammenzuzucken. »Das Ende der Welt vollzieht sich jede Sekunde«, sagte er.
    Burton wußte zwar nicht, was er damit meinte, aber wollte es auch gar nicht erfahren. Auf jeden Fall waren Frigates Worte eine gute Überleitung zu den schlechten Nachrichten.
    Li Po nippte an dem Kaffee. »Was meinst du damit?« sagte er.
    »Vielleicht sollte ich warten, bis alle hier sind. Ich wiederhole mich nicht gern.«
    »Das weiß ich«, sagte Frigate. »Nun aber raus mit der Sprache.«
    Burton sagte ihnen, daß der Wathan-Behälter leer war.
    Li Po und Frigate erbleichten, sagten aber nichts.
    »Danach habe ich die Körperaufzeichnungen überprüft«, sagte Burton. »Ich mußte mich dazu zwingen, weil ich gar nicht wissen wollte, was man ihnen angetan hat, obwohl ich es natürlich schon wußte. Aber jemand mußte es tun, und so habe ich es getan.«
    »Und sie… sie…«, sagte Frigate keuchend.
    »Sie sind alle gelöscht worden. Alle fünfunddreißig Milliarden. Bis auf

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