Farmer, Philip José - Flusswelt 05
bestimmtes charakterliches und moralisches Niveau und Verständnis erreicht und sich bis zu einem gewissen Grad von Psychosen und Neurosen befreit hätten. Wenn Sie sterben, würden Sie nicht mehr auf der Flußwelt wiedererweckt werden. Ihr Wathan wird verschwinden; unsere Instrumente können es nicht mehr länger aufspüren oder fassen. Man hat Ihnen gesagt, Ihr Wathan, oder Ihre Seele, wenn Sie es vorziehen, würde zu Gott gehen oder von der Gottheit aufgenommen werden. Das ist natürlich eine Erklärung, die nur Unwissenheit überdeckt. Es war die einzige Erklärung, die passend erschien. Aber…«
Loga nahm noch einen Schluck. Sein Blick glitt über sie hinweg, als wolle er die Reaktion auf seine nächsten Worte im voraus erkennen. Er wirkte erfreut.
»Die traurige Wahrheit ist - obwohl ich nicht weiß, ob sie tatsächlich so traurig ist -, daß in Wirklichkeit kein Wathan verschwindet oder Voranschreitet! Nicht, solange der Körper, zu dem es gehört, wiedererweckt wird!«
Burton war nicht so überrascht, wie er es hätte sein sollen. Einst, vor langer Zeit, hatte er diese Möglichkeit zwar in Betracht gezogen, aber abgelehnt. Alice war schockiert; sie sah aus, als würde sie nie wieder irgend jemandem glauben können. Li Po lächelte und strich sich über den Schnurrbart. Frigates Gesicht war teilnahmslos.
Burton dachte über den Computerbericht nach, laut dem Leute wie Buddha und Jesus Christus Vorangeschritten waren. Offenbar war dies jedoch nicht der Fall. Der Computer hatte ihm falsche Informationen gegeben. Warum? Weil Loga es ihm befohlen hatte, um die Täuschung aufrechtzuhalten.
Burton seufzte. »Was ist die Wahrheit?« sagte er dann. »Sie werden uns diesmal doch die Wahrheit sagen, oder? Entschuldigen Sie, wenn ich skeptisch bin. Sie haben schon so oft gelogen.«
Alices Stimme zitterte, als sie sagte: »Die Wathans? Sie haben gesagt, Sie seien künstlich. Hätte es nicht diese uralte Rasse gegeben, die sie geschaffen hat, wären wir alle seelenlos. Ist es wahr, bei Gott wirklich wahr?«
»Wer weiß schon, was bei Gott wirklich wahr ist?« sagte Loga. »Gottes Wahrheit ist: Das, was ist, ist. Aber ja, es ist eine Tatsache, daß die Alten die Wathans geschaffen, und wir, die wir ihr Werk weiterführen, dafür gesorgt haben, daß jeder Mensch, der auf der Erde empfangen wird, ein Wathan erhält. Nicht wahr ist jedoch, daß die Wathans zu Gott gehen oder von der Gottheit aufgenommen werden. Vielleicht werden sie es eines Tages. Ich weiß es nicht; niemand weiß es.
Die Wahrheit ist, daß Sie unsterblich werden können, relativ jedenfalls. Sie werden nicht den Tod des Universums überdauern, wahrscheinlich nicht die Dauer seiner Existenz, aber Sie haben die Möglichkeit, eine Million Jahre zu leben, zwei, vielleicht drei oder mehr. Solange sie einen erdähnlichen Planeten mit einem heißen Kern finden und Wiedererweckungsmaschinen zur Verfügung haben.
Leider kann nicht allen die Unsterblichkeit gewährt werden. Zu viele Unsterbliche würden die Unsterblichkeit zum Jammertal und den anderen das Leben zur Hölle machen. Man würde versuchen, andere durch die Kontrolle der Wiedererweckungsmaschinen zu beherrschen. Doch auch so wurden jedem, ohne Ausnahme, hundert Jahre nach seinem irdischen Tod gewährt, um zu beweisen, daß er friedlich und in Harmonie mit sich selbst und den anderen leben kann -innerhalb der tolerierbaren Grenzen der menschlichen Unvollkommenheit natürlich. Jene, die dazu imstande sind, werden nach Abschluß der beiden Projekte unsterblich sein.«
»Dann«, sagte Burton langsam, »sind die Normen, die ethischen Ziele, nicht so extrem hoch und fordernd, wie man uns glauben gemacht hat?«
»Sie sind hoch, wenn auch nicht zu hoch für vierzig Prozent der Wiedererweckten.«
»Und die anderen sechzig Prozent?« fragte Alice.
»Ihre Körperaufzeichnungen werden vernichtet.«
»Das kommt mir hart vor.«
»Ist es auch. Aber es ist absolut notwendig.«
»Und dann?« sagte Frigate. Er sah gespannt aus.
»Die Überlebenden wird man als Körperaufzeichnungen in Gestalt gelber Kugeln zur Erde transportieren.«
»Zur Erde?« fragte Burton. »Er hatte zwar nie etwas Derartiges gehört, aber stets das Gefühl gehabt, die Erde sei zerstört worden.
»Ja. Der Großteil des Lebens auf der Erde ist von der Strahlung des Wasserstoff- und Neutronenbombenkriegs vernichtet worden. Aber die Gartenweltler haben die Erde gereinigt - dazu brauchten sie einhundertundsechzig Jahre - und mit
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