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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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peinlich
aus.“
    „Jetzt hab dich nicht so. Kann dir doch egal sein,
was andere denken. Ich dachte, du bist der Pussymaster.“
    Er musste lächeln, stand aber noch immer ungelenk
da. „Ich kann das wirklich nicht.“
    Doch Anne-May ließ nicht locker. Sie versprach ihm
einen Kuss auf die Wange, falls er für sie tanzen würde. Damit hatte sie ihn.
    Grover kippte einen halben Becher Wodka hinunter und
stellte sich in die Mitte des Zimmers. Nur mit einem Slip bekleidet, begann er
zur Musik eckige Roboterbewegungen mit seinen Armen zu machen. Es sah
merkwürdig aus. Anne-May und Francis mussten lachten, dann aber feuerten sie
ihn an.
    „Weiter, weiter!“, riefen sie, während Grover auch
noch den Moonwalk probierte. Er tanzte immer schneller, der Schweiß rann ihm
über den Oberkörper. Am Ende schien er völlig in der Musik aufzugehen und
beachtete die anderen nicht mehr. Nichts war noch peinlich in dieser Nacht.
Anne-May gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann fingen sie und Francis
ebenfalls an, in Unterwäsche durchs Zimmer zu tanzen. Einmal kamen sie sich
nahe, er fasste Anne-May bei der Hüfte, und sie legte ihre Hand auf seine Brust,
während sie sich im Takt zur Musik bewegten. Francis spürte ihre warmen Beine,
ihre Brüste, ihren Atem. Sie kam näher und fing an, sich an ihm zu reiben, bis
er eine Erektion bekam.
    Dann aber sprang sie aufs Bett, das sofort zu ihrer
Bühne wurde, und zog die Finger an ihren Augen vorbei, wie Uma Thurman in Pulp Fiction. Sie
tanzte schlangenhaft, grazil, mysteriös. Ihre schwarzen Haare flogen hin und
her. Francis und Grover, dessen Stielaugen einen irren Glanz bekommen hatten,
schauten ihr wie hypnotisiert zu. Wenn Anne-May ihnen jetzt befohlen hätte,
eine Bank auszurauben, ihr das Geld zu geben und sich danach selbst zu erhängen,
sie hätten es getan.
     
    Francis wurde durch Schreie geweckt. Er schlief
ohnehin schlecht, immer wieder träumte er, wie sie einen Unfall bauten oder
dass seine Mutter starb, weil er sie im Stich gelassen hatte. Manchmal wachte
er schweißnass auf und wusste nicht, wo er war.
    Diesmal wachte er auf, weil das Licht angegangen war
und jemand an ihm rüttelte. Grover stand aufgeregt vor ihm. „Sie ist verrückt
geworden“, sagte er und deutete nach links. „Sie hat einen Anfall!“
    Anne-May stand neben einer Kommode und schrie. „Bleib
stehen“, brüllte sie. „Pass auf, da kommt jemand!“
    Ihr Mund war blutverschmiert, sie sah furchtbar aus.
    „Ich weiß nicht, was ich machen soll“, sagte Grover.
„Sie reagiert auf nichts.“
    Francis brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen,
dass Anne-May sich in einem heftigen Alptraum befand. Er sprang auf und ging
auf sie zu.
    Anne-May wehrte sich und trat nach ihm. „Lass
mich!“, schrie sie. „Du gehörst zu denen. Lass mich los!“
    Er wich ihren Schlägen aus und packte sie bei den
Schul tern. „Anne-May“,
rief er immer wieder. „Wach auf, es ist nur ein Traum.“
    Sie spuckte nach ihm und wollte ihn wieder schlagen.
Sie war überraschend stark. Francis drückte sie gegen die Wand und hielt ihre
Arme fest. „Es ist nur ein Traum!“, sagte er wieder.
    Als sie nicht reagierte, schüttelte er sie durch.
Und als auch das nichts half, gab er ihr eine Ohrfeige. Sie riss die Augen auf.
    Nachdem sie begriffen hatte, was geschehen war, fing
sie an zu weinen. Er strich ihr über den Kopf und spürte, wie ihre Hände über
seinen Rücken fuhren. Dann ließ sie ihn los und ging ins Bad, um sich den Mund
auszuwaschen. Offenbar war sie gegen eine Kommode gestürzt und hatte sich die
Lippe aufgeschlagen. Sie wollte den anderen nicht sagen, was sie geträumt
hatte, sosehr sie auch nachfragten.
    „Ich möchte nicht mehr einschlafen“, meinte sie nur.
    Die ganze Nacht ließen sie das Licht an und
erzählten sich Geschichten. Aus ihrer Kindheit, aus der Schule, von ihren
Familien. Grover lag auf dem Boden, Anne-May hatte sich in ihr Bett gelegt, und
Francis saß auf einem Stuhl in der Ecke. Er sah seine Freunde kaum an, aber er
mochte es, dass sich jeder etwas von der Seele reden konnte.
    Am Ende erzählte er den anderen sogar von seinem
wiederkehrenden Traum, in dem er in Las Vegas Roulette spielte und immer
gewann. Er sagte, dass er dafür seinen Ausweis habe fälschen lassen und mit
einem Teil von Ryan Wilcos Geld in Vegas spielen werde.
    „Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich bin mir
absolut sicher, dass ich gewinnen werde. Ich muss es tun!“
    Francis hatte befürchtet, dass ihn die

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