Fast genial
umhersauste, langsamer wurde, herabfiel, auf der Zehn
landete. Schwarz. „Nein!“, sagte Anne-May.
Die ersten Tausend waren weg. Aber das konnte nicht
sein, er hatte doch geträumt, dass er hier gewinnen würde. Francis setzte die
anderen Tausend, aus Trotz erneut auf Rot. Die Roulettescheibe bewegte sich.
Der Croupier warf die Kugel mit Effet und gegen die Drehrichtung in die
Schüssel, dann warteten wieder alle gespannt.
„Rien ne va plus!“
Die Kugel wurde langsamer und landete schließlich im
Fach der Zweiundzwanzig. Wieder verloren. Francis hörte einen Mann schreien,
der auf genau diese Zahl gesetzt und gewonnen hatte. Bei fünftausend Einsatz
ein Vermögen.
„Das kann nicht sein“, murmelte Francis. „Das kann
einfach nicht sein!“ Seine Sicht verschwamm, er verließ den Tisch. Aber nicht,
um zum Hotel zurückzugehen. Stattdessen lief er direkt zur Geldwechselstelle,
um weitere Zweitausend in Chips wechseln zu lassen. Es durfte noch nicht vorbei
sein!
Anne-May ging ihm nach und zerrte an seinem Shirt. „Hör
auf!“, rief sie. „Du brauchst das Geld. Es ist alles, was du noch hast, und du
wirst es verlieren.“
„Ich muss ... das machen. Ich werde gewinnen.“
„Weißt du, wie geringe Chancen du hast?“
Francis blieb stehen. „ Ich scheiss auf meine Chancen “, schrie er plötzlich, selbst erstaunt, wie laut er
wurde. „Dass meine Mom gesund wird, dass ich meinen Vater finde und er mich mag
oder dass ich kein beschissener Versager werde; was meinst du, wie hoch die
Chancen dafür sind?“
„Das hier ist verrückt“, sagte sie nur, während er
sein letztes Geld wechselte. Er ging zum Spieltisch zurück und setzte den
ersten Chip auf Schwarz. Seine Hand zitterte.
Es kam Rot.
Grover schien etwas zu sagen, aber Francis hörte
nicht hin. Er hatte nur noch tausend Dollar, einen einzelnen lilafarbenen
Chip. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. In seinem Traum hatte er
mehrmals gesetzt, mal auf Rot, mal auf Schwarz, es war immer richtig gewesen.
Schließlich hatte er alles auf eine Farbe setzen wollen, doch er hatte nicht
gewusst, auf welche. Da hatte er einen Typ im blauen Overall durchs Casino
gehen sehen, der ihm mit der Hand ein Zeichen gab. Daraufhin hatte er im Traum
alles auf eine Farbe gesetzt und gewonnen.
Doch von einem Typ im blauen Overall war hier nichts
zu sehen. Francis beschloss, sein Schicksal aus den Händen zu geben. „Was ist
deine Glückszahl?“, fragte er Anne-May.
„Dreizehn. Wieso?“ Dann kapierte sie. Sie sah auf
dem Tableau nach. „Dreizehn ist schwarz, setz auf Schwarz!“
Francis schob den letzten Chip auf den grünen Zahlenteppich.
Eigentlich hatte er schon keine Hoffnung mehr. Er stellte sich vor, wie er
verlor und danach vom Tisch wegging. Als nun tatsächlich Schwarz kam, stieß
ihn Anne-May an, doch er freute sich kaum. Stattdessen kaute er auf einem
Fingernagel und spielte sofort weiter, ohne ein Wort zu sagen. Von nun an
setzte Francis nur noch auf Schwarz, mal bloß einen Chip, dann wieder
viertausend auf einmal. Bis auf eine Ausnahme gewann er immer.
Es ging jetzt so schnell, dass er kaum noch mitkam.
Plötzlich hatte er zehntausend, dann nur noch siebentausend. Dann zwölftausend
und schließlich achtzehntausend. Francis wusste nicht, wann und wie es passiert
war. Doch ihm war klar, dass er eine Strähne hatte, und die wollte er
ausnutzen. Also setzte er die ganzen achtzehntausend auf einen Schlag. Anne-May
murmelte, dass sie nicht hinsehen könne.
Dann geschah etwas Seltsames. Eine ältere Frau in
einem purpurnen Kleid und mit einem Seidenschal um den Hals setzte auch auf
Schwarz. Es waren bestimmt fünfzigtausend. „Ich weiß, dass du mir Glück
bringst!“, hörte Francis sie von ganz weit weg sagen. Die restlichen Spieler,
es waren acht oder neun, setzten ebenfalls. Da drehte sich auch schon das
Rouletterad, die Kugel schwirrte wieder in der Schüssel, wurde langsamer, fiel.
„Das wird nichts“, schoss es Francis durch den Kopf.
Um ihn herum war es still geworden. Plötzlich durchströmte ihn ein heißes
Gefühl. Er begriff erst nicht, wieso, sah nur, dass Anne-May aufschrie. Sie
fiel ihm um den Hals, und jetzt hörte er wieder die Stimmen und den Lärm im
Casino. Er hatte gewonnen, er hatte unfassbare sechsunddreißigtausend Dollar!
Francis tanzte vor Freude jubelnd um den Tisch. Dann
nahm er die Chips an sich und schaute in die Runde. Ein paar Spieler nickten
ihm kumpelhaft zu, und der schwarzhaarige, sehr jung aussehende Typ
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