Fast genial
immer. Glaub nicht, ich wüsste nicht, dass mich alle
auslachen. Aber was soll ich denn machen? Ich kann das Leben doch nicht hassen,
nur weil ich zufällig hässlich oder nicht besonders mutig bin. Ich wäre auch
gern so wie die anderen, aber das kann ich eben nicht.“ Er setzte die Brille
wieder auf. „Ich dachte, wenigstens du würdest mich verstehen, Francis. Ich
dachte wirklich, wir sind Freunde.“
„Soll das heißen, wir sind keine Freunde mehr?“
Grover antwortete nicht. Beide nippten an ihren
Bierflaschen und sahen dann wieder zu der Frau an der Stange, die gelangweilt
die Beine spreizte.
Gerade als sie gehen wollten, kamen weitere
Stripperinnen in Hotpants, Strapsen und bh auf sie zu. „Private Dance“, sagten sie und zerrten Grover
und Francis in einen Nebenraum. Sie konnten sich beide kaum wehren, wollten es
allerdings auch nicht. Francis hatte Pech, da er das Zielobjekt der ältesten
Stripperin war, sie war über vierzig und sah nicht gerade blendend aus. Nachdem
sie ihn in eine Kabine geschleift hatte, öffnete sie ihren bh und
tanzte vor ihm herum. Sie hatte Hasenzähne und einen sehnigen, mageren Körper
mit kleinen Brüsten, vermutlich nahm sie Drogen, was wusste er schon.
Schließlich wollte sie sich an seinem Schoß reiben, doch er schob sie weg und
stand auf. Hoffentlich lief es bei Grover besser. Da hörte er Geschrei.
Er verließ die Kabine. Im Nachbarraum entdeckte er
Grover inmitten einer Traube von Stripperinnen, die mit ihm redeten und ihn
beklatschten. Erst verstand Francis nicht, dann wurde ihm klar, dass ein paar
von ihnen Grovers Canyon-Sprung im Fernsehen gesehen haben mussten.
Er flüsterte einer blonden Stripperin zu, dass
Grover noch Jungfrau sei und ob man da nicht etwas machen könne. Sie meinte,
sie seien Stripperinnen und keine Huren. Francis vermutete, dass das nicht so
ganz stimmte, und bettelte. Es sei wirklich unendlich wichtig. Sie besprach
sich mit ein paar Kolleginnen, und eine der Stripperinnen erklärte sich
schließlich bereit. Es war die Brünette, die vorhin schon an der Stange getanzt
hatte. Sie meinte, für siebzig Dollar würde sie es machen.
Francis holte aus seiner Tasche sechsundvierzig
Dollar in Scheinen, dazu noch ein paar Münzen. „Das ist alles, mehr hab ich
nicht. Bitte.“
Sie seufzte. „Also gut.“ Dann nahm sie das Geld,
packte Grover am Shirt und verschwand mit ihm in einer Kabine. Die Tür wurde
verschlossen. Francis rauchte eine Chesterfield und musste über die ganze
Absurdität den Kopf schütteln. Er beschloss, Anne-May auf keinen Fall davon zu
erzählen. Nach zwei, drei Minuten hörte er die Frau stöhnen. Alle hörten es.
„Du hast behauptet, er hätte es noch nie getan“, sagte
die blonde Stripperin zu ihm.
Francis dachte an Grovers gewaltiges Teil, das
selbst für einen Profi wie die Tänzerin eine Herausforderung darstellen
musste. Inzwischen warteten sie schon seit einer Viertelstunde. Da fing auch
Grover an zu stöhnen. Er und die Tänzerin schienen sich abzuwechseln. Sie gab
spitze, hohe Schreie von sich, auf die er mit dumpfen, brunftartigen Lauten
antwortete, schließlich stöhnten sie gleichzeitig. Eine Stripperin lag vor
Lachen fast auf dem Boden. Francis war das Ganze peinlich, er spielte mit dem
Feuerzeug.
Endlich ging die Tür zur Kabine auf. Zuerst kam die
Stripperin heraus, sie sah so abgekämpft aus wie nach einem vierstündigen
Marsch durch die Wüste. Grover folgte ihr, er wirkte abwesend, sein Gesicht war
gerötet. Francis nickte ihm zu, und schweigend gingen sie zum Hotel zurück.
Vor dem Eingang blieben sie stehen und taxierten
einander. Mal grinste Grover, mal Francis. Sie waren beide nicht groß darin,
über ihre Gefühle zu reden, aber sie wollten noch nicht hoch ins Zimmer, ehe
sie nicht wenigstens kurz über alles gesprochen hatten.
Auf einmal klopfte ihm Grover auf die Schulter. „Das
mit der Reise war eine gute Idee.“ Er strahlte übers ganze Gesicht.
Francis winkte ab, aber irgendwie machte es ihn
glücklich. „Ach was.“
„Doch, wirklich, ich danke dir, dass du mich
überredet hast mitzukommen!“ Er fuchtelte mit den Armen. „Und jetzt sind wir
hier in Las Vegas, und die Frau gerade eben ... und diese ganze Fahrt, es ist
irgendwie alles so verrückt und großartig, es ist...“ Grover suchte nach
Worten, doch er fand keine. Schließlich kam er auf ihn zu und umarmte ihn
einfach.
Francis war fast gerührt. „Bist du jetzt
übergeschnappt?“, fragte er. Dann hörte er Grover
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