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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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Als sie das Casino betraten, wurden sie von dem Lärm beinahe
erschlagen. Von überall her hörten sie Melodien, Geklacker und Klimpern.
Hunderte Bildschirme flimmerten, Menschen irrten durch den Saal, saßen vor den
Spielautomaten oder scharten sich um die Black-Jack-, Craps- und Pokertische.
Francis beobachtete, wie eine Frau an einem einarmigen Banditen gewann,
emotionslos das Geld nahm und damit gleich weiterspielte.
    „Dahinten ist es“, sagte er und führte die beiden
anderen zum nächsten Raum.
    An den Roulettetischen gab es Anzeigetafeln, auf
denen rote und schwarze Zahlen aufblinkten, manchmal auch die grüne Null.
Endlich, dachte Francis. Hier hatte er bei jeder Runde die fast
fünfzigprozentige Chance zu gewinnen, das war so viel mehr als im richtigen
Leben. Er ging Geld wechseln. Von seinen verbliebenen viertausend Dollar
tauschte er zweitausend in Chips. Den Rest brauchte er für die Fahrt und um
wenigstens einen Teil der Schulden seiner Mutter zu bezahlen. Ihm kam ein Mann
mit schwarzer Hose, dunkelblauer Weste und hellblauem Hemd entgegen - die Angestelltenkluft
des Casinos. Francis erkundigte sich bei ihm, welches der höchste Einsatz beim
Roulette sei.
    „Normalerweise tausend Dollar auf einmal.“
    „Wieso normalerweise?“
    Der Mitarbeiter sah ihn lange an. „Es gibt da drüben
noch spezielle Tische, an denen man bis zu hunderttausend Dollar setzen kann“,
sagte er schließlich.
    „Und wenn man mit noch mehr Geld spielen will?“
    Der Angestellte schüttelte amüsiert den Kopf, dann
deutete er zum ersten Stock. Hinter den verdunkelten Fenstern seien weitere
Roulettetische, an denen man siebenstellige Beträge setzen könne.
Mindesteinsatz seien jedoch hunderttausend Dollar.
    Zunächst ging Francis an einen Tisch mit erschwinglicheren
Einsätzen. Anders als beim normalen Roulette, bei dem sich Touristen,
abgerissene Typen mit Cowboyhüten oder Hausfrauen tummelten, saßen hier nur
Leute in teuren Maßanzügen und Abendgarderobe. Francis dagegen trug seine
weißen Chucks, Jeans und ein dunkles Shirt. Im Casino war es kühl, er fror. Da
noch kein Platz frei war, beobachtete er das Spiel. Er sah, wie eine Frau an
den Nägeln kaute und wie andere lässig ihre Chips auf den Feldern platzierten.
Als die kleine Kugel in ein Fach gefallen war, teilte sich das Spielerfeld in
Gewinner und Verlierer. Einige setzten achttausend auf eine einzelne Zahl,
verloren und setzten, ohne mit der Wimper zu zucken, noch mal achttausend.
Andere gewannen siebzigtausend und ließen die Chips auf dem Feld liegen, als
ginge es sie nichts an. Diese Verrückten schienen nicht zu wissen, was Geld
war.
    Als ein Platz frei wurde, setzte sich Francis. Der
Croupier wollte seinen Ausweis sehen und studierte ihn. „Mindesteinsatz ist
tausend Dollar!“, sagte er endlich.
    Francis nickte. Er spürte die Blicke der anderen,
vor allem der Spielerinnen. Die meisten waren schon älter und saßen geschminkt
und mit steifen Botoxgesichtern am Tisch. Er fühlte sich unwohl, doch neben ihm
stand Anne-May, das mit Abstand schönste weibliche Wesen in diesem Raum. Trotz
ihrer Piercings leuchtete sie geradezu, im Vergleich zu diesen fülligen
Gremlins in den Zehntausend-Dollar-Kostümen. Sein Nachbar Toby hatte immer
gesagt, wenn man eine hübsche Freundin habe, könne man sich alles erlauben und
der größte Freak sein. Mit einer Frau wie Anne-May an der Seite konnte man die
Welt erobern.
    Grover stand abseits. Er hatte sich noch eine Coke
geholt und trank wie immer mit Strohhalm. Francis legte seine zwei Chips auf
den Tisch. Jeder tausend Dollar wert. Die anderen Spieler sahen ihn belustigt
an, gerade hatte der eine wieder dreißigtausend in den Sand gesetzt. Er konnte
ihre Ablehnung fühlen. In diesem Moment beugte sich Anne-May zu ihm runter. Zum
ersten Mal spürte er ihre Lippen auf seinem Mund. „Mach sie fertig!“, sagte
sie.
     
    Was nun geschah, nahm Francis nicht mehr richtig
wahr. Er war wie in einem Tunnel, sah nur noch das Blinken auf den
Anzeigetafeln. Der Croupier bat um den Einsatz, und schon ging es los. Ohne
groß nachzudenken, setzte er tausend auf Rot. Die Kugel rollte. Während die
Croupiers an den anderen Tischen bloß eine Handbewegung machten, sagte der an
ihrem Tisch: „Rien ne va plus!“ Nur kurz begriff Francis, was er da tat, und
erschrak. Tausend Dollar hatte er gesetzt! Er dachte an die Mahnungen für den
Trailer und die nicht bezahlten Telefonrechnungen und sah der Kugel dabei zu,
wie sie im Kessel

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