Fast genial
brach dabei in
bekifftes Gelächter aus. Er steckte Francis damit an, und beide lachten, bis
sie sich vor Erschöpfung auf den Boden setzen mussten. Francis konnte sich
allerdings selbst jetzt auf seine geschickten Hände verlassen. Als er alles
fertiggeschraubt und aufgerichtet hatte, betrachtete er stolz sein Werk.
Alistair war in die Küche gegangen und kam mit zwei
Dosen Bier wieder. Eine warf er Francis zu. „Hier, Heimwerker-King, hast du
dir verdient.“
Sie stießen an, dann räumte Alistair sein Regal ein.
Er ging hoch auf den Speicher und schleppte mehrere Kisten mit Vinylplatten
herunter. „Sie sind von meinem Onkel, ich hab mir immer vorgenommen, sie mal
durchzusehen und bei mir ins Regal zu stellen. Ich glaube, ich könnte so ein
cooler Vinyltyp werden, was meinst du?“ Er grinste.
Francis war sich nicht sicher, ob er diese Art von
Humor verstand, doch er nickte ihm freundlich zu. Dann las er wieder in den
Zeitungsartikeln. Die meisten handelten von Alistair, sein ganzes Leben war
festgehalten worden. Anfangs hatte man in ihm einen angehenden
Mathematik-Nobelpreisträger gesehen, in den Berichten nannte man ihn Designerkind und Baby Einstein. Am besten
gefiel Francis die Beschreibung von Alistairs Zeugung. Seine Mutter war ein
Hippie, sie hatte vor dem Senat gegen den Vietnamkrieg demonstriert, Drogen
ausprobiert, war in Woodstock dabei gewesen und nach Indien gereist. Doch in
all den Jahren hatte sie nie den Mann zum Heiraten getroffen. Als eine der
Ersten hatte sie sich auf Monroes Anzeige beworben. Als Monate später die
Paketsendung mit der stickstoffgefüllten Sperma-Ampulle eintraf, ließ Paula
Haley einen Gynäkologen zu sich nach Hause kommen und die Zeugung mit einer
Super -8 -Kamera filmen.
Dass das Sperma auch per Post verschickt wurde,
störte Francis. Er stellte sich eine alleinerziehende Mutter vor, bei der die
Ampulle mit einem möglichen Geniekind - gefroren für die Ewigkeit - noch
irgendwo in einem Regal zwischen abgelaufenen Marmeladen- und Gurkengläsern vor
sich hin gammelte, bis sie beschloss, die Sache durchzuziehen.
Zuletzt stieß er auf einen Artikel, der von den
Kindern aus der Samenbank der Genies handelte. Seelen aus dem Eis. Vor ein
paar Jahren hatte eine Journalistin einige der inzwischen erwachsenen
Geniekinder aufgesucht, um zu sehen, was aus ihnen geworden war. Francis las so
gespannt, dass er mit den Zähnen knirschte. Am interessantesten war die
Geschichte eines Mädchens namens Laura. Ihre Mutter hatte ebenfalls den echten
Namen ihres Spendervaters ausfindig gemacht. Allerdings hatte sie sich dabei
wahrscheinlich geschickter angestellt, denn die Sache war niemals aufgeflogen.
Als Laura sechzehn ist, kommt ihre Mutter bei einem Autounfall
ums Leben. Ihr Stiefvater ist ein cholerischer Trinker. Er weiß von der
Samenbank der Genies und kann nicht damit umgehen, dass seine Frau damals von
einem Mann schwanger wurde, der offensichtlich schlauer, gesünder und
attraktiver ist als er. Laura leidet unter seinen Gewaltausbrüchen und sehnt
sich zunehmend nach ihrem leiblichen Vater, Donor Michael.
Nach der Schließung der Samenbank macht sie sich auf
die Suche nach ihm. Da er ein anerkannter Wissenschaftler ist, der bereits
mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde, hat Laura keine große Mühe,
ihn ausfindig zu machen. Sie ruft ihn zweimal an, doch er legt jedes Mal
sofort wieder auf.
„Am Ende hat er mir sogar mit der Polizei gedroht.
Er schrie: Sie sind nicht mein Kind.“ Laura sieht zu Boden. Sie ist nun Anfang
zwanzig, eine hübsche Frau, die gern lacht und trotzdem ernsthaft wirkt. „Und
da wurde mir klar, dass er vermutlich eine Familie hat, die nicht weiß, dass er
seinen Samen gespendet hat“, erklärt sie. „Er hatte sicher panische Angst
davor, dass ich in diese Idylle einbrechen könnte. Dennoch musste ich ihn
sehen. Ich hatte das Gefühl, da wäre sonst immer ein Loch in meinem Leben.“
Und so fährt Laura mit dem Auto in zwei Tagen bis
nach Oregon. Dort, in einer Seitenstraße am Stadtrand von Portland, sieht sie
zum ersten Mal ihren Vater. Ehrfürchtig beobachtet sie, wie er zur Arbeit geht
und Stunden später zurückkommt. Abends steigt er mit seiner Frau und den
beiden Töchtern in den Wagen, Laura folgt ihnen kurz entschlossen. Sie fahren
zu einem Restaurant in die Innenstadt.
„Ich war unglaublich nervös. Sie saßen zu viert an
einem Tisch in der Ecke, ich habe mich an den Tisch daneben gesetzt. Ich kam
mir vor wie in einem
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