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Fast genial

Fast genial

Titel: Fast genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedict Wells
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irgendwie
unvollständig, und es würde sie immer etwas von ihnen unterscheiden. Genau wie
in Blade Runner, dachte Francis und betrachtete seine Hände, als wären sie
wie im Film künstlich hergestellt worden.
     
    Er steckte sich eine Zigarette an. Man konnte mal
wieder die Sterne sehen. Aber auch das waren nur Lügen. Viele dieser Sterne am
Himmel gab es nicht mehr, sie waren schon vor Millionen von Jahren verglüht.
Hier unten waren sie ewig hintendran, und vermutlich gab es auch die Erde nicht
mehr, und sie wussten es nur noch nicht.
    Francis blies Rauch in die Luft und schaute zu, wie
er davonschwebte und sich auflöste. Er hatte seinen Vater am Ende der Welt
gefunden und sofort wieder verloren. Erst wollte er sich noch einreden, dass es
gut war, ihn gesehen zu haben, dass er damit das fehlende Puzzlestück gefunden
hatte und nun wusste, wer er war. Aber dann dachte er daran, wie glücklich er
in den letzten Tagen gewesen war, besonders in den Stunden nach dem Gespräch
mit Andy. Und wie er allein im Auto gesessen hatte, kurz bevor er seinen Vater
traf. Hätte er ihn doch nie gesehen! Wieso hatte er nicht einfach die Akte
genommen und war damit nach Hause zurückgekehrt?
    Francis' Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich
noch mal an seinen Traum mit dem Casino, und auf einmal war ihm klar, welchen
Fehler er gemacht hatte. Im Traum war er älter gewesen und hatte immer allein
gespielt, in der Realität hingegen hatte er es zu früh versucht und außerdem
Grover und Anne-May dabeigehabt. Das erklärte auch, wieso er sich in Vegas
stets so unsicher gefühlt hatte und wieso auch die anderen Hinweise aus dem
Traum nicht vorgekommen waren. Francis ärgerte sich über seinen Fehler, jedoch
nicht lange, denn wahrscheinlich war das ohnehin alles Quatsch.
    Dann schaute er auf die Uhr. Ein besonderer Tag war
gerade angebrochen. Vor achtzehn Jahren war in den Räumen der Monroe-Klinik
ein Baby auf die Welt gekommen, das von einer hoffnungsvollen Cheerleaderin und
einem Betrüger gezeugt worden war, die sich nie kennengelernt hatten.
    Happy Birthday, Loser!
     
    5
     
    Drei Monate nach der Reise erreichte Francis ein
Anruf von Anne-May. Das war seltsam, denn eigentlich hatten sie keinen Kontakt
mehr. Er fragte sich, was sie von ihm wollte. Als er es erfuhr, veränderte sich
die Welt ein weiteres Mal.
     
    Sie war schwanger.
     
    Von ihm.
     
    Im Alter von siebzehn Jahren und neun Monaten hatte
ein weiterer Doblinski seine Gene an die nächste Generation weitergegeben.
     
    Amerika
     
    1
     
    Francis rannte, um nicht
zu spät zu kommen, doch er hatte keine Chafice. Er war mit Anne-May um acht
verabredet, aber der Junge, der nach ihm die Schicht bei Denny's hatte, war
eine Viertelstunde zu spät gekommen, und diese Viertelstunde musste er jetzt
an Anne-May weitergeben.
    Sie saß im „Alfredo's“, nippte an ihrem Wasser und
schaute genervt. Francis machte eine entschuldigende Geste und setzte sich.
Keine Minute später kam bereits ein Kellner. Da Anne-May Hunger hatte,
entschied er sich schnell für die Nudeln des Tages. Sie dagegen bestellte
Antipasti, eine Pizza Hawaii und einen großen Salat, dazu viel Wasser und Saft.
Sie war nun im siebten Monat, und ihr Bauch sah bereits jetzt so aus, als kämen
da ein paar Kinder gleichzeitig zur Welt. Dabei wohnte ihr Sohn ganz allein
darin. Gezeugt auf einem weißen Flügel in einer psychiatrischen Klinik, würde
er schon in wenigen Wochen das Licht der Welt erblicken.
    Francis strich ihr über den Bauch. „Wie geht's ihm?“
    „Gut. Gestern Nacht war er unruhig und hat mich oft
getreten. Das nervt ganz schön.“
    Anne-May und er hatten sich relativ schnell auf John
geeinigt. Sie hatte den Namen vorgeschlagen, wohl wegen Johnny Cash, den sie
vergötterte.
    Francis erzählte ihr als Erstes die guten
Neuigkeiten: Seine Mutter hatte einen Job als Kassiererin bei Wal-Mart
bekommen, vielleicht ging es jetzt endlich aufwärts mit ihr. Sie wirkte
jedenfalls gesund und zuversichtlich, und auf ihr Enkelkind freute sie sich
sehr.
    „Gestern war übrigens die Beerdigung von Marcus Jennings“,
sagte er. „Die halbe Schule war da. Er war eine Legende bei uns, weil er mal
einen Lehrer geschlagen hat.“
    „Wieso ist er gestorben?“
    „Er war drüben im Irak, mit zwei anderen ist er
während einer Patrouille in die Luft gejagt worden. Sprengfalle oder so.“
    „Oh ... Kanntest du ihn gut?“
    „Nein. Er war der Bruder von einem Typen, den ich sogar
bescheuert fand, aber trotzdem. Ich

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