Fast geschenkt
Plastikstühle.
»Hallo!«, begrüßt Tarquin uns, als wir hereinkommen. »Möchtet ihr etwas trinken?« Er hebt sein Glas. »Der Rote ist gar nicht schlecht.«
»Hast du das mit den Getränken geklärt?«, fragt Suze.
»Ja«, antwortet Tarquin. »Alles schon geregelt.«
»Bex - die bezahlen wir«, sagt Suze, als ich mein Portemonnaie herausholen will. »Das ist unser Abschiedsgeschenk.«
»Suze, ihr braucht aber nicht -«
»Wollte ich aber«, unterbricht sie mich. »Und Tarkie auch.«
»Ich hole euch etwas zu trinken«, sagt Tarquin und fügt dann etwas leiser hinzu: »Ganz schön viele Leute, findet ihr nicht?«
Er verschwindet, und Suze und ich drehen uns um und beobachten, was hier los ist. Dutzende von Menschen schieben sich um die aufgestellten Tapeziertische, um die darauf ausgestellten ordentlich zusammengelegten Klamotten, Schuhe, CDs und allen möglichen Kleinkram zu beäugen. Auf einem der Tische liegt ein Stapel getippter und fotokopierter Kataloge, und die Leute machen sich darin Notizen, während sie sich alles ansehen.
Ein Mädchen in Lederhosen sagt: »Guck doch mal, der Mantel! Ach, und die Hobbs-Stiefel hier! Für die biete ich auf jeden Fall!« Auf der anderen Seite des Raumes halten zwei Mädchen sich verschiedene Hosen hin, während ihre Freunde geduldig ihre Drinks halten.
»Wer sind denn all diese Leute?«, frage ich erstaunt. »Hast du die alle eingeladen?«
»Na ja, ich bin mein Adressbuch durchgegangen«, erzählt Suze. »Und Tarquins. Und Fenys ...«
»Na, dann ist ja alles klar«, lache ich.
»Hi, Becky!«, spricht mich eine helle Stimme hinter mir an, und als ich herumwirbele, steht Fenellas Freundin Milla mit zwei anderen Mädchen, die mir bekannt vorkommen, vor mir. »Ich werde für deinen lila Cardigan bieten! Und Tory will es mit dem pelzbesetzten Kleid versuchen. Und Annabel hat auch schon sechstausend Sachen gesehen, die sie haben will. Wir haben uns nur gerade gefragt, ob es auch Accessoires gibt?«
»Da drüben.« Suze zeigt in eine Ecke des Raumes.
»Danke!«, sagt Milla. »Bis später dann!« Die drei Mädchen stürzen sich wieder ins Getümmel, und ich höre, wie eine von ihnen sagt: »Ich brauchte wirklich mal einen guten Gürtel...«
»Becky!« Tarquin steht auf einmal wieder hinter mir. »Hier ist dein Wein. Und dann möchte ich dir gern meinen Kumpel Caspar von Christie‘s vorstellen.«
»O hallo!« Ich drehe mich um und sehe einen Typen mit länglichen blonden Haaren, einem blauen Hemd und einem riesigen goldenen Siegelring. »Vielen Dank, dass du das hier machst! Ich bin dir so dankbar.«
»Ach, dafür nicht«, winkt Caspar ab. »Also, ich habe mir den Katalog angesehen, und das scheint ja alles ziemlich klar zu sein. Hast du eine Liste mit Mindestpreisen?«
»Nein«, sage ich ohne zu zögern. »Es gibt keine Mindestpreise. Es muss alles weg.«
»Gut.« Er lächelt mich an. »Na, dann werde ich mich mal in die Startlöcher begeben.«
Er geht weg und ich trinke einen Schluck Wein. Suze schlendert jetzt auch bei denTischen herum, sodass ich eine Weile ganz allein dastehe und dabei zusehe, wie die Menschenmenge wächst. Fenella erscheint an der Tür und ich winke ihr - aber sie wird im selben Moment von einer ganzen Horde quietschender Freundinnen belagert.
»Hi, Becky«, spricht mich eine zögerliche Stimme von hinten an. Geschockt drehe ich mich um und sehe mich Tom Webster gegenüber.
»Tom!«, rufe ich. »Was machst du denn hier? Woher wusstest du hiervon?« Er nippt an seinem Glas und grinst.
»Suze hat deine Mutter angerufen, und die hat es mir erzählt. Und unsere beiden Mütter haben mich sogar beauftragt, das eine oder andere für sie zu ersteigern.« Er holt eine Liste aus der Tasche. »Deine Mutter möchte gern deine Cappuccinomaschine haben. Wenn die zu verkaufen ist.«
»Ja, die ist zu verkaufen. Ich sage dem Auktionator, er soll dafür sorgen, dass du sie bekommst.«
»Und meine Mutter möchte den Hut mit den Federn, den du zu unserer Hochzeit aufhattest.«
»Klar. Kein Problem.« Mir wird heiß, als ich an seine Hochzeit erinnert werde.
»Und - was macht das Eheleben?«, frage ich und untersuche angestrengt einen meiner Fingernägel.
»Ach... ist ganz nett«, antwortet er nach einer Weile.
»Ist es so schön, wie du erwartet hattest?« Ich versuche, zwanglos zu klingen. »Na ja, du weiß schon...« Er starrt wie ein Gejagter in sein Glas. »Es wäre wohl unrealistisch, wenn man erwarten würde, dass alles von Anfang an perfekt
Weitere Kostenlose Bücher