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Fast geschenkt

Fast geschenkt

Titel: Fast geschenkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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eine alte Dame in schwarzer Spitze auf einem Stuhl und versucht, auf ihren Gehstock gestützt, aufzustehen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, biete ich mich an, als sie den Versuch erfolglos abbricht. »Soll ich vielleicht Ihr Glas halten?«
    »Ach, vielen Dank, das ist nett von Ihnen!« Die Dame lächelt mich an, als ich sie beim Arm nehme und wir gemeinsam langsam in das prunkvolle Speisezimmer gehen. Überall werden Stühle gerückt, die Gäste setzen sich an runde Tische und die Kellner reichen eilig Brötchen.
    »Margaret«, sagt Mrs. Heywood, kommt auf uns zu und streckt der alten Dame ihre Hände entgegen. »Da sind Sie ja. Sollen wir mal sehen, wo wir einen Platz für Sie finden?« »Die junge Dame hier war so nett, mir zu helfen«, verrät die alte Dame, als sie sich auf einen Stuhl sinken lässt, und ich lächle Mrs. Heywood bescheiden an.
    »Danke schön«, sagt sie abwesend. »Wenn Sie dann jetzt bitte auch noch mein Glas nehmen könnten... und uns etwas Wasser an den Tisch bringen?«
    »Gerne!«, erwidere ich freundlich lächelnd. »Kein Problem.«
    »Für mich einen Gin Tonic, bitte!«, meldet sich ein älterer Herr am Nebentisch zu Wort.
    »Schon unterwegs!«
    Das zeigt mal wieder, dass meine Mutter damit Recht hat, wenn sie sagt, man muss anderen Leuten helfen, um Freunde zu gewinnen. Ich bin richtig stolz darauf, dass ich der Gastgeberin helfe. Ich komme mir fast so vor, als würde ich die Party zusammen mit ihr geben!
    Ich weiß nicht genau, wo die Küche ist, aber die Kellner verschwinden immer zu dem einen Ende des Raumes, und ich beschließe, ihnen zu folgen. Hinter einer doppelten Schwingtür gelange ich in eine Küche, für die meine Mutter sterben würde. Überall Granit und Marmor, ein Kühlschrank, der wie eine Mondrakete aussieht und ein in die Wand eingelassener Pizzaofen! Kellner in weißen Hemden rennen mit Tabletts hin und her, vor der Kochinsel stehen zwei Köche mit zischenden Pfannen in der Hand, und von irgendwo schreit jemand: »Wo zum Teufel sind die Servietten?«
    Ich mache eine Flasche Wasser und ein Glas ausfindig, stelle beides auf ein Tablett und sehe mich dann auf der Suche nach dem Gin um. Gerade, als ich mich bücke, um eine Schranktür aufzumachen, tippt mir ein Typ mit raspelkurzen, wasserstoffblonden Haaren auf die Schulter.
    »Hey! Was machst du da?«
    »Oh, hü«, sage ich und richte mich auf. »Ich suche nur den Gin. Da wollte jemand einen Gin Tonic.«
    »Dafür haben wir keine Zeit«, kläfft er mich an. »Ist dir überhaupt klar, dass wir viel zu wenig Personal haben? Das Essen muss auf den Tisch!«
    Du? Zu wenig Personal? Verständnislos sehe ich ihn an. Dann fällt mein Blick auf meinen schwarzen Rock, und mir wird so einiges klar. Ich lache laut auf.
    »Nein! Ich bin doch keine... Ich meine, eigentlich gehöre ich zu den...«
    Wie soll ich das bloß ausdrücken, ohne ihn zu beleidigen? Kellner ist bestimmt auch ein Beruf, der einen erfüllt. Und der hier ist in seiner Freizeit wahrscheinlich Schauspieler.
    Während ich noch zögere, drückt er mir schon eine Platte mit geräuchertem Fisch in die Hand.
    »Hier. Los jetzt!«
    »Aber ich bin keine -«
    »Sofort! Essen auf den Tisch!«
    Er schüchtert mich so ein, dass ich mich ganz schnell verkrümle. Okay. Am besten stelle ich die Platte einfach irgendwo ab, sobald ich außer Sichtweite bin, und setze mich dann schnell zu den anderen Gästen an einen Tisch.
    Ich gehe ganz vorsichtig ins Speisezimmer zurück, irre zwischen den Tischen umher und suche verzweifelt nach einem Fleckchen, wo ich die Platte abstellen kann. Aber hier gibt es anscheinend überhaupt keine Beistelltische oder freie Stühle. Auf dem Boden kann ich sie wohl kaum lassen, und ich will auch nicht unbedingt zwischen den Gästen hindurchlangen und sie auf einem Tisch abladen.
    Gott, wie lästig! Die Platte wird immer schwerer und meine Arme fangen schon an wehzutun. Ich komme an Mr. Wunsch vorbei und lächle ihn an, aber er beachtet mich überhaupt nicht. Als wenn ich plötzlich unsichtbar wäre.
    Das kann nicht wahr sein. Irgendwo muss ich diese Platte doch loswerden können.
    »Würden Sie jetzt bitte servieren!«, zischt mich eine wütende Stimme von hinten an und ich zucke zusammen.
    »Schon gut!«, gebe ich zurück. »Schon gut!«
    Herrgott noch mal. Wird wahrscheinlich das Einfachste sein, den Fisch jetzt einfach zu servieren. Dann bin ich den wenigstens los und kann mich setzen. Vorsichtig nähere ich mich dem nächsten Tisch.
    »Ahm... Möchten

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