Fast geschenkt
Sie etwas geräucherten Fisch? Ich glaube, das hier ist Lachs... und das ist Forelle...«
»Rebecca?«
Der elegant frisierte Kopf direkt vor mir dreht sich um und ich fahre entsetzt zusammen. Elinor sieht aus funkelnden Augen zu mir auf.
»Hallo!«, sage ich nervös. »Möchten Sie etwas Fisch?«
»Was tun Sie da?«, zischt sie mich an.
»Oh!« Ich schlucke. »Ach, wissen Sie, ich wollte nur ein bisschen behilflich sein...«
»Ich nehme etwas von dem Räucherlachs, danke«, sagt eine Frau in goldener Jacke. »Haben Sie auch fettfreies French Dressing?«
»Ahm... also, wissen Sie, eigentlich bin ich gar keine...«
»Rebecca!«, herrscht Elinor mich aus ihrem kaum geöffneten Mund an. »Stellen Sie das ab. Und... setzen Sie sich.«
»Ja. Natürlich.« Verunsichert blicke ich auf die Platte. »Oder soll ich das hier eben servieren, wo ich doch schon dabei bin...«
»Stellen Sie das ab. Sofort!«
»Okay.« Ich sehe mich hilflos um, dann kommt ein Kellner mit einem leeren Tablett auf mich zu. Bevor er sich wehren kann, stelle ich die Platte mit dem Räucherlachs auf seinem Tablett ab, dann eile ich mit zitternden Knien um den Tisch auf meinen Platz zu und streiche mir die Haare glatt.
Als ich mich setze und mir die Serviette auf den Schoß lege, herrscht Schweigen am Tisch. Ich versuche es mit einem kleinen, unbefangenen Lächeln, das aber niemand erwidert. Dann wendet sich eine alte Dame mit ungefähr sechs dicken Perlenketten und einem Hörgerät an Elinor und flüstert so laut, dass wir es alle hören können:
»Die Freundin Ihres Sohnes ist... Kellnerin?«
BECKY BLOOMWOODS BUDGET FÜR NEW YORK
Tägliches Budget (veranschlagt)
Essen $ 50
Einkaufen $50 $100
allgemeine Ausgaben $50 $60 $100
Insgesamt $ 250
Tägliches Budget (revidiert)
DRITTER TAG
Essen $ 50
Einkaufen $ 100
Allgemeine Ausgaben $ 365
Noch mehr allgemeine Ausgaben $ 229
Einmalige Gelegenheit bei Sample Sale $ 567
Noch eine einmalige Gelegenheit bei Sample Sale $128
Unvermeidbare Extraausgabe $ 49
Beruflich unbedingt erforderliche
Sonderausgabe (Schuhe)
12
Hmm. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Elinor mich nun mag oder nicht. Sie hat auf der Rückfahrt im Auto nicht viel gesagt - was natürlich heißen könnte, dass sie insgeheim von mir beeindruckt war. Oder... auch nicht.
Als Luke mich fragte, wie unser Tag war, habe ich den Zwischenfall mit der Fischplatte mehr oder weniger unter den Tisch fallen lassen. Und den Zwischenfall auf der Wellnessliege auch. Ich habe mich mehr darauf konzentriert, wie begeistert seine Mutter von seinem Geschenk war.
Gut, okay, ich habe mich punktuell nicht an die Wahrheit gehalten. Zum Beispiel war es natürlich leicht übertrieben, als ich ihm erzählte, sie hätte »Mein Luke ist der beste Sohn auf der ganzen Welt« gesagt und sich die Augen mit einem Taschentuch trocken getupft. Aber hätte ich ihm denn erzählen sollen, wie sie tatsächlich reagiert hat? Hätte ich ihm verraten sollen, dass sie das schöne Hermes-Tuch einfach in die Schachtel zurückgestopft hat, als wenn es ein Paar Socken von Woolworth wäre? Jetzt bin ich sogar froh, dass ich ein bisschen dick aufgetragen habe, weil ich ihn nämlich noch nie so glücklich gesehen habe. Er hat sogar extra bei seiner Mutter angerufen, um ihr zu sagen, dass er sich gefreut hat, dass sie sich gefreut hat - aber sie hat nicht zurückgerufen.
Ich für meinen Teil habe dieser Tage wichtigere Sachen im Kopf, als darüber nachzudenken, ob Elinor mich mag oder nicht. Auf einmal rufen hier ständig irgendwelcheLeute an, die mich kennen lernen wollen! Luke sagt, das ist der »Schneeballeffekt«, den er die ganze Zeit schon erwartet hatte. Gestern hatte ich drei Termine mit drei unterschiedlichen Fernsehbossen - und in diesem Moment sitze ich mit einem Greg Walters von Blue River Productions beim Frühstück zusammen. Das ist der, der mir den Obstkorb geschickt hat und mich unbedingt kennen lernen wollte - und bisher läuft unser Meeting ganz hervorragend. Ich trage eine Hose von Banana Republic, die ich gestern gekauft habe, und meinen neuen Designerpullover. Und ich muss sagen, Greg scheint mächtig beeindruckt zu sein.
»Sie sind heiß«, sagt er mir immer wieder und beißt noch mal in sein Croissant. »Wissen Sie das?«
»Ahm... na ja...«
»Nein.« Er hebt die Hand. »Keine falsche Bescheidenheit. Sie sind heiß. Sie sind Stadtgespräch. Man reißt sich um sie.« Er trinkt einen Schluck Kaffee und sieht mir direkt in die Augen. »Ich will
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