Fast geschenkt
offen mit Ihnen reden: Ich möchte Ihnen eine eigene Show geben.«
Ich starre ihn an und vergesse vor Aufregung einen Augenblick lang zu atmen.
»Wirklich? Eine eigene Show? Und was soll ich da machen?«
»Mal sehen. Wir werden schon ein ansprechendes Format für Sie finden.« Er trinkt einen Schluck Kaffee. »Sie machen Kommentare zur Finanzpolitik, stimmt‘s?«
»Ahm... nicht ganz«, gestehe ich verlegen. »Mein Gebiet sind eher private Geldangelegenheiten. Sie wissen schon, Hypotheken, Lebensversicherungen und so.«
»Okay.« Greg nickt. »Geld. Also, ich würde sagen... nur mal so aus der Hüfte geschossen... Wall Street. Eine Mischung aus Wall Street, Ab Fab und Oprah. Das würden Sie doch hinkriegen, oder?«
»Ahm... ja! Ja, natürlich!«
Ich habe keine Ahnung, wovon er redet, aber ich strahle ihn selbstbewusst an und beiße ebenfalls in mein Croissant.
»Ich muss jetzt los«, sagt er und trinkt seinen Kaffee aus. »Aber ich rufe Sie morgen an, wenn ich einen Termin mit unserem Head of Development gemacht habe. Okay?«
»Alles klar«, sage ich und hoffe, dabei möglichst lässig auszusehen. »Hört sich gut an.«
Als er geht, muss ich unwillkürlich grinsen. Meine eigene Show! Das wird ja immer besser! Egal, mit wem ich mich treffe - alle wollen mir einen Job anbieten, alle laden mich schick zum Essen ein - und gestern hat sogar jemand gesagt, ich könnte ohne Probleme in Hollywood Karriere machen! In Hollywood!
Jetzt stellen Sie sich das mal vor: Meine eigene Show in Hollywood! Dann könnte ich in einem dieser abgefahrenen Häuser in Beverly Hills wohnen und würde auf die gleichen Partys gehen wie die ganzen Filmstars. Vielleicht würde Luke sich dann mit seiner Firma auch in Los Angeles niederlassen und so Leute wie... Minnie Driver repräsentieren. Ich meine, ich weiß schon, dass sie nicht gerade ein Geldinstitut ist, aber vielleicht könnte Luke sein Wirkungsfeld auf Filme ausweiten! Ja! Und dann freunde ich mich richtig toll mit ihr an, wir gehen zusammen einkaufen und alles, und vielleicht fahren wir sogar zusammen in den Urlaub ...
»Hallöchen«, begrüßt mich eine fröhliche Stimme, und als ich etwas benommen aufblicke, sehe ich, dass Michael Ellis sich an den Nebentisch setzen will.
»Ach«, sage ich und reiße mich gedanklich von den schönen weißen Stränden in Malibu los. »Ach, hallo. Setzen Sie sich doch zu mir!« Ich deute höflich auf den Stuhl mir gegenüber.
»Störe ich Sie auch nicht?«, fragt er, als er sich setzt.
»Nein, nein. Ich hatte gerade ein kleines Meeting, aber das ist schon vorbei.« Ich sehe mich um. »Ist Luke bei Ihnen? Ich habe ihn in letzter Zeit kaum gesehen.«
Michael schüttelt den Kopf.
»Unterhält sich heute Vormittag mit ein paar Leuten bei JD Slade. Den Obermimern.«
Ein Kellner kommt, um Gregs Teller und Tasse abzuräumen, und Michael bestellt einen Cappuccino. Als der Kellner wieder weg ist, betrachtet Michael etwas verwirrt den zweiten Halsausschnitt in meinem Pullover.
»Wissen Sie eigentlich, dass Sie ein riesiges Mottenloch im Pulli haben? Dagegen sollten Sie schleunigst etwas unternehmen.«
Haha, sehr witzig.
»Wissen Sie, das ist gerade der Look«, erkläre ich zuckersüß. »Madonna hat genau den gleichen Pullover.«
»Ach! Madonna.« Sein Cappuccino kommt, und er trinkt einen Schluck.
»Und - wie läuft es so?«, frage ich und dämpfe die Stimme ein wenig. »Luke hat mir erzählt, einer der Investoren wird nervös.«
»Stimmt.« Michael nickt und guckt ziemlich finster. »Ich kapiere nur nicht, was da los ist.«
»Aber wozu brauchen Sie und Luke denn überhaupt Investoren?«, frage ich. »Ich meine, Luke hat doch haufenweise Geld...«
»Man sollte nie sein eigenes Geld investieren«, belehrt Michael mich. »Die wichtigste goldene Regel im Geschäftsleben. Aber abgesehen davon hat Luke große Pläne, und zur Verwirklichung großer Pläne braucht man normalerweise eine Menge Kapital.« Er sieht auf. »Wissen Sie, Ihr Freund ist ganz schön ehrgeizig. Und wild entschlossen, es hier drüben zu schaffen.«
»Ich weiß«, stöhne ich und verdrehe die Augen. »Er tut ja nichts anderes als arbeiten.«
»Arbeiten ist gut«, sagt Michael und sieht dann stirnrunzelnd in seine Tasse. »Wie ein Besessener arbeiten ist... weniger gut.« Er schweigt kurz, dann sieht er lächelnd auf. »Aber für Sie läuft wohl alles prima, was?«
»Allerdings, ja«, freue ich mich und habe Mühe, ruhig zu bleiben. »Es läuft sogar absolut super! Ich
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