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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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sich bei dem schrecklichen Lebewesen um einen von Menschen abgerichteten Mischling eines Wolfes mit einer Dogge gehandelt haben könnte. Bei dieser Theorie kommt auch wieder Jean Chastel ins Spiel, der angeblich viele Jahre im Ausland verbracht haben und dabei Kreuzungsversuche zwischen Hyänen und anderen Raubtieren, wie z. B. Großkatzen, unternommen haben soll.
    Natürlich nahm sich auch die Filmindustrie dankbar des spektakulären Themas an. Im Jahr 2001 wurde die Geschichte der Bestie von Gévaudan unter dem Titel Der Pakt der Wölfe verfilmt. Der berühmte US -amerikanische Filmkritiker und Pulitzer-Preisträger Roger Ebert war von der Authentizität des Films jedoch nur wenig beeindruckt: »In dem Film geht es um Quasi-Werwölfe, französische Aristokraten, Geheimgesellschaften, Irokesen-Indianer, Kampfkünste, okkulte Zeremonien, heilige Pilze, Prahlhänse, inzestuöses Verlangen, politische Unterwanderung, tierische Geister, blutige Schlachtszenen und Bordelle. Das Einzige, was man nicht tun sollte, ist, diesen Film ernst zu nehmen. Seine Wurzeln liegen in traditionellen Monster-Sex-Fantasy-Filmen mit Spezialeffekten.«
    Aber zurück zu den echten Wölfen. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen europäischen Ländern gab es in der Vergangenheit Wolfs-Opfer zu beklagen: In Italien fielen zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert allein in der Po-Ebene über 400 Personen Wölfen zum Opfer.
    In Schottland wurden im 16. und 17. Jahrhundert Wölfe als eine solch große Bedrohung angesehen, dass man an den größeren Straßen spezielle Häuser, sogenannte »Spittals« errichtete, in denen Reisende nachts Schutz finden konnten.
    Auch Deutschland hatte seinen menschenfressenden Wolf, nämlich den Wolf von Ansbach, der um 1865 im bayrischen Ansbach wahrscheinlich aus Mangel an Wild mehrere Menschen attackiert und getötet haben soll. Wie der Münchner Schriftsteller Franz von Kobell berichtet, glaubten die Bewohner von Ansbach damals fest daran, dass es sich bei dem Wolf nicht um ein Tier, sondern um eine Art Werwolf handeln würde: »Im Volk verbreitete sich nun bald die Sage, dieser Wolf sey der kurz vorher gestorbene Bürgermeister von Ansbach, Michael Leicht, von dem es auch hieß, er habe von seinem Dachfenster aus seinem eigenen Leichenbegängniß zugeschaut; nun sey er in einen Wolf verwandelt worden und ziehe als ein solcher herum«.
    Das Ende des Wolfs war dann jedoch eher prosaisch: Bei der Verfolgung eines schnöden Huhns stürzte der Wolf in eine der zahlreichen von den Bürgern angelegten Wolfsgruben und wurde von der aufgebrachten Menge erschlagen. Nachdem man dem toten Wolf das Fell über die Ohren gezogen hatte, wurde der mit Pappmaske, Perücke und Umhang verkleidete Kadaver des »Untiers« an einem eigens errichteten Galgen in der Nähe von Ansbach aufgehängt.
    Auch in Russland, wo heute mit geschätzten 40 000 Individuen die meisten Wölfe Europas leben, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen. Allein zwischen 1840 und 1861 registrierten die Behörden in Russland 273 Wolfsattacken, bei denen insgesamt 169 Kinder und sieben Erwachsene zu Tode kamen.
    Während des Ersten Weltkriegs kam es in Russland wolfsbedingt wohl zum außergewöhnlichsten Waffenstillstand aller Zeiten. Im Baltikum hatten riesige Wolfsrudel entlang der deutsch-russischen Front sowohl russische als auch deutsche Truppen derart massiv angegriffen, dass sich die Kombattanten genötigt sahen, für eine kurze Zeit eine Waffenruhe zu vereinbaren, um gemeinsam der Wolfsplage Herr zu werden. Die New York Times berichtete unter der Überschrift »Russische Wölfe« in ihrer Ausgabe vom 29. 7. 1917 detailliert von den Geschehnissen: »Im Verlauf des letzten Winters haben sich die Wölfe in den Gebieten des polnischen und baltischen Russlands derart vermehrt, dass sie im Kovno-Wilna-Minsk-Distrikt zu einer regelrechten Plage sowohl für die russischen als auch für die deutschen Truppen geworden sind. Die halb verhungerten Tiere attackierten selbst kleinere Gruppen von Soldaten so hartnäckig, dass sie sogar für die Männer in den Schützengräbenzu einer ernsten Bedrohung wurden. Gift, Gewehrfeuer, Handgranaten und sogar Maschinengewehre, was wurde nicht alles ausprobiert, um der Plage Herr zu werden. Aber all das fruchtete nichts. Die Wölfe – nirgendwo gibt es so große und mächtige wie in Russland – waren verzweifelt in ihrem Hunger und scheuten keine Gefahr. Ständig tauchten neue

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