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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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hochsensible Geschmackssensoren sorgen dafür, dass der Hai sofort weiß, was er da zwischen den Zähnen hat, und ob es sich überhaupt lohnt, sich weiter damit zu beschäftigen. Im Fall eines Menschen fällt das Urteil meist negativ aus, der Homo sapiens ist einem Weißen Hai nämlich viel zu mager – ein schlechter Energielieferant eben, da halten sich die riesigen Raubfische doch lieber an eine schöne, fette Robbe. In den meisten Fällen lässt ein Weißer Hai einen Menschen daher nach dem ersten Biss wieder frei. Zahlreiche Menschen, die von einem Weißen Hai angegriffen wurden, berichteten, dass sie nur einmal gebissen wurden und der Hai dann abgedreht hat . Nur in ganz wenigen Fällen wird das Opfer weiter attackiert oder gar verspeist, sodass eine Rettung, vor allem, wenn sich Helfer in der Nähe befinden, oft noch möglich ist. Ein zugegebenermaßen etwas schwacher Trost, denn der mit Dutzenden rasiermesserscharfer Zähne bestückte Kiefer der gewaltigen Meeresräuber kann natürlich schon bei einem »Testbiss« tödlich sein oder zumindest schweren Schaden anrichten.
    Heute, da ist sich die Wissenschaft einig, ist der Weiße Hai in Sachen größter und gefährlichster Raubfisch der Welt das Maß aller Dinge. Vor rund 15 Millionen Jahren lebte jedoch in den Ozeanen eine Haiart, neben der ein Weißer Hai gerade mal wie ein Hering wirkte: Carcharocles megalodon, der »Großzahnhai«, wie sein wissenschaftlicher Artname übersetzt heißt, war mit Sicherheit einer der gewaltigsten Räuber und wahrscheinlich die tödlichste Kreatur, die sich jemals auf unserer Erde auf Beutejagd begeben hat. Der monströse Raubfisch war mit einer Länge von bis zu 20 Metern und einem Gewicht zwischen zwölf und 20 Tonnen etwa dreimal so groß und fünfmal so schwer wie der größte Weiße Hai, der jemals vermessen wurde.
    Der riesige Räuber beherrschte die Ozeane über den heute nahezu unvorstellbaren Zeitraum von über 10 Millionen Jahren. Er war dabei annähernd weltweit verbreitet ( USA , Südamerika, Mittelmeerraum, Europa, Südafrika, Indischer Ozean, Australien, Japan u. a.), schien jedoch nach neueren Erkenntnissen wärmere Gewässer zu bevorzugen. Zur Zeit, als der riesige Räuber die Meere durchstreifte, existierte übrigens schon der moderne Mensch, zu Zusammenstößen kam es jedoch wahrscheinlich nicht. Lange Zeit ging man davon aus, dass der gigantische Raubfisch vor rund zwei Millionen Jahren ausgestorben sei. Einige Zahnfunde in rund 4000 Metern Tiefe auf dem Meeresboden des Südpazifiks weisen jedoch darauf hin, dass einige Exemplare des Superhais noch in der jüngeren Vergangenheit gelebt haben, also vor circa 24 000 bis 11 000 Jahren.
    Megalodon, wie der riesige prähistorische Hai bei Nicht-Paläontologen der Einfachheit halber meist genannt wird, ist uns heute vor allem durch die Funde seiner Zähne bekannt, da sich bekanntermaßen auch das Knorpelskelett des größten Hais an der Luft relativ schnell zersetzt. Die größten Exemplare der wahrhaft monströsen Beißwerkzeuge erreichten eine Länge von bis zu 18 Zentimetern, eine Dicke von über drei Zentimetern und ein Gewicht von einem halben Kilogramm! Bei einigen Naturvölkern wurden diese fossilen Zähne als Geschenke der Götter angesehen, da man aus ihnen ganz ausgezeichnete Pfeil- oder Speerspitzen und andere Werkzeuge fertigen konnte. Gut erhaltene Zähne weisen übrigens sogar heute noch eine messerscharfe Zahnung auf. Beweise für die Existenz des prähistorischen Megahais liefern außer den Beißwerkzeugen nur noch vereinzelte Wirbel sowie fossile Walknochen, an denen deutliche Bissspuren der gewaltigen Zähne des Megalodons zu erkennen sind.
    Wissenschaftler der University of New South Wales in Australien haben vor Kurzem berechnet, dass Megalodon die mit Abstand größte Beißkraft aller jemals bekannten Tiere besaß. Die Forscher führten mit einem virtuellen Megalodon-Schädel eine Art Crashtest durch, bei dem sie die gewaltigen Kiefer des animierten Hais aufeinanderkrachen ließen und dabei beobachteten, welchem Druck Kiefergelenke und -muskulatur maximal standhalten konnten. Das Ergebnis der Computersimulation war sensationell: Das Urzeitmonster schlug seine messerscharfen Zähne offensichtlich mit einer Kraft von 10,8 bis 18,2 Tonnen in seine Beute. Damit war sein Biss bis zu sechsmal so stark wie der des berühmt-berüchtigten Raubsauriers Tyrannosaurus rex , der es im Test lediglich auf 3,1 Tonnen brachte. Oder, um es anders auszudrücken:

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