Faszination Menschenfresser
verspeiste anschließend diverse Körperteile. Der berüchtigte Serienmörder wurde im Juli 1991 durch einen Zufall gefasst und im Februar 1992 zu 15-facher lebenslanger Haft verurteilt. Als die Wohnung Dahmers nach seiner Verhaftung durchsucht wurde, entdeckte man insgesamt vier Köpfe seiner Opfer im Kühlschrank und der Gefriertruhe. In einem Kochtopf fanden sich die dazugehörigen abgehackten Hände.
In Deutschland sorgte 2003 der Fall Armin Meiwes für Furore. Der später als »Kannibale von Rotenburg« bekannt gewordene Meiwes ermordete im März 2001 vor laufender Kamera den 42-jährigen Diplom-Ingenieur Bernd Jürgen Armando Brandes und verspeiste danach 20 Kilogramm Fleisch seines Opfers. Brandes hatte sich vorher Meiwes zum Verzehr angeboten! Sein Opfer hatte Meiwes 2001 in einem Kannibalenforum kennengelernt. Täter und Opfer verabredeten anschließend, um es mit den Worten des später dem »Kannibalenprozess« Vorsitzenden Richters zu sagen, einen Pakt von »Leistung und Gegenleistung«, um sich ihre sexuell abartigen Wünsche wechselseitig zu erfüllen. Brandes, der mehrfach zuvor öffentlich Verstümmelungsfantasien geäußert hatte, war von dem Wunsch besessen, endlich sein Geschlechtsteil abgetrennt zu bekommen, während sich Meiwes wohl nichts dringlicher gewünscht hatte, als einmal einen Menschen zu verspeisen. Vor Gericht berichtete Meiwes, er habe das Fleisch seines Opfers kurz angebraten, gewürzt und mit einer Pfeffersauce abgeschmeckt. Als Beilagen habe er Kartoffelbällchen und Rosenkohl verzehrt. Dazu habe er sich eine Flasche Rotwein gegönnt. In einem Fernsehinterview eines Privatsenders äußerte sich Meiwes auch über den Geschmack von Menschenfleisch: »Es schmeckt ähnlich wie Schweinefleisch, etwas herber, kräftiger. Es schmeckt recht gut.« Später von einem Gutachter befragt, worin für ihn der Kick beim Verzehr von Menschenfleisch gelegen hätte, antwortete Meiwes: »Man kann es vergleichen, als wenn jemand sein Leben lang den Wunsch hat, einen Ferrari zu fahren, und dann irgendwann die Gelegenheit dazu hat.« Im Übrigen sei sein Lieblingsmärchen Hänsel und Gretel gewesen. Besonders gut gefallen habe ihm die Szene, »wo dieser Hänsel verspeist werden sollte «. Meiwes wurde am 9. Mai 2006 wegen Mordes und Störung der Totenruhe zu lebenslanger Haft verurteilt. Kannibalismus ist in Deutschland übrigens nicht explizit per Gesetz verboten.
Nachwort
Das Ende der Menschenfresser
Wer sich einmal die Zeit nimmt, die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, wird relativ rasch feststellen, dass es um die Zukunft der meisten Menschenfresser nicht allzu gut bestellt ist. Ja, es droht sogar das Ende der Menschenfresser: Aus den Jägern sind nämlich längst die Gejagten geworden. Der britische Wissenschaftsjournalist David Quammen geht sogar davon aus, dass es bereits im Jahr 2150 keine menschenfressenden Raubtiere in freier Wildbahn mehr geben wird, sondern nur noch in Zoos oder Nationalparks zu bewundern sein werden.
An erster Stelle der gefährdeten »Man-eater«, aber auch nahezu exemplarisch für den Rest ihrer Menschen verspeisenden Kollegen, ist hier sicherlich die größte Raubkatze der Welt, der Tiger, zu nennen, dessen Bestände sich in den letzten 100 Jahren dramatisch verringert haben. Existierten im Jahr 1920 noch über 100 000 Tiere, wurde der Gesamtbestand im Jahre 2000 gerade noch auf 5000 bis 7000 Exemplare geschätzt. Und die Tendenz bleibt trotz diverser Schutzprojekte weiter negativ. Nach Angaben des World Wildlife Fund ( WWF ) vom Februar 2010 beträgt die Zahl frei lebender Tiger weltweit gerade mal noch 3200 Exemplare. Allein auf dem indischen Subkontinent, in dem rund die Hälfte aller noch vorhandenen Tiger lebt, ist die Anzahl der großen Raubkatzen in den letzten fünf bis sechs Jahren um 60 Prozent zurückgegangen.
Und auch die dramatische Reduktion des Verbreitungsgebietes der gestreiften Raubkatzen ist alarmierend. Erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Tigers einst von der Türkei über Russland und China bis nach Bali nahezu über den gesamten asiatischen Kontinent, ist die große Raubkatze heute aus großen Teilen ihres ursprünglichen Heimatgebietes verschwunden. Man findet die größte Katze der Welt nur noch auf dem indischen Subkontinent, im fernen Osten Russlands, sowie angrenzenden Teilen Nordchinas und in einigen entlegenen Regionen Südostasiens von der chinesischen Provinz Yunnan im Norden bis
Weitere Kostenlose Bücher