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Faszination Menschenfresser

Faszination Menschenfresser

Titel: Faszination Menschenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Ludwig
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Proteinen war, der bei den Azteken zum Kannibalismus geführt hat.
    Auch unter den Maori in Neuseeland grassierte früher der Kannibalismus, wie mehrere Augenzeugen, die den britischen Seefahrer und Entdecker James Cook auf seiner zweiten Südseereise begleiteten, übereinstimmend berichteten. Vor allem in Kriegszeiten war Kannibalismus dort weitverbreitet. Und das hatte gleich mehrere Gründe: Zum einen glaubten die Maori, durch Verzehr des Herzens eines besiegten Feindes könne man sich auch dessen Macht einverleiben, zum anderen stellte Menschenfleisch in einem Land mit nur sehr wenig verfügbaren tierischen Proteinen auch eine wertvolle Nahrungsergänzung dar. Zudem schienen die Maori durchaus einen ausgeprägten Gefallen am Geschmack von Menschenfleisch entwickelt zu haben. Der deutsche Naturforscher und Reiseschriftsteller Georg Foster beschreibt in seinem Buch Reise um die Welt sehr anschaulich eine Szene, die sich an Bord von Cooks Schiff, der HMS Resolution , abspielte, nachdem der Dritte Offizier des Schiffes, Richard Pickersgill, den frisch abgetrennten Kopf eines zuvor bei einer Stammesfehde getöteten Menschen käuflich erworben und ihn stolz einigen Maori gezeigt hatte: »So bald sie (die Maori) des Kopfes ansichtig wurden, bezeugten sie ein großes Verlangen nach demselben, und gaben durch Zeichen zu verstehen, dass das Fleisch von vortrefflichem Geschmack sey.« Pickersgill »erbot sich ihnen ein Stück von der Backe mitzutheilen. (…) sie wolltens aber nicht roh essen, sondern verlangten es gar gemacht zu haben. Man ließ es also in unsrer aller Gegenwart ein wenig über dem Feuer braten, und kaum war dies geschehen, so verschlungen es die Neu-Seeländer vor unsern Augen mit der größten Gierigkeit.«
    Im alten China wurden ebenfalls ab und an Feinde verspeist – zu Ehren der eigenen Ahnen, aber auch als Zeichen des Triumphs oder als besonders schwerwiegende Bestrafung. So berichtet zum Beispiel die Münchner Sinologin Silvia Freiin Ebner von Eschenbach, dass der chinesische König Shang Zhou(1155–1122 v. Chr.), der letzte Herrscher der Shang-Dynastie und ein ziemlich übler Despot, »sich durch Vorwürfe zweier Herren in seiner Ehre derart getroffen fühlte, dass er den einen zu Hackfleisch in Pökelsoße verarbeiten, den anderen kochen und ihn, gewürzt und in Scheiben geschnitten, servieren ließ.« Und selbst während der Kulturrevolution soll es in China nach Recherchen des bekannten chinesischen Schriftstellers und Regimekritikers Liao Yiwu zu Kannibalismus gekommen sein. Opfer waren angebliche »Klassenfeinde«.
    Der bekannteste und wohl auch »erfolgreichste« Kannibale der Neuzeit war jedoch der russische Massenmörder Andrei Tschikatilo, der zwischen 1978 und 1990 mindestens 52 Menschen getötet und ihre Geschlechtsteile anschließend verzehrt hat. Als Erklärung gab Tschikatilo an, er hätte als Kind mit ansehen müssen, wie seine Mutter und sein sechsjähriger Bruder während einer Hungersnot getötet und aufgegessen wurden. Der studierte Philologe mordete unter vier sowjetischen Parteichefs und entkam seinen Verfolgern immer wieder. Mit der Verhaftung des »Monsters von Rostow« am 20. November 1990 endete die größte Verbrecherjagd in der Geschichte der Sowjetunion. Während der zwölfjährigen Fahndung nach dem »Schlächter« wurden 165 000 Blutproben entnommen, 500 000 Menschen überprüft und fünf Millionen Einwohnermeldekarten kontrolliert. Im verzweifelten Bemühungen, den Serienkiller endlich dingfest zu machen, kam es im totalitären Staatsgebilde der Sowjetunion auch zu unglaublichen Übergriffen der Ermittlungsbehörden. So wurden im Zuge der Ermittlung gleich mehrere Unschuldige gefoltert, totgeprügelt, in den Selbstmord getrieben oder hingerichtet. Am 14. Oktober 1992 wurde Tschikatilo von einem russischen Gericht zum Tode verurteilt und am 16. Februar 1994 in Nowotscherkassk durch Genickschuss exekutiert.
    In den USA sorgte der »Kannibale von Milwaukee« Jeffrey Dahmer für weltweite Schlagzeilen. Dahmer tötete zwischen 1978 und 1991 17 Menschen. Seine Opfer sprach Dahmer in Homosexuellen-Bars oder Saunen an und lockte sie unter dem Vorwand, sie fotografieren zu wollen, in sein Haus. Dort setzte er sie zunächst einmal mit Bier, das er zuvor mit einem Schlafmittel versetzt hatte, außer Gefecht. Waren die Männer eingeschlafen, wurden sie von Dahmer, der seine Aktivitäten stets akribisch fotografierte, erwürgt. Später vergewaltigte Dahmer dann die Leichen und

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