Faszination Menschenfresser
zur Malaiischen Halbinsel im Süden. Dazu gibt es noch ein Vorkommen auf der Insel Sumatra. In den Staaten Afghanistan, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Nordkorea, Pakistan, Singapur, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan und Usbekistan ist der Tiger dagegen ausgestorben. Vor allem in der jüngeren Vergangenheit hat der Tiger gewaltig an Boden verloren: Allein zwischen 1995 und 2005 hat sich das Verbreitungsgebiet der großen Raubkatzen in Asien um etwa 40 Prozent verringert, sodass der Tiger heute nur noch erschreckende sieben Prozent seines ursprünglichen Habitats besiedelt. Als Hauptursache für den massiven Bestandsrückgang der Großkatzen im 20. Jahrhundert sehen Tigerexperten vor allem den Verlust ihres Lebensraumes, da besonders in Indien und Südostasien riesige Waldgebiete, zum Teil in großem Stil, für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung gerodet wurden. So entstanden oft inselartige Habitate, die den Kontakt zwischen den einzelnen Tigerpopulationen erschwerten oder gar verhinderten. Zudem machen in einigen asiatischen Ländern auch immer wieder Wilderer, trotz Androhung hoher Strafen, verstärkt Jagd auf die gestreiften Großkatzen. Grund für die Wilderei ist die große Nachfrage nach Tigerprodukten, wie etwa Fell, Knochen und Geschlechtsteilen, in der traditionellen asiatischen Medizin. Und die Wilderei ist ein lukratives Geschäft: Bringt ein toter Tiger seinem Verkäufer auf dem chinesischen Schwarzmarkt nach Einschätzung von Experten doch mehrere 10 000 Dollar ein. Kein Wunder, dass die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources ( IUCN ) die Gesamtpopulation des Tigers im Jahr 2010 als »stark gefährdet« eingestuft hat.
Kaum bessere Perspektiven als der Tiger hat die zweitgrößte Raubkatze der Welt, der Löwe. Tierschützer befürchten nämlich, dass der »König der Tiere« in Afrika in naher Zukunft ausgebrüllt haben könnte. Lebten Mitte der 1980er-Jahre noch über 200 000 Löwen in Afrika, sind es heute nur noch etwa 30 000. Die Löwenpopulationen sind zwar in den Nationalparks und Reservaten des Schwarzen Kontinents stabil, außerhalb der Schutzgebiete sind die Raubkatzen jedoch nahezu verschwunden. Nach Ansicht des International Fund for Animal Welfare ( IFAW ) stellen neben der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraumes vor allem US -amerikanische Jäger die größte Bedrohung für afrikanische Löwen dar. So wurden laut Statistik der IFAW in den letzten zehn Jahren zwei Drittel aller in Afrika getöteten Löwen nach Amerika gebracht. Zusätzlich sind die USA auch noch der größte Importeur von Tiertrophäen, die illegal per Internet verkauft werden. Unglücklicherweise bevorzugen die meisten Jäger auch – wegen der prestigeträchtigen Mähne – das Abschießen von männlichen Tieren, was wiederum zur Folge hat, dass damit oft noch weitere Löwen indirekt zum Jagdopfer werden. Wird nämlich das Alphamännchen eines Rudels, der sogenannte Pascha getötet, kommt es zu Rangordnungskämpfen, bei denen dann noch mehr Tiere sterben, vor allem natürlich männliche Jungtiere. Und als wäre das alles nicht genug, macht auch noch ein heimtückisches Virus dem König der Tiere schwer zu schaffen: Das Feline-Immundefizienz-Virus ( FIV ), das sogenannte Katzen-Aids, mit dem z. B. im südafrikanischen Krügerpark bereits 80 Prozent der dortigen Löwenpopulation infiziert sind.
War der Leopard früher in fast ganz Afrika und Asien weit verbreitet, so ist er heute in vielen Gegenden wie etwa Marokko oder dem Sinai bereits ausgestorben. In anderen Regionen ist ein Aussterben wohl kaum noch zu verhindern. So gibt es auf der Arabischen Halbinsel heute nur noch rund 250 frei lebende Individuen, und das in reichlich zersplitterten Populationen. Noch geringer sind die Bestände in Palästina, Anatolien und im Kaukasus, wo nach Schätzungen des WWF nur noch knapp 50 Individuen leben. Auch im Iran und in Turkmenistan leben nur wenige 100 Leoparden, und auch in China, Pakistan und Bangladesch sind die Gefleckten mittlerweile ebenfalls sehr selten geworden. In Indien gibt es immerhin noch etwa 14 000 Leoparden. Die mit Abstand meisten Leoparden leben heute in Zentral- bzw. Südafrika, wo die Zahl der Leoparden auf etwa 700 000 Individuen geschätzt wird, von denen 225 000 allein in der Demokratischen Republik Kongo leben sollen. Andere Schätzungen gehen allerdings von nur etwa 230 000 wild lebenden Leoparden in Afrika aus. War der Leopard früher vor allem durch
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