Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
Schönheit und Miss Darbys koketten Kicherns gerät?“
„Vorhin sah er nur dich an.“
Nicht zum ersten Mal verwünschte Clio den Scharfsinn ihrer Schwester. „Das bildest du dir ein.“
„Ganz sicher nicht.“ Thalia öffnete die Gartenpforte des gemieteten Hauses und rief: „Clio hat einen neuen Verehrer!“
„Was?“ Cory rannte ihnen entgegen. „Wer ist es? Nicht dieser dumme Peter Elliott? Eigentlich dachte ich, er sei in dich verliebt, Thalia.“
„Viel besser – Clios Bewunderer ist ein italienischer Graf. An Lady Rivertons Teetisch starrte er sie dauernd an. Und er ist bildschön. “
„Ah, vielleicht wird Clio bald eine Contessa!“ Träumerisch verdrehte Cory die Augen. „Dann werden wir bei ihr wohnen und für immer in Italien bleiben, in ihrem grandiosen Palazzo, mit vielen Hundert Dienstboten und riesigen Marmorhallen.“
Entnervt floht Clio vor dem fröhlichen Gelächter, eilte die Treppe hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Erleichtert schloss sie dir Tür ihres Zimmers hinter sich – endlich sicher vor dem Spott ihrer Schwestern, vor englischen Dukes und italienischen Contes. Sie alle kannten schon viel zu viele ihrer Geheimnisse.
7. KAPITEL
Ein türkisches Zigarillo in der Hand, saß Edward in seinem verwilderten Garten am Brunnenrand und beobachtete den spektakulären Sonnenuntergang, der den Himmel rot färbte. Der Ätna-Gipfel hüllte sich in silbrigen Nebel. Aus dem Tal wehte eine kühle Brise herauf und verscheuchte die Hitze des Tages.
Während er eine graue Rauchwolke in die Luft blies, kehrte die Erinnerung an Clio zurück, an den Kuss, den betörenden Geschmack ihres Mundes. Sie berauschte ihn noch stärker als der Brandy, den er schon vor Jahren aufgegeben hatte. Jedes Mal in ihrer Nähe wünschte er sich nicht nur Küsse, sondern viel mehr.
Er betrachtete die Brille, die neben ihm auf dem Marmorrand des Brunnens lag. „Vergiss nicht, warum du hier bist“, flüsterte er und drückte den Zigarillostummel unter seinem Stiefel aus. „Um zu verhindern, dass jemand verletzt wird. Und nicht, um Clio zu umarmen.“
Vielleicht würde sie eines Tages alles verstehen. Sie sah Dinge, die sogar ihm verborgen blieben. Selbst wenn sie es niemals verstand und niemals sah, würde er für sie sorgen. Er dachte an seine erste Einladung in Santa Lucia, zu Lady Rivertons „Theaterabend“, den ersten Schritt seines Planes. Behutsam wickelte er die Brille in sein seidenes Taschentuch, ging in den Palazzo und winkte einen Lakaien zu sich. „Bringen Sie das sofort zu Miss Clio Chase.“
Nach dem Dinner setzten sich Sir Walter, Thalia und Cory in den Salon und lasen. Clio schlich die Hintertreppe zur Küche hinab.
Wenn Lady Riverton auch glaubte, sie wüsste alles, was in Santa Lucia geschah – Clio vermutete, die Witwe würde nur die augenfälligen Ereignisse in der englischen Gemeinde sehen. Wollte man die Wahrheit über all die Hintergründe erfahren, musste man sich an die Köchin Rosa wenden. Sie hatte eine große Familie – Söhne und Töchter, Nichten und Neffen, die in verschiedenen Stadtteilen arbeiteten, in den Tälern und Bergen ringsum, auf legale oder weniger legale Weise. Für ihren jüngeren Sohn Giacomo galt eher Letzteres.
Falls irgendjemand genauere Informationen über den englischen Duke gesammelt hatte, musste es die Köchin sein. Sie saß neben dem Herd, enthülste frische Erbsen und schwatzte mit ihrem Mann Paolo, der die Aufsicht im Stall führte. Auf dem Tisch lag eine Lammkeule, die für das Dinner am nächsten Tag vorbereitet werden sollte. Also musste der Metzger hier gewesen sein. Oder der Schafhirte.
Clio setzte sich zu den beiden und genoss die Wärme der knisternden Herdflammen an diesem kühlen Abend.
Grinsend hielt Paolo eine Flasche hoch. „Ein Glas Grappa, Signorina?“
„Ja, grazie.“ Clio nahm ein gefülltes Glas entgegen. Einer der Söhne brannte den Schnaps selber. Wie Feuer rann der Alkohol durch ihre Kehle. Sie lachte und wischte ihre brennenden Augen ab. „Oh, sehr gut. Rosa …“, begann sie zögernd. „Wissen Sie etwas über den Fluch, der angeblich auf dem alten Bauernhaus liegt?“
Mit einer raschen Geste schien Rosa böse Geister zu verscheuchen, bevor sie sich wieder mit ihren Erbsenschoten befasste. „Ein Fluch?“, fragte sie, ohne Clio anzuschauen.
„Ja, davon hörte ich heute. Und ich war erstaunt, weil Sie mich nicht davor gewarnt haben.“
„Pah, Sie sind eine Inglese . Ihnen kann der Fluch nichts
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