Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
Freiheit – nach allem, was sie gemeinsam mit Edward in dieser Hütte genoss. „Blumen sind viel besser als Diamanten.“
„Ich wusste es ja, das würdest du sagen. Deshalb habe ich diese Ohrringe an meinen Juwelier zurückgeschickt …“
Lachend fiel sie ihm um den Hals. „O Edward, offensichtlich würden sogar Dukes gute Ehemänner abgeben, wenn man sie ein bisschen erzieht.“
Er drückte sie an sich und küsste ihre Stirn. „Sicher würdest du hundert bessere Ehemänner finden als mich, Clio.“
„Ohne jeden Zweifel – einen freundlichen Mann, der klaglos alle meine Wünsche erfüllen und mich niemals in seltsame kleine Hütten einsperren würde, ohne Dienstboten, die mein Bad vorbereiten …“ Einen Mann, der nicht in unlautere Antiquitätengeschäfte verwickelt ist, ergänzte sie in Gedanken.
„Wie wäre es mit galanten, hübschen italienischen Grafen?“
„Ach, du meine Güte, Edward, bist du eifersüchtig? Auf Marco?“ Ja, das würde ihr gefallen. Gewiss war er schon oft verliebt gewesen. Zumindest hatte er viele Frauen begehrt, während es in ihrem Leben nur ihn gab. „Marco ist nur ein Freund“, fuhr sie leichthin fort. „Und ein Kollege, wenn man es so nennen möchte.“
„Und wo hast du diesen Kollegen gefunden? Bist du, exotisch verkleidet, in ein Zigeunerlager geschlichen?“
„Natürlich nicht“, entgegnete Clio amüsiert. „Er schrieb ein bewegendes Pamphlet über das traurige Schicksal einiger italienischer Altertümer, die in der Toskana gestohlen und in ausländischen Privatsammlungen versteckt wurden. Für Marco ist das kulturelle Erbe seiner Heimat sehr wichtig.“
„Und du hast dich sofort für seine Ideale begeistert.“
„O ja. Schon früher missfiel mir die skrupellose Sammelleidenschaft, die ich bei einigen Bekannten meines Vaters beobachten konnte. Doch ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen unternehmen sollte. Nachdem ich Marcos Pamphlet gelesen hatte, schrieb ich ihm.“
„Was?“ Edward schob Clio ein wenig von sich und starrte sie ungläubig an. „Du hast einem fremden Mann geschrieben?“
„Das war kein romantischer Brief. Und – überrascht es dich, dass ich in einer so bedeutsamen Angelegenheit die Schicklichkeit außer Acht ließ?“
„Eigentlich nicht.“ Edward lächelte wehmütig. „Was dich betrifft, verblüfft mich gar nichts mehr.“
„Genauso muss es sein. Inzwischen staune ich nicht einmal mehr über mich selber.“ Nein, das stimmte nicht ganz. War es etwa nicht verwunderlich, dass sie halb nackt mit dem Duke of Averton in einer abgeschiedenen Jagdhütte saß und gelassen über ihre Geheimnisse plauderte? Vor einem Monat – sogar vor einer Woche – wäre ihr das unmöglich erschienen. „Und so freundete ich mich mit Marco an. Als ich beschloss, die Liliendiebin zu spielen, wusste ich, wer mir helfen würde.“
Eine Zeit lang schwiegen sie, verspeisten ihr Abendessen und lauschten dem Knistern der Flammen, dem Rauschen des Nachtwinds hinter den Fenstern.
„Liebst du ihn wirklich nicht?“, fragte Edward nach einer Weile.
„Natürlich nicht. Für mich ist er viel zu charmant.“ Sie wandte sich zu Edward und hauchte zarte Küsse auf seine Wange, bis er lächelte. „Ich bevorzuge mysteriöse, verschwiegene Dukes.“
„O Clio“, seufzte er und drückte sie an sich. „Ob wir’s zugeben oder nicht, wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.“
Aus dem gleichen Holz? Ehe sie zu Wort kam und verlangen konnte, er möge seine Geheimnisse endlich lüften, presste er seinen Mund auf ihren, und sie vergaß alles andere.
Würde sie jemals genug von diesem Mann bekommen? Würde er ihre Sehnsucht jemals stillen? Clio fürchtete, die Antwort würde nein lauten. Niemals. Je öfter er sie beglückte, desto heißer begehrte sie ihn. Alles von ihm wollte sie – seinen Körper, seine Seele, seine Geheimnisse. Denn er besaß bereits alles von ihr .
Taumelnd sanken sie zu Boden, und die Wärme des Kaminfeuers hüllte sie ein, als sie ihre Kleidung ablegten. Bereitwillig hieß sie ihn in ihrem Körper und in ihrem Herzen willkommen.
Und bevor sie sich in ihrer Leidenschaft verlor, ging ihr eine bange Frage durch den Sinn. Würde er für immer in ihrem Herzen bleiben?
Diese Stunden in dem einsamen Liebesnest, fern von der Außenwelt, waren ein kostbares, flüchtiges Geschenk. Aus jeder Sekunde, aus jeder Liebkosung, aus jedem Kuss wollte sie das Beste machen. Denn es würde nicht mehr lange dauern.
23. KAPITEL
Thalia betrachtete den
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