Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
alles überstanden ist und du in Sicherheit bist, darfst du tun, was du willst. Geh zur Polizei, zeig mich an, lass mich verhaften. Aber vorerst werde ich so handeln, wie ich es für richtig halte.“
„Und ich tue, was ich für richtig halte!“, fauchte sie. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen seine Brust. Unfähig, Edwards Nähe zu ertragen, befreite sie sich von seinem Griff. Dann eilte sie zur anderen Seite des Raums und umklammerte einen Bettpfosten. „Oft genug hast du verrückte Dinge getan. Aber du musst wirklich wahnsinnig sein, wenn du dir einbildest, du kannst mich hier einsperren. Inzwischen wird meine Familie mich vermissen.“
„Wohl kaum“, entgegnete er mit einer ruhigen Stimme, die Clios Zorn noch schürte. „Dein Vater und deine Schwestern glauben, du seist mit den Darbys nach Motya gefahren. Also wird es ein paar Tage dauern, bis sich deine Familie Sorgen macht.“
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Zweifellos ein guter Schachzug, das musste sie ihm zubilligen. Immer wieder hatte sie spontane Entschlüsse gefasst. Deshalb würden ihr Vater und die Schwestern keinen Verdacht schöpfen. „Wie konntest du meine Kleider und meine Sachen in dieses Haus bringen?“
„Nun, ich habe meine Methoden.“ Edward schenkte ihr ein sanftes und zugleich beunruhigendes Lächeln.
Natürlich, dieser Mann konnte alles erreichen – wenn nicht mit seinem Adelstitel und seinem Geld, dann mit seinem Charme und seiner attraktiven äußeren Erscheinung. „Willst du mich kompromittieren?“, fragte sie verwirrt. „Warum – wo doch zahllose Frauen nur zu gern deine Ehefrau oder Geliebte wären.“
Edward lachte ironisch. „Da niemand weiß, dass du hier bist, wirst du nicht kompromittiert. Übrigens wäre ich glücklich, könnte ich dich als meine Ehefrau oder Geliebte gewinnen. Aber ich bin nicht so dumm, darauf zu hoffen. Das werde ich niemals erleben.“
„Allerdings nicht – schon gar nicht nach dieser lächerlichen Eskapade! Das alles ist mir rätselhaft, ich verstehe es nicht.“
„Dann sind wir quitt, meine Liebe, denn du erscheinst mir genauso mysteriös. Warum hast du meine Warnungen missachtet und weiterhin in deinem verdammten Bauernhaus gearbeitet, ganz allein?“
„Mittlerweile müsstest du mich kennen und wissen, dass ich mir niemals Vorschriften machen lasse. Es sei denn, man führt plausible Gründe an, wenn man mir empfiehlt, auf dies oder jenes zu verzichten. Warum willst du mich mit aller Macht von der Ruine fernhalten? Damit du deine tombaroli ungehindert hinschicken kannst?“
„Ich bin kein Dieb, Clio. Entsinnst du dich, was letztes Mal passiert ist, als du mich eines solchen Verbrechens verdächtigt hast?“
Nur zu gut erinnerte sie sich daran – sie war bei ihrem eigenen Raubzug ertappt worden. Der einzige Fehlschlag der Liliendiebin …
Verlegen wich sie seinem Blick aus, und er fuhr fort: „Ich sollte dich fragen, was du gemeinsam mit deinem Freund planst, dem sogenannten Conte di Fabrizzi. Welch ein günstiger Zufall – seine Ankunft in Santa Lucia, ausgerechnet jetzt! Jedenfalls wirkt der italienische Graf etwas glaubwürdiger als der Zigeuner.“
„Mit solchen versteckten Anschuldigungen lenkst du mich nicht ab. Wir reden über deine Sünden, nicht über meine. Bisher habe ich niemanden entführt.“
„Nun, vielleicht kann ich dich auf andere Weise ablenken.“ Ehe sie wusste, wie ihr geschah, durchquerte er das Zimmer, umfing ihre Taille und verschloss ihr den Mund mit einem verzehrenden Kuss.
Verwirrt und immer noch wütend, zuckte sie zurück. Aber eine überwältigende Leidenschaft verjagte schon nach wenigen Sekunden den Zorn, alle klaren Gedanken, die Erinnerung an die komplizierte Vergangenheit. Die Finger in Edwards Haar geschoben, öffnete sie den Mund, und seine Zunge spielte mit ihrer. Ebenso wie Clio geriet er erneut in den Bann dieser unwiderstehlichen Anziehungskraft.
Gewiss, er tat schreckliche Dinge. Aber sie auch. Entführung, Diebstahl … Und das vereinte sie. Wäre der eine ohne den anderen zu dieser ungesetzlichen Kühnheit imstande? Clio wusste es nicht. Und es interessierte sie nicht, denn sie kannte nur noch eine wilde Sehnsucht nach Edwards Küssen, seiner Berührung.
Sie sanken auf das ungemachte Bett, er lag auf ihr, und sie zerrte ungeduldig ihre Röcke hoch, schlang ihre Beine um seine Hüften und spürte seine Erregung. Das genügte ihr nicht. Jetzt nicht mehr.
Den Kopf in den Nacken geworfen, genoss sie Edwards
Weitere Kostenlose Bücher