Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
„Eine Katze? Damit du sie an meiner Stelle aus dem Fenster werfen kannst?“
„Unsinn! Schon immer habe ich mir eine Katze gewünscht. Aber sobald mein Vater in die Nähe dieser Tiere gerät, muss er niesen. In der Kindheit durften meine Schwestern und ich uns nur Ponys halten. Einmal besaß Cory eine Eule, die sie Athene nannte. Eindeutig – diese Hütte braucht eine flauschige graue Katze, die vor dem Kamin schläft und zufrieden schnurrt. Dann wäre das ein perfektes Heim.“
„Gefällt dir dieses kleine Haus?“
„Sogar sehr. Können wir nicht für immer hierbleiben?“
Welch ein verlockender Gedanke … Sich in diesen vier Wänden mit Clio zu verstecken, für den Rest seiner Tage nur Edward zu sein, kein Duke … Zu vergessen, ein glückliches Leben zu führen … „Meinst du nicht, man würde uns vermissen?“
Die Stirn gerunzelt, strich sie über seine Schulter, ergriff das Amulett und betrachtete es im schwindenden Sternenlicht. Klio, die Muse der Geschichtsschreibung …
„Doch, mein Vater würde mich vermissen. Obwohl er ein zerstreuter Gelehrter ist – wenn ich nicht zurückkomme, würde er es irgendwann bemerken. Wie viel Zeit haben wir noch?“
„Das weiß ich nicht.“ Er fürchtete, sie würde nach seiner Mission fragen, nach dem Grund, warum er sie hierhergebracht hatte. Das konnte er vorerst nicht beantworten.
Aber sie ließ das Amulett auf seine Brust fallen und stellte keine heiklen Fragen. „Also wäre es möglich, für immer hier zu wohnen.“
„Was hast du dir in deiner Kindheit sonst noch gewünscht? Außer einer Katze?“
„Oh, sehr viel. Eine eigene Bibliothek, in der ich arbeiten könnte, ohne dass meine Schwestern ständig ein und aus gingen und mich störten. Einen großen See … Darin wollte ich im Sommer schwimmen und im Winter darauf Schlittschuh laufen. Wir hatten ja nur einen kleinen Teich. Und ich wünschte mir, ich müsste keine Musikstunden nehmen. So gut wie Thalia würde ich niemals Pianoforte und Harfe spielen. Das wusste ich, und ich hasste diesen Unterricht.“
„Immerhin ein Talent, das meine Muse nicht besitzt …“
„Außerdem tanze ich nicht besonders gut“, ergänzte Clio lächelnd. „Aber ich kann reiten und schwimmen und Schlösser aufbrechen.“
„Was du mir eindrucksvoll bewiesen hast. Erstaunlich, dass du noch nicht versucht hast, dieses Schloss zu öffnen!“
„Dafür fand ich zu wenig Zeit. Und … ich fühle mich hier sehr wohl.“
„Deshalb möchtest du für immer in unserer kleinen Hütte bleiben.“
„Ja, du müsstest mir nur noch eine Katze bringen …“ Einige Sekunden lang schwieg Clio, dann fragte sie: „Was geschah danach?“
„Wonach?“
„Nun, nach jenem Tag im British Museum. Hast du dich sofort gebessert, dem Alkohol, den Spielkarten und den Kurtisanen abgeschworen?“
„Dazu wurde ich gezwungen. Denn als ich das Museum verließ, erfuhr ich, dass mein Bruder vom Pferd gestürzt war und sich das Genick gebrochen hatte. Der edle Hektor meiner Eltern lebte nicht mehr, und es gab nur noch mich, den erbärmlichen, nichtsnutzigen Paris.“
„Ohne Helena?“
„So ist es. Meine Eltern wollten mich mit Williams Verlobter vermählen. Dazu konnte ich mich nicht durchringen. Stattdessen versuchte ich auf andere Weise wiedergutzumachen, was ich ihnen zugemutet hatte. Ich hörte zu trinken auf, konzentrierte mich auf mein Studium und unternahm eine Grand Tour, auf der ich Antiquitäten für ihre Sammlung erwarb.“
„Was hielten sie von deinen Bemühungen?“
„Das weiß ich nicht. Während meiner Reise nach Rom starben sie an einer Fieberkrankheit. Wahrscheinlich zweifelten sie immer noch an mir. Der Gedanke, ich würde der nächste Duke sein, muss meinem Vater die letzten Stunden erschwert haben.“
„Könnten deine Eltern dich jetzt sehen, wären sie stolz auf dich. Und sie wüssten ihr Erbe in sicheren Händen.“
„Vielleicht nicht, wenn sie mich heute Nacht beobachten würden.“ Edward lachte leise. „Im Bett mit einer Chase-Tochter! Wie skandalös!“
Auch Clio lachte und richtete sich auf, ein Laken vor ihren nackten Brüsten. „Nun ja, in diesem Moment wären sie vermutlich schockiert. Aber sie würden sich über deine Arbeit für die Antiquities Society freuen, über die Reiseberichte, die du geschrieben hast, deine Geschichte der Punischen Kriege. Und weil du nicht mehr trinkst und … du weißt schon.“
„Weil ich auf Ausschweifungen mit reizvollen Frauen verzichte?“
„Davon … weiß
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