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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Höhle um. Hohe Felswände ragten zu einer Öffnung empor, aus der hellgelbes Sonnenlicht auf einen kleinen Teich fiel. Über dem klaren blaugrünen Wasser schwebten Dampfwolken.
    „Ein See ist es nicht“, sagte Edward. „Und du kannst darauf auch nicht Schlittschuh laufen. Aber ich dachte, hier würde es dir gefallen.“
    „Was ist das?“, fragte Clio und musterte fasziniert die Bilder an den steinernen Wänden – Weizengarben, Körbe voller Früchte, trächtige Tiere und Mohnblumen, die ein Emblem der Demeter darstellten.
    „Die Grotte der Demeter. Davon erzählte mir der Makler, als ich den Palazzo Picini und die Jagdhütte mietete. Hier huldigten die Menschen vor langer Zeit der Fruchtbarkeitsgöttin und baten sie um eine reiche Ernte.“
    „Wie schön …“ Clio kniete nieder und ließ ihre Finger durch das warme Wasser gleiten. „Dürfen wir darin baden? Oder ist es verboten?“
    „Dagegen hätte Demeter wohl kaum etwas einzuwenden. Heute ist es deine Grotte, das neue Reich der Musen.“
    Fröhlich lachte sie, setzte sich ans Ufer und zog ihre Schuhe und Strümpfe aus. Dann streifte sie ihr Kleid und das Hemd über den Kopf und versank im einladenden Wasser. Der Teich war nicht tief, und sie stand auf dem sandigen Grund, die Schultern von sanften, warmen Wellen umspült. Ihre Glieder fühlten sich ganz leicht an, als würde sie hochgehoben, über alle Sorgen des menschlichen Daseins hinweg. „Oh, es ist wunderbar!“, rief sie, und ihre Stimme hallte von den Felswänden wider. „Komm herein, Edward!“
    Er kniete sich an den Wasserrand und schenkte ihr ein seltsam schmerzliches Lächeln. „In ein paar Minuten.“
    Nun ließ sie sich auf dem Rücken treiben und betrachtete den weit entfernten Himmel. Dies war eine besondere Unterwelt, die nur Edward und ihr gehörte, ein magischer Ort, erfüllt von der Atmosphäre alter Riten und Gebete. Hier wurden alle Wahrheiten enthüllt und verziehen. „Wie ich dir bereits erzählt habe, schwamm ich früher mit meinen Schwestern im Teich bei der Chase Lodge. Das wollte meine Mutter uns verbieten. Aber wenn meine Eltern in die Stadt fuhren, schlichen wir zu unserem Lieblingsspielplatz hinaus. Wir stiegen auf einen Ast, schwangen uns durch die Luft und ins Wasser, und wir stellten uns vor, wir wären Meermädchen und Piraten. So angenehm warm und klar wie dieser Teich hier ist unserer nicht, sondern kalt und schlammig.“
    Clio hörte ein Rascheln, als Edward aus seinen Kleidern schlüpfte, dann verriet ihr ein Plätschern, dass er ins Wasser stieg. Wenig später trug er sie auf seinen Armen. „In meiner Kindheit habe ich Geschwister vermisst, mit denen ich schwimmen und reiten und spielen und an regnerischen Abenden Geistergeschichten erfinden konnte. William war viel älter. Und er interessierte sich nicht für Spiele.“
    „Mit meinen Schwestern habe ich nicht nur gespielt. Oft stritten wir, rissen einander an den Haaren und beschimpften uns. Nun ja, Thalia und ich zerrten uns an den Haaren. Dafür war Calliope zu sanftmütig – unsere Friedensstifterin. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein Einzelkind. Dann hätte ich in Ruhe studieren können.“
    „Hättest du wirklich so gern auf deine Schwestern verzichtet?“
    Clio glitt von Edwards Armen, tauchte unter und wieder auf. Lächelnd strich sie das nasse Haar aus ihrem Gesicht. „Nein, natürlich nicht. Ich liebe sie alle, obwohl sie mich oft zum Wahnsinn treiben.“
    „Warum denn?“
    „Immer sind sie da . Wir sind keine eigenständigen Personen, sondern ein Kollektiv – die Chase-Musen, einander für alle immer verpflichtet …“ Verwirrt verstummte sie. Noch nie hatten sie über solche Dinge gesprochen. Aber in dieser magischen Grotte, zusammen mit Edward, gewann sie den Eindruck, sie könnte alles sagen, alle ihre Gedanken und Geheimnisse und Träume enthüllen, und er würde es verstehen. „Vielleicht war das einer der Gründe, warum ich die Rolle der Liliendiebin übernahm.“
    „Wegen deiner Schwestern?“
    „Ja. Oh, selbstverständlich ging es mir auch um die Antiquitäten, die waren am wichtigsten. Ich wollte sie vor den Leuten retten, die sie nicht zu würdigen wussten – damit diese Kostbarkeiten an die Orte zurückkehren konnten, von denen sie stammten. Aber was ich tat, war auch mein besonderes Geheimnis – etwas, das mir allein gehörte. Gewiss, es war falsch. Das sehe ich jetzt ein, denn ich kämpfte auf ungesetzliche Weise für meine Ideale. Als ich die bittere

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