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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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ich nichts“, flüsterte sie. Das Blut stieg ihr in die Wangen, und er hätte beinahe wieder gelacht. Welch ein seltenes Wunder – Clio Chase errötete!
    „Natürlich weißt du darüber Bescheid. Immerhin bist du seit langer Zeit die erste Frau, mit der ich solche Ausschweifungen genieße.“
    Seufzend küsste sie ihn. „O Edward, du romantischer Narr …“

26. KAPITEL

    „Wohin gehen wir?“, fragte Clio belustigt. Edward hielt eine ihrer Hände fest. Mit der anderen berührte sie den Seidenschal, der ihre Augen verdeckte. Unter ihren Füßen spürte sie unebenes Terrain, und sie hörte welke Blätter rascheln, Kieselsteine klirren. Der würzige Geruch taufeuchten Grases stieg ihr in die Nase.
    So viel hatte sich in dieser Nacht geändert. Nun kannte sie die Schuldgefühle, die Edward so lange verfolgt hatten. Jahrelang war er unfähig gewesen, sich selbst zu verzeihen. Doch sie hoffte, er würde die Vergangenheit begraben und in eine Zukunft voller wunderbarer Möglichkeiten schauen.
    Auch sie wurde immer noch von ihrer Vergangenheit begleitet, sah sie aber etwas differenzierter. Irgendwie gewann sie den Eindruck, in der Jagdhütte, ihrem kleinen Märchenschloss, sei ein Schleier gelüftet worden, um ihr neue Wahrheiten zu zeigen.
    „Wohin gehen wir?“, wiederholte sie. „Willst du mich ein zweites Mal entführen?“
    „Schon vor langer Zeit hätte ich dich entführt, wäre mir bewusst gewesen, welche Freuden mir dieses Verbrechen bereiten würde. Wohin wir gehen, verrate ich nicht. Das musst du selbst herausfinden.“
    „Natürlich, du führst mich in die Unterwelt.“
    Edward lachte. „Und ich dachte, wir würden endlich aus der Finsternis auftauchen, wie Orpheus und Eurydike.“
    „Damit haben sie sich nur Schwierigkeiten eingehandelt.“
    „In meiner Version ist es Eurydike, die das Kommando übernimmt, und sie gelangen unbeschadet ins Licht.“
    „Ja, weil wir Frauen vernünftig sind und uns nicht umdrehen, wenn man’s uns verbietet.“
    „Da gibt es viele Wörter, die ich gebrauchen würde, um dich zu beschreiben, meine Liebe. ‚Vernünftig‘ gehört nicht dazu.“
    „Ha! Wenn es nötig ist, kann ich sehr vernünftig sein. Habe ich mich nicht mit meiner Gefangenschaft abgefunden, sobald mir klar geworden ist, dass ein Fluchtversuch sinnlos wäre?“
    „Nur weil ich dich mit Büchern, köstlichen Speisen und luxuriösen Bädern bestochen habe.“
    „Und mit anderen Dingen.“
    „Mit anderen Dingen?“
    „Komm schon, Euer Gnaden, du darfst deine Anziehungskraft nicht unterschätzen …“ Als sie über eine Wurzel stolperte, unterbrach sie sich erschrocken. Sofort umschlang er ihre Taille und verhinderte einen Sturz.
    Clio klammerte sich an ihn. Aufgrund des Dunkels vor ihren Augen spürte sie seine Nähe noch intensiver, seine muskulösen, nur von Hemdsärmeln bedeckten Arme.
    „Also findest du mich begehrenswert?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Trotz des warmen Frühlingstags erschauerte sie. „Das weißt du doch.“
    „Keineswegs. Aber ich bin froh, weil sich eine so bedeutsame junge Dame zu mir hingezogen fühlt.“ Blitzschnell hob er sie hoch. Die Welt schien sich zu drehen, als sie den Boden unter den Füßen verlor, und ihr schwindelte.
    „Edward!“, kreischte sie.
    „Keine Bange, ich lasse dich nicht fallen. Gleich sind wir da, und du kannst deine Neugier befriedigen, was unser Ziel und meinen begehrenswerten Körper betrifft. Falls du Lust dazu hast.“
    „Wohl kaum, mir ist schlecht.“
    „Bestimmt wegen der Riesenportion Brot und Käse, die du zum Frühstück verschlungen hast.“
    „Letzte Nacht habe ich einen gewaltigen Appetit entwickelt. Daran bist du schuld.“
    „Gib mir Bescheid, wann immer du glaubst, du müsstest einen kleinen Hunger stillen.“
    Clio fühlte, dass es bergab ging, und umfing seinen Nacken noch fester. An den Rändern ihrer Augenbinde verdichteten sich die Schatten. Offenbar ging er durch einen Wald. Über ihrem Kopf zwitscherten Vögel. Dann kam es ihr vor, als schreite er über einen Steinboden und steige eine Treppe hinunter. Zu ihrer Verblüffung hörte sie plätscherndes Wasser. „Ist das der Fluss Styx?“, wisperte sie.
    „Schau selber nach“, erwiderte er, stellte sie auf die Füße und entfernte den Seidenschal von ihrem Gesicht.
    Bis sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnten, dauerte es eine Weile. Sie blinzelte verwundert. Tatsächlich, sie waren in die Unterwelt geraten, in ein Zauberreich. Erstaunt sah sie sich in einer

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