Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
Enttäuschung in Calliopes Augen las – oh, es war so schrecklich. Trotzdem – für eine Weile …“
„Für eine Weile hast du geglaubt, du würdest wirklich leben.“
Erstaunt nickte sie. „Wieso weißt du das?“
Edward lächelte wehmütig. „Weil ich das Gefühl kenne, man wäre innerlich tot, man müsste das ändern und etwas tun – und sei es auch etwas Verbotenes. Nun, das hat nicht funktioniert, weder für dich noch für mich. Es kam mir so vor, als würde ich die Welt nur in schattigem Grau sehen, niemals in klaren Farben. Und dann zeigte mir dein rotes Haar die erste Farbe, die ich richtig wahrnahm.“
In ihren Augen brannten Tränen. Jahrelang hatte sie nicht geweint. Und jetzt, in Edwards Nähe, musste sie ständig dagegen ankämpfen. Krampfhaft schluckte sie. „Mein Haar ist kastanienrot . Und ich wäre dir dankbar, wenn du dich daran erinnern würdest.“
Er lachte, umfing sie und wirbelte sie durch schäumendes Wasser. „O nein, es ist rot . An dir leuchtet alles in lebhaften Farben, Clio Chase – rotes Haar, smaragdgrüne Augen, eine goldene Sonne in deinem leidenschaftlichen Herzen.“
Da stimmte sie in sein Gelächter ein. Die Hände auf seine Schultern gestützt, schaute sie ihn durch den Silberschleier der Dampfwolken an, ihren wundervollen Apollo. „In einem Punkt muss ich dir recht geben, ich bin sehr leidenschaftlich.“
„Für mich bist du das personifizierte Leben.“ Langsam ließ er sie ins Wasser zurücksinken, eng umschlungen standen sie beisammen. „Du hast mich gerettet.“
„Nein, nein, du hast dich selbst gerettet.“
„Nun, vielleicht hat sich der sorglose Junge in einen Mann verwandelt, den man beinahe für einen Duke halten könnte. Statt in Tavernen sitze ich jetzt in den düsteren Hallen der Antiquities Society. Ohne deine sichtliche Missbilligung im British Museum hätte ich das nicht geschafft.“
„Oh, schon seit Jahren versuche ich meine Missbilligung zu perfektionieren.“
„Und das ist dir gelungen.“ Lächelnd berührte er die weiße Narbe an seiner Stirn, die er dem Ellbogen der Alabastergöttin verdankte.
Voller Reue küsste sie die Narbe. „Tut mir so leid, Edward, niemals hätte ich …“
„Das habe ich verdient. Immerhin umwarb ich dich in meiner Galerie etwas … unsanft. Missbilligst du mein Verhalten immer noch? Nach allem, was geschehen ist?“
Clio schüttelte den Kopf. „Natürlich hättest du mich nicht entführen dürfen. So etwas hätte der alte Edward getan. Gewiss, du hattest deine Gründe. Aber die hättest du mir erklären sollen.“
„Glaub mir, ich wollte dich nur schützen. Und die Zeit wurde knapp. Eine andere Möglichkeit fiel mir nicht ein. Wirklich, ich bedaure es …“
„Auf deine Entschuldigung verzichte ich.“ Mit beiden Händen umfasste sie sein Gesicht und zwang ihn, ihr in die Augen zu schauen. Jetzt durfte er ihr nicht mehr ausweichen. „Ich will wissen, was hier vorgeht.“
„Bitte, Clio …“, begann er und legte seine Finger über ihre. „Es ist gefährlich.“
„So gut wie du kennt mich niemand. Also weißt du, dass ich vor keiner Gefahr erschrecke. Und ich möchte dir helfen, wenn ich es kann. Irgendwie hängt es mit dem alten Silber zusammen. Bist du hier, um es für dich zu gewinnen?“
„Da müsstest du mich besser kennen.“ Er wandte sich zur Seite, um ihr Handgelenk zu küssen. „Inzwischen habe ich es aufgegeben, meine Sammlung zu vergrößern. Obwohl mich Kunstwerke wie dieses Tempelsilber in Versuchung führen …“
„Arbeitest du hier wieder für die Antiquities Society? So wie in Yorkshire?“
„Das versuche ich.“ Er ergriff ihre Hand, führte Clio zu einer Felsenbank am Ufer des Teichs, und sie setzten sich. „Letztes Jahr erregte die Schale, die ich besitze, die Aufmerksamkeit der Antiquities Society – verbunden mit einem Hinweis auf ähnliche Stücke. Die Gentlemen vermuteten einen silbernen Tempelschatz, wie er nie zuvor entdeckt worden war. Und sie fürchteten, er könnte in die falschen Hände geraten.“
„Wer hat die Schale gefunden?“
„Mr. Darby. Wie du weißt, gehört er der Antiquities Society an. Er reist gerade nach London, um Bericht zu erstatten. Kurz vor deiner Ankunft in Santa Lucia brachte ihm ein Informant die Schale und erzählte ihm, gewisse Leute würden das restliche Tempelsilber suchen.“
„Wer ist dieser Informant?“
„Ein ehemaliger tombarolo . Er behauptete, nun würde er auf legitimere Weise Geld verdienen. Aber ich vermute,
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