Faszinierend wie der Kuss des Herzogs
verhalten.“
„Nein! Wenn du verletzt wirst …“
„Ist mir etwas zugestoßen, als ich die Liliendiebin war?“
„Nur weil du Glück hattest.“
„Ja, ich hatte Glück. Aber ich war nicht dumm und leichtsinnig. Das bin ich auch jetzt nicht. Bitte, lass mich dir helfen! Dieses Silber darf nicht verloren gehen, das müssen wir verhindern.“ Beschwörend schaute sie in seine Augen. „Ich bin kein Porzellanpüppchen. So leicht zerbreche ich nicht. Und außerdem …“, zärtlich hauchte sie einen Kuss auf seine Lippen, „ … wirst du stets in meiner Nähe bleiben und mich beschützen.“
Endlich spürte sie, wie sein Entschluss ins Wanken geriet.
„Also gut …“, erwiderte er zögernd. „Du wärst mir eine wertvolle Hilfe. Wozu du fähig bist, habe ich beobachtet. Aber nimm dich in Acht. Das musst du mir versprechen. Sobald du die ersten Anzeichen einer Gefahr bemerkst, wirst du in Deckung gehen.“
„Oh, vielen Dank!“, jubelte sie und schlang Edward beide Arme um den Nacken. „Das wirst du nicht bereuen. Wir werden die schuldige Person entlarven, ob es Lady Riverton ist oder nicht, und das Silber retten. Doch du musst auch mir etwas versprechen.“
„Was?“, fragte er misstrauisch.
„Du musst ebenfalls vorsichtig sein. Weil dein Leben sehr kostbar ist.“
Da presste er seinen Mund auf ihren und küsste sie voller Glut. Dann hob er sie hoch, und sie legten sich auf den trockenen Felsboden.
Und hier, in dieser alten Grotte, schenkte sie ihm ihr ganzes Herz. Nicht, dass sie es ihm gestehen würde. Sonst würde er glauben, er müsste sie heiraten und für immer einsperren. Und sie wäre gewiss keine respektable Duchess. Aber in diesem Moment, wo ihre Körper und Seelen verschmolzen, liebte sie ihn. Und das musste genügen.
Später lag Clio am Ufer des Teichs und genoss das warme Wasser, das ihre Füße umspülte, das Sonnenlicht, das herabschien, und Edwards Kopf auf ihrem nackten Bauch. Ermattet vom Liebesspiel, seufzte sie zufrieden und streichelte sein Haar.
Und plötzlich, überwältigt vom Glück dieses Augenblicks, brach sie in helles Gelächter aus.
„Oh, ich liebe den Klang deines Lachens.“ Belustigt richtete Edward sich auf. „Das höre ich zu selten.“
„Ja, wir beide sind viel zu ernsthaft. Und zu verschlossen. Vor allem du … In Zukunft wirst du mir aber nichts mehr verheimlichen.“
Er streckte sich an ihrer Seite aus und umfasste ihre Hand. „Jetzt habe ich keine Geheimnisse mehr, du weißt alles.“
„Nicht alles .“
„Aber das, was am wichtigsten ist. Und ich bin nicht der Einzige, der Geheimnisse hütet.“
„Auch ich habe dir die ganze Wahrheit erzählt“, protestierte sie. „Sogar über die Liliendiebin.“
„Leider bist du eine sehr komplizierte Frau, Clio Chase. Und ich wüsste gern, was sich in den dunklen Tiefen deiner Seele verbirgt. Sicher eine ganze Menge …“
Dass ich dich von ganzem Herzen liebe … Doch das würde sie ihm nicht verraten. „Das sagte ich doch, Edward, du weißt alles. Auch die schrecklichsten Dinge. Ein Wunder, dass du immer noch bei mir bist.“
„So leicht lasse ich mich nicht in die Flucht schlagen. Ich würde nur davonlaufen, wenn ich herausfände, dass du in Wirklichkeit eine hohlköpfige Debütantin bist – eins dieser grässlichen Geschöpfe in weißen Kleidern, die unentwegt kichern.“
„Keine Bange, die Chase-Musen kichern nicht.“
„Freut mich zu hören. Also hütest du ein anderes Geheimnis. Liest du gern Modezeitschriften? Oder trinkst du heimlich?“
„Ab und zu vergönne ich mir einen Grappa“, gestand sie. „Den brennt ein Sohn unserer Köchin. Und dieser Schnaps schmeckt köstlich.“
„Aha! Das wusste ich ja. Irgendetwas hast du mir verschwiegen.“
„Jetzt weißt du wirklich alles“, beteuerte sie. Aber der Gedanke an den Grappa erinnerte sie an Rosas anderen Sohn, den tombarolo Giacomo. „Ich habe nachgedacht …“
„Bitte, nicht!“ Lachend verdrehte Edward die Augen. „Dabei kommt nur was Furchtbares heraus. Diebstähle, nächtliche Einbrüche …“
„Tut mir leid, ich denke oft nach. Daran musst du dich notgedrungen gewöhnen.“
„Und woran denkst du jetzt?“
„An das Silber – und an die Diebesbande, der wir das Handwerk legen müssen.“
„Oh, ich verstehe.“ Sein Lächeln erlosch, und er richtete sich auf. „Wie willst du vorgehen?“
„In letzter Zeit habe ich einige Geschichten über rachsüchtige Geister und Flüche gehört. So etwas nehmen die Leute in
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