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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Thalia es gar nicht schätzen, verschont zu werden. Sie würde darauf bestehen, dass sie an der Verwirklichung des kühnen Plans mitwirken konnte. Und sie eignete sich auch hervorragend für die Aufgabe, die sie erfüllen sollte.
    Clio wollte die Vergangenheit begraben. Vielleicht gehörte dazu auch der Entschluss, die jüngere Schwester wie eine erwachsene Frau zu behandeln.
    „‚Ich hörte doch, welch einen Tod erlitten Niobe jammervoll.‘“ Vom Wind zu Clios Beobachtungsposten heraufgeweht, erklang Thalias klare Stimme. „‚Auf dem Grat des Berges erstickt sie der langsam wachsende Fels‘“
    Erstaunt hörte Clio eine andere Stimme, tief und wohlklingend, mit melodischem Florentiner Akzent. „‚Doch Göttin war jene, von Göttern gezeugt. Wir aber sind sterblich und sterblichen Stamms. Und dennoch! Wie herrlich: dasselbe Los mit Göttern zu teilen als sterbliches Weib im Leben und auch noch im Tode.‘“
    Durch das Fernglas sah sie Marco aus den steinernen Kulissen auftauchen. Offenbar sollte er nicht den Hämon darstellen. Thalia hatte ihm die Rolle des Chors zugedacht. Im rötlichen Glanz des Sonnenuntergangs blieb er neben ihr stehen, und sie streckten einander die Hände entgegen. Doch sie berührten sich nicht.
    „‚O weh!‘“, klagte Thalia. „‚Ärmste ich! Ich bin Schatten noch nicht, nicht Mensch mehr. Bin nicht dem Tod, nicht dem Leben eigen.‘“
    „‚Du schrittest vor zum letzten Trotz, und an des Rechtes hohem Thron bist heftig du gescheitert, Kind. Des Vaters Ringen musst du büßen.‘“
    Atemlos schaute Clio hinab und glaubte nicht, Thalia und Marco zu erblicken, sondern archaische Gestalten, in unausweichliche Kämpfe verstrickt. Nein, sie konnte ihre Schwester nicht schützen, so inständig sie es auch wünschte. Denn sie alle mussten hinnehmen, was das Schicksal ihnen auferlegte. Sie verstaute das Fernglas in ihrem Tornister und eilte den Hang hinab.
    Als sie sich dem Theater näherte, sah sie Thalia und Marco immer noch wortlos auf der Bühne stehen. Seite an Seite schauten sie ins Tal, das die letzten Sonnenstrahlen erhellten.
    Vielleicht lag es an Clios intensiven Gefühlen, an ihrer Liebe zu Edward, dass sie eine neue Spannung zwischen ihrer Schwester und Marco spürte, ein starkes, unsichtbares Band.
    „Ich glaube immer noch, dass du diese Stelle nicht richtig aussprichst“, sagte Thalia unvermittelt und zerriss das Band.
    „Selbstverständlich habe ich sie richtig ausgesprochen“, protestierte Marco. „Du hast dir stärkere Gefühle gewünscht, und sie habe ich ausgedrückt. In dieser Kunst sind die Italiener wahre Meister.“
    „Aber jetzt bist du zu emotional“, warf sie ihm vor.
    „Mögen die Götter mich vor halsstarrigen Engländerinnen retten!“
    „Und möge die Göttin mich vor Männern bewahren, die sich für gute Schauspieler halten!“ Temperamentvoll gestiku lierte sie mit dem Skript in ihrer Hand und rannte zum Bühnenrand. „Hör mal, ich glaube, du … Clio!“ Sie sprang die Stufen hinab, warf ungestüm beide Arme um den Nacken ihrer Schwester, und beide fielen beinahe in den Staub. „Oh, du bist hier! Du lebst!“
    Lachend tätschelte Clio die Schulter des freudestrahlenden Mädchens. „Ja, natürlich lebe ich.“
    „Und ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Thalia trat zurück und musterte Clio von Kopf bis Fuß, als wollte sie sich vergewissern, dass die ältere Schwester unverletzt war. „Wieso bist du schon wieder da?“
    „Bevor ich mit den Darbys in Motya eintraf, kehrte ich um. Hier habe ich viel zu tun, und ich will meine Zeit nicht verschwenden.“ Clio wandte sich zu Marco, der zum Bühnenrand gekommen war und sie unsicher anstarrte. „Wie ich sehe, seid ihr sehr beschäftigt.“
    „Ach, meinst du Marco?“, fragte Thalia betont lässig und wich Clios Blick aus. „Er hilft mir, die Theateraufführung vorzubereiten.“
    „Nur dabei hilft er dir?“
    „Außerdem arbeitet er in der Villa“, fügte Thalia hinzu und zuckte die Achseln. „Vater ist tief beeindruckt von Marcos historischen Kenntnissen.“
    „Also wart ihr in meiner Abwesenheit alle sehr beschäftigt.“
    „Irgendwie mussten wir uns die Zeit vertreiben. Lady Riverton gibt keine Partys mehr, und der Duke of Averton ist verschwunden. Angeblich hat er eine Reise nach Palermo unternommen.“ Thalias Augen verengten sich. Forschend schaute sie ihre Schwester an. „Wusstest du das? Ich meine, dass er Santa Lucia verlassen hat?“
    Clio öffnete den Mund, um zu

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