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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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Lampenschein unheimlich leuchten würde. Lose hing das blonde Haar hinab. Sie wirkte nicht aufgeregt, sogar ungewöhnlich gelassen, während sie die Lippen bewegte und ihren Text ein letztes Mal memorierte.
    Umso nervöser fühlte sich Clio in der Ruhe vor dem theatralischen Sturm. In aller Eile hatten sie die Szene vorbereitet. Nun fragte sie sich, ob sie die gewünschte Wirkung erzielen würden. Wenn es misslang – was sollte aus dem Tempelsilber werden?
    Und wie – oh, wie! – sollte sie Edwards Heiratsantrag beantworten? Dieses Problem bedrückte sie besonders schmerzlich. Mühsam schluckte sie und presste eine Hand auf ihr heftig pochendes Herz. „Nein, noch nicht alle“, erwiderte sie. „Bisher habe ich Lady Riverton und Mr. Frobisher nirgendwo entdeckt.“
    Sie schaute wieder am Wandschirm vorbei. Auch Giacomo war nicht erschienen. Sie sah ein paar Männer, die angeblich zu den tombaroli gehörten. Aber neben Rosa saßen nur Paolo, einige ihrer Töchter und Freunde. Übermütig hüpften ihre Enkelkinder auf den steinernen Stufen auf und ab, was das englische Publikum entrüstet beobachtete. Sir Walter, Lady Rushworth und Cory hatten in der ersten Reihe Platz genommen.
    „Keine Bange, wir haben noch viel Zeit“, sagte Thalia. „Sicher werden sie bald kommen. Hilfst du mir bei den letzten Vorbereitungen?“
    „Ja, natürlich.“
    In einer Ecke hinter dem Wandschirm hatte Thalia einen kleinen Tisch aufgestellt, voller Bürsten, Pinseln, Haarnadeln und Töpfen mit Theaterschminke. Clio wusste nicht, wie ihre Schwester das alles beschafft hatte. Vielleicht war sie eines Nachts in London in die Garderobe des Drury Lane-Theaters eingedrungen und hatte eine bedauernswerte Schauspielerin gezwungen, ihr die Sachen zu verkaufen.
    „Da.“ Thalia reichte ihr einen kleinen Pinsel und ein Töpfchen, das anscheinend mit Kalk gefüllt war. „Das musst du über meine Stirn und die Wangen streichen, damit ich wie eine blasse Leiche aussehe.“
    Schaudernd verschüttete Clio einen kleinen Teil der weißen Schminke. „Sag so etwas nicht!“
    „Bist du etwa abergläubisch geworden?“
    „Nun, man sollte das Schicksal nicht herausfordern.“
    „Hoffentlich teilen die tombaroli deine Meinung und wollen die Geister nicht ärgern.“ Thalia hielt ihr Gesicht ins schwindende Tageslicht, während Clio eine dicke weiße Schicht auf ihre Haut pinselte. Rasch verwandelte sich der rosige Teint zu aschfahler Blässe.
    „Was für ein Zeug ist das?“, fragte Clio. „Sehr effektvoll.“
    „Ja, nicht wahr? Ich habe gehört, Mrs. Thompson würde es im Covent Garden benutzen, wann immer sie ein Gespenst spielt. Und ich habe auch eine passende Lippensalbe.“ Thalia griff nach einem winzigen Fläschchen und rieb graue Farbe auf ihren Mund. „Sehe ich beängstigend aus?“
    „Ganz furchtbar“, antworte Clio wahrheitsgemäß. Am liebsten hätte sie die Farbe von Thalias Gesicht gewischt, damit sie wieder lebendig aussah.
    Ihre Schwester trat vor den Spiegel und setzte ihren Kopfputz aus Leinen und weißen Federn auf. „Sorg dich nicht, Clio, alles wird reibungslos ablaufen. Und du wirst es nicht bereuen, dass du mich um Hilfe gebeten hast.“
    „Wohl kaum. Wenn es irgendjemand schafft, Lady Riverton und die Diebe so sehr zu erschrecken, dass sie die Wahrheit verraten, dann bist du es. Aber versprich mir, sei vorsichtig.“
    „Natürlich ist sie vorsichtig“, mischte Marco sich ein, „außerdem bleibt sie stets in meiner Nähe.“
    Clio drehte sich zu dem Florentiner Conte um, der aus seiner eigenen „Garderobe“ hinter weiteren Wandschirmen auftauchte. Wie ein Schäfer gekleidet – in einer rostroten Wollhose mit passender Weste, mit einer Mütze auf dem rabenschwarzen Haar – hielt er das „verfluchte Diebesgut“ in der Hand, das er aus einem alten Grab „gestohlen“ hatte. Auf der Imitation einer etruskischen Vase prangte die Aufschrift: „Dies gehört den Göttern.“ Genauso lauteten die eingravierten Worte auf der antiken Silberschale.
    Seufzend schaute Thalia zum Himmel empor. Aber Clio bemerkte den Anflug eines Lächelns auf den grauen Lippen. „Besten Dank, ich kann auf mich selber aufpassen.“
    Sichtlich erbost, öffnete Marco den Mund – offensichtlich, um zu protestieren. Jedes Mal, wenn Clio die beiden zusammen sah, stritten sie. Anscheinend machte ihnen das einen eigenartigen Spaß. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Und so hob sie ihre Hand, um eine Diskussion zu unterbinden. „Memoriert euren

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