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Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Faszinierend wie der Kuss des Herzogs

Titel: Faszinierend wie der Kuss des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: AMANDA MCCABE
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geschickt.“ Er drückte Clio die Hand und führte sie in die Straße, die zu den grandiosen Palazzos führte. „Wollen wir Lady Riverton besuchen? Trotz der ungewöhnlichen Stunde, so spät am Abend?“
    „Irgendwie glaube ich, wir werden erwartet.“
    So wie alle Häuser in der Stadt lag auch der Palazzo Ihrer Ladyschaft im Dunkel. Kein Laut drang durch die geschlossenen Fensterläden. Ohne die Lichter und das fröhliche Stimmengewirr einer Party wirkte das Gebäude beklemmend und unheimlich. Halb und halb erwartete Clio, Geister umherschwirren zu sehen.
    „Suchen wir den Dienstboteneingang“, schlug Edward vor. „Meistens sind solche Türen unverschlossen.“
    An der Seite des Palazzos, am Fuß einer kurzen Treppe, fanden sie die Dienstbotentür, die tatsächlich unversperrt war. Clio öffnete sie einen Spaltbreit. Vorsichtig spähte sie hindurch, falls ein Lakai oder eine Magd auf den Theaterabend verzichtet hatte. Doch sie sah nur eine finstere Küche, in der nicht einmal ein Herdfeuer brannte. Sie trat ein und bedeutete Edward, die Luft sei rein.
    Hand in Hand schlichen sie die Hintertreppe hinauf und folgten einem düsteren Korridor zu den Herrschaftsgemächern. Angespannt lauschten sie auf ein Geräusch, das Frobishers Aufenthaltsort verraten würde. Alles blieb still.
    Und dann hörten sie endlich etwas, einen gedämpften, fernen Krach. Sofort wandten sie sich in die Richtung, aus der er herangedrungen war, und stiegen eine Treppe hinab, zur offenen Tür des Großen Salons.
    Das war nicht mehr der hell erleuchtete Raum, in dem Clio Tee getrunken und Thalias „Antigone“-Monolog beklatscht hatte. Nur in einem einzigen Leuchter brannten Kerzen. Aber sobald sich ihre Augen an das Halbdunkel gewöhnten, sah sie Ronald Frobisher vor einem umgestürzten Tisch stehen, dessen Schubfach herausgerissen und zertrümmert worden war.
    Daneben lag der große Samtsessel, in dem Lady Riverton Hof gehalten hatte, ebenfalls umgekippt, die üppige Polsterung zerfetzt, zweifellos von dem Dolch in Frobishers Hand.
    Nun hob er die Waffe und fuhr zu den Eindringlingen herum. „Kommen Sie nicht näher!“, schrie er wütend, das Gesicht verzerrt. Dieser Mann hatte nichts mehr mit dem Gecken gemein, der um Ihre Ladyschaft herumscharwenzelt war.
    Verstohlen tastete sie nach dem Dolch zwischen den Falten ihres Rocks.
    Aber Edward packte ihren Arm und zog sie hinter seinen Rücken. „Wir möchten mit Lady Riverton sprechen“, erklärte er mit sanfter Stimme. „Wie wir inzwischen herausgefunden haben, steckt sie hinter den unlauteren Machenschaften.“
    Frobisher lachte bitter und trat gegen den umgestürzten Tisch. „Mit dieser Dame würde ich mich selber gern unterhalten. Leider ist sie verschwunden.“
    „Ist sie im Theater?“, fragte Clio.
    „Wohl kaum. Sie schickte mich zu dieser lächerlichen Aufführung und sagte, sie würde mich dort treffen. Und jetzt ist sie weg – zusammen mit ihren Juwelen und den verdammten Hüten. Diese Hexe! Die ganze Zeit verkündete sie, wir seien Partner, und versprach mir …“
    „Was?“ Gespannt schaute Clio über Edwards Schulter.
    Einige Sekunden lang zögerte Frobisher, dann schüttelte er den Kopf. „Nun kann ich ja alles verraten, da sie sich aus dem Staub gemacht hat und ich die Zeche ohnehin bezahlen muss. Sie redete mir ein, wir würden uns das Silber aneignen und gemeinsam nach Neapel oder Rom reisen. Dort würden wir eine Menge Geld für den Schatz bekommen, dann könnten wir ein luxuriöses Leben führen. Und ich Narr habe ihr geglaubt! Nur das da hat sie mir hinterlassen.“ Er hob eine kleine Schale hoch, die so ähnlich aussah wie jene andere in Edwards Besitz, aber stärker verbeult war. „Den Rest hat sie mitgenommen, das Weihrauchgefäß, die Kellen, die übrigen Schalen … Diese verdammte Hexe! Hoffentlich wird sie in der Hölle schmoren!“
    Voller Entsetzen beobachtete Clio, wie er das Gefäß emporschwang, offenbar in der Absicht, die kostbare Antiquität auf den Marmorboden zu schleudern. Angstvoll stürmte sie an Edward vorbei und riss die Schale aus den Fingern des zornigen Mannes. Dabei stieß sie ihn gegen die Wand, und der Dolch in seiner anderen Hand bohrte sich in ihre Schulter.
    Als sie zu Boden sank, spürte sie den Stich nur vage und umklammerte die Schale immer noch.
    Und dann strömte der Schmerz durch ihren Arm – durch die ganze Seite ihres Körpers. Schockiert, halb benommen, starrte sie auf ihren zerrissenen Ärmel und die blutende

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