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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sich gerade was anderes abgespielt...«, sagte Gina zögernd.
    »Allerdings«, sagte Walter mit Nachdruck.
    Juliet Bellever kam aus der Bibliothek herein.
    »Mr Serrocold meint, wir sollten alle in der Bibliothek warten. Das wäre für die Polizei am praktischsten. Mit Ausnahme von Mrs Serrocold. Sie haben einen Schock erlitten, Cara. Ich habe Ihnen ein paar Wärmflaschen ins Bett legen lassen. Ich bringe Sie hinauf und –«
    Carrie Louise erhob sich und schüttelte den Kopf.
    »Erst muss ich Christian sehen«, sagte sie.
    »O nein, meine Liebe. Sie dürfen sich nicht aufregen –«
    Carrie Louise schob sie sanft, aber bestimmt zur Seite.
    »Liebste Jolly – du verstehst das nicht.« Sie blickte sich um und sagte: »Jane?«
    Miss Marple kam bereits auf sie zu.
    Zusammen gingen sie zur Tür. Dr. Maverick, der gerade hereinkam, wäre fast mit ihnen zusammengestoßen.
    Miss Bellever rief: »Halten Sie sie auf, Dr. Maverick! So etwas Unvernünftiges!«
    Carrie Louise sah den jungen Arzt ruhig an. Sie lächelte sogar ein wenig. Dr. Maverick fragte: »Sie wollen wirklich hingehen und – ihn sehen?«
    »Ich muss.«
    »Verstehe.« Er trat beiseite. »Wenn es denn unbedingt sein muss, Mrs Serrocold. Aber anschließend legen Sie sich bitte sofort hin und lassen sich von Miss Bellever betreuen. Im Moment spüren Sie den Schock vielleicht noch nicht, aber ich versichere Ihnen, das kommt noch.«
    »Ja. Sie haben sicher Recht. Ich werde ganz vernünftig sein. Komm, Jane.«
    Die beiden Frauen gingen durch die Tür, am Fuß der Haupttreppe vorbei und den Gang entlang, vorbei am Speisezimmer auf der rechten und der zu den Wirtschaftsräumen führenden Doppeltür auf der linken Seite, vorbei an der seitlichen Tür, die auf die Terrasse führte, und weiter zu der Tür, durch die man in die Eichensuite gelangte, die Christian Gulbrandsen zugewiesen worden war. Das Zimmer war mehr als Wohnraum denn als Schlafzimmer eingerichtet, mit einem Bett in einem Alkoven und einer Tür, die ins Ankleidezimmer und ins Bad führte.
    Carrie Louise blieb auf der Schwelle stehen. Christian Gulbrandsen hatte an dem großen Mahagoni-Schreibtisch gesessen, vor sich eine geöffnete Reiseschreibmaschine. Er saß immer noch auf dem Stuhl, zur Seite zusammengesackt. Die hohen Armlehnen verhinderten, dass er auf den Boden rutschte.
    Lewis Serrocold stand am Fenster. Er hatte den Vorhang ein Stück aufgezogen und schaute in die Nacht hinaus.
    Er drehte sich um und runzelte die Stirn. »Aber Liebste, das hättest du nicht tun sollen.« Er ging auf sie zu, und sie streckte die Hand nach ihm aus. Miss Marple zog sich ein, zwei Schritte zurück.
    »O doch, Lewis. Ich muss – ihn sehen. Man muss genau wissen, wie die Dinge stehen.«
    Langsam näherte sie sich dem Schreibtisch.
    Lewis warnte sie: »Du darfst nichts anfassen. Für die Polizei muss alles genau so bleiben, wie wir es vorgefunden haben.«
    »Natürlich. Er ist also vorsätzlich erschossen worden?«
    »Aber ja.« Lewis Serrocold schien überrascht, dass sie diese Frage überhaupt stellte. »Ich dachte, das wüsstest du.«
    »Ja, ich hab's gewusst. Christian hätte niemals Selbstmord begangen, und er war ein so umsichtiger Mann, dass es auch kein Unfall sein konnte. Bleibt nur eins –« Sie zögerte einen Moment. »Mord.«
    Sie trat hinter den Schreibtisch und schaute auf den Toten hinab. Auf ihrem Gesicht malten sich Trauer und Zuneigung.
    »Der liebe Christian«, sagte sie. »Er war immer gut zu mir.«
    Sanft berührte sie mit den Fingerspitzen seinen Scheitel. »Gott segne dich. Ich danke dir, lieber Christian«, sagte sie.
    Lewis Serrocold sagte mit einer Gemütsbewegung, wie Miss Marple sie bisher noch nicht bei ihm gesehen hatte: »Wollte Gott, ich hätte dir das ersparen können, Caroline.«
    Seine Frau schüttelte langsam den Kopf. »Im Grunde genommen kann man niemandem etwas ersparen«, sagte sie. »Früher oder später muss man der Wahrheit ins Auge sehen. Und deshalb: Je früher, desto besser. Ich gehe jetzt, mich hinlegen. Ich nehme an, du bleibst hier, bis die Polizei kommt, Lewis?«
    »Ja.«
    Carrie Louise wandte sich ab, und Miss Marple legte den Arm um sie.

Neuntes Kapitel
     
    A ls Inspektor Curry und seine Begleitung eintrafen, fanden sie Miss Bellever allein in der Großen Halle vor.
    Sie ging resolut auf die Herren zu.
    »Ich bin Juliet Bellever, Gesellschafterin und Sekretärin von Mrs Serrocold.«
    »Waren Sie es, die den Toten gefunden und uns angerufen hat?«
    »Ja. Die

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