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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gulbrandsens Zimmer. Ich wollte ihn fragen, ob er noch irgendeinen Wunsch hätte – warme Milch, einen Whisky –, bevor er sich zur Ruhe begab. Ich klopfte an, erhielt aber keine Antwort, also öffnete ich die Tür. Ich sah, dass Mr Gulbrandsen tot war. Ich rief Sie sofort an.«
    »Über welche Ein- und Ausgänge verfügt das Haus? Und wie sind sie gesichert? Hätte jemand von draußen hereinkommen können, ohne gehört oder gesehen zu werden?«
    »Jeder hätte durch die Seitentür von der Terrasse aus hereinkommen können. Diese Tür wird erst abgeschlossen, wenn wir alle zu Bett gehen, weil sie ständig von Leuten benutzt wird, die zu den Collegegebäuden gehen.«
    »Wie ich höre, haben Sie zwei- bis dreihundert jugendliche Kriminelle in dem College?«
    »Ja, aber die Collegegebäude sind gut gesichert und werden von Streifen bewacht. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass irgendjemand das College heimlich verlassen könnte.«
    »Das müssen wir natürlich überprüfen. Hatte Mr Gulbrandsen Anlass zu – nun, sagen wir, zu irgendwelchem Groll gegeben? Irgendeine unpopuläre Entscheidung im Zusammenhang mit dem College?«
    Miss Bellever schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Mr Gulbrandsen hatte mit der Leitung des College und mit Verwaltungsdingen nicht das Geringste zu tun.«
    »Welchen Zweck hatte sein Besuch?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Aber er war verstimmt über Mr Serrocolds Abwesenheit und beschloss sofort, seine Rückkehr abzuwarten?«
    »Ja.«
    »Also hatte er definitiv etwas mit Mr Serrocold zu regeln?«
    »Ja. Aber das lag sowieso auf der Hand – es konnte praktisch nur etwas im Zusammenhang mit dem Institut sein.«
    »Ja, dem ist wohl so. Hatte er eine Unterredung mit Mr Serrocold?«
    »Nein, dafür war keine Zeit. Mr Serrocold ist erst kurz vor dem Abendessen zurückgekommen.«
    »Aber nach dem Abendessen sagte Mr Gulbrandsen, er müsse wichtige Briefe schreiben, und ging in sein Zimmer. Er schlug keine Besprechung mit Mr Serrocold vor?«
    Miss Bellever zögerte. »Nein. Nein.«
    »War das nicht eher merkwürdig – wo er doch entgegen seinen ursprünglichen Plänen auf Mr Serrocolds Rückkehr gewartet hatte?«
    »Ja, das war merkwürdig.« Dieser Gedanke war Miss Bellever anscheinend noch nicht gekommen.
    »Mr Serrocold hat ihn nicht in sein Zimmer begleitet?«
    »Nein. Mr Serrocold blieb in der Halle.«
    »Und Sie haben keinen Anhaltspunkt dafür, um welche Zeit Mr Gulbrandsen getötet wurde?«
    »Ich halte es für möglich, dass wir den Schuss gehört haben. Wenn das zutrifft, war es um neun Uhr dreiundzwanzig.«
    »Sie haben einen Schuss gehört? Und das hat Sie nicht beunruhigt?«
    »Das lag an den besonderen Umständen.«
    Sie schilderte recht ausführlich die Auseinandersetzung zwischen Lewis Serrocold und Edgar Lawson.
    »Es ist also niemand auf den Gedanken gekommen, der Schuss könnte im Haus gefallen sein?«
    »Nein. Nein, ganz bestimmt nicht. Wir waren alle so erleichtert, wissen Sie, dass der Schuss nicht hier drinnen abgegeben worden war.« Miss Bellever dachte kurz nach und fuhr fort: »Wer würde es schon für möglich halten, dass sich an ein und demselben Abend in ein und demselben Haus ein Mord und ein Mordversuch ereignen?«
    Das sei allerdings wahr, räumte Inspektor Curry ein.
    »Trotzdem glaube ich«, sagte Miss Bellever plötzlich, »dass dieser Knall der Grund war, warum ich später in Mr Gulbrandsens Zimmer ging. Ich wollte ihn zwar fragen, ob er noch einen Wunsch habe, aber das war nur ein Vorwand. Eigentlich wollte ich mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war.«
    Inspektor Curry sah sie einen Moment lang prüfend an. »Weshalb dachten Sie, etwas könnte nicht in Ordnung sein?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, es war der Schuss, den wir draußen gehört hatten. Als er fiel, machte sich niemand Gedanken darüber. Aber hinterher ist er mir wieder eingefallen. Ich redete mir ein, es sei nur eine Fehlzündung von Mr Restaricks Wagen gewesen –«
    »Mr Restaricks Wagen?«
    »Ja. Alex Restarick. Er kam heute Abend mit dem Wagen – er traf kurz nach all diesen Vorkommnissen ein.«
    »Aha. Als Sie Mr Gulbrandsens Leiche fanden, haben Sie da irgendetwas im Zimmer berührt?«
    »Natürlich nicht«, verwahrte sich Miss Bellever. »Ich weiß doch, dass man nichts berühren oder bewegen darf. Mr Gulbrandsen war in den Kopf geschossen worden, aber es war keine Schusswaffe zu sehen, also musste es Mord sein.«
    »Demnach war vorhin, als Sie uns in das Zimmer

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