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Fata Morgana

Fata Morgana

Titel: Fata Morgana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geführt haben, alles noch exakt so wie zu dem Zeitpunkt, als Sie den Toten gefunden haben?«
    Miss Bellever überlegte. Sie lehnte sich zurück und verdrehte die Augen. Offenbar hat sie ein fotografisches Gedächtnis, dachte Inspektor Curry.
    »Etwas war anders«, sagte sie. »Es war nichts mehr in der Schreibmaschine.«
    »Meinen Sie damit«, fragte Inspektor Curry, »dass Mr Gulbrandsen, als Sie zum ersten Mal ins Zimmer kamen, dabei gewesen war, einen Brief zu schreiben, und dass dieser Brief später entfernt wurde?«
    »Ja, ich bin mir fast sicher, dass ein Blatt Papier aus der Maschine herausschaute.«
    »Ich danke Ihnen, Miss Bellever. Wer war sonst noch in dem Zimmer, bevor wir gekommen sind?«
    »Mr Serrocold natürlich. Er ist auch dort geblieben, als ich herauskam, um Sie zu begrüßen. Außerdem waren Mrs Serrocold und Miss Marple drin. Mrs Serrocold bestand darauf.«
    »Mrs Serrocold und Miss Marple«, sagte Inspektor Curry. »Welche ist Miss Marple?«
    »Die weißhaarige alte Dame. Sie war eine Schulfreundin von Mrs Serrocold. Sie ist seit ungefähr vier Tagen hier zu Besuch.«
    »Tja, danke nochmals, Miss Bellever. Alles, was Sie uns gesagt haben, war klar und präzise. Dann werde ich jetzt mit Mr Serrocold sprechen. Das heißt – Miss Marple ist eine alte Dame, sagen Sie? Vielleicht rede ich erst kurz mit ihr, dann kann sie anschließend zu Bett gehen. Wäre doch ziemlich rücksichtslos, eine alte Dame so lange wach zu halten«, sagte Inspektor Curry fürsorglich. »Muss ja ein Schock für sie gewesen sein.«
    »Soll ich ihr Bescheid sagen?«
    »Wenn Sie so freundlich wären.«
    Miss Bellever ging hinaus. Inspektor Curry blickte an die Decke.
    »Gulbrandsen?«, sagte er. »Warum Gulbrandsen? Über zweihundert straffällig gewordene Halbwüchsige auf dem Grundstück. Durchaus möglich, dass es einer von denen getan hat. Sogar wahrscheinlich. Aber warum Gulbrandsen? Der einzige Außenstehende im Haus.«
    Sergeant Lake sagte: »Wir wissen ja noch nicht alles.«
    »Bis jetzt wissen wir noch gar nichts«, erwiderte Inspektor Curry.
    Bei Miss Marples Eintreten sprang er galant auf. Sie schien ein bisschen nervös zu sein, und er beeilte sich, sie zu beruhigen.
    »Kein Grund zur Aufregung, Madam.« Alte Damen mögen es, wenn man sie mit Madam anredet, dachte er. Für sie gehören Polizeibeamte eindeutig der Unterschicht an und müssen denen, die über ihnen stehen, den nötigen Respekt erweisen. »Ich weiß, das ist alles sehr beunruhigend. Aber wir müssen einfach den Hergang aufklären. Alles aufklären.«
    »Oh, ich weiß«, sagte Miss Marple. »Ziemlich schwierig, nicht wahr? Klarheit zu schaffen, meine ich. Denn wenn man das eine ansieht, kann man nicht zugleich das andere ansehen. Und so oft sieht man auf das Falsche, obwohl sehr schwer zu sagen ist, ob es Zufall oder Bestimmung ist. Ablenkung nennen das die Zauberkünstler. Raffiniert, nicht wahr? Ich bin nie dahinter gekommen, wie sie das mit dem Goldfischglas machen – denn eigentlich kann man es ja nicht klein zusammenfalten, oder?«
    Inspektor Curry blinzelte ein wenig und sagte beruhigend: »Ganz recht. Nun, Madam, ich habe von Miss Bellever einen Bericht über die Ereignisse des Abends bekommen. Höchst beängstigende Ereignisse für Sie alle, wie ich mir denken kann.«
    »Ja, allerdings. Es war alles so dramatisch, wissen Sie.«
    »Also zunächst dieser Streit zwischen Mr Serrocold und« – er schaute auf seine Notizen – »diesem Edgar Lawson.«
    »Ein äußerst merkwürdiger junger Mann«, sagte Miss Marple. »Ich habe von Anfang an gespürt, dass mit ihm etwas nicht stimmt.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte Inspektor Curry. »Und dann, kaum war diese Aufregung vorüber, der Tod von Mr Gulbrandsen. Wie ich höre, sind Sie mit Mrs Serrocold in das Zimmer gegangen, um die, äh, Leiche anzusehen.«
    »Ja, das stimmt. Sie hat mich gebeten mitzukommen. Wir sind sehr alte Freundinnen.«
    »Gewiss. Und Sie sind mit in Mr Gulbrandsens Zimmer gegangen. Haben Sie irgendetwas angefasst, während Sie in dem Raum waren, Sie oder Mrs Serrocold?«
    »Aber nein. Mr Serrocold hatte es uns extra noch einmal eingeschärft.«
    »Haben Sie zufällig einen Brief oder ein Blatt Papier gesehen, Madam, beispielsweise in der Schreibmaschine?«
    »Nein«, sagte Miss Marple bestimmt. »Das ist mir gleich komisch vorgekommen. Mr Gulbrandsen saß an der Schreibmaschine, also musste er etwas getippt haben. Ja, ich fand das sehr merkwürdig.«
    Inspektor Curry sah

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